Die Quadrillen zählen am Wiener Opernball zu den Publikumsmagneten – allerdings machen nicht alle Besucher auch unbedingt eine gute Figur dabei. Um am 8. Februar in der Oper auf Nummer sicher zu gehen, konnte am Mittwochabend im Hotel Sacher beim Zeremonienmeister des Balles, Roman Svabek, persönlich der Kontratanz geübt werden. “Es kann wirklich jeder mitmachen”, ermutigte Svabek die Besucher.
Quadrille-Nachhilfe für den guten Zweck
Die “Quadrille für den guten Zweck” sollte aber nicht nur für die Trittsicherheit der Gäste – darunter Sopranistin Daniela Fally, die bei der Eröffnung singen wird – sorgen, sondern erneut karitative Projekte unterstützen. “Man muss auch etwas zurückgeben”, sagte Staatsoperndirektor Dominique Meyer. So wurde in der Pause zugunsten der Caritas-Obdachlosenschlafstelle “Die Gruft” und “Superar”, das Kinder mittels Musik unterstützt, Sammelstücke versteigert. Zu erwerben waren etwa der Originalentwurf der diesjährigen Opernball-Tiara von Dolce & Gabbana und ein Kleid von Lena Hoschek (Meyer: “Ich passe nicht hinein”).
Quadrillen wie jene am Opernball sind ein typisch wienerisches Phänomen. “Die gibt es sonst nirgendwo”, erklärte Svabek. Der Grund dafür ist tatsächlich die sprichwörtliche Musikalität vieler Wiener. Während sie in Frankreich, wo der Tanz im 19. Jahrhundert entstanden ist, nur eine weitere höfische Modeerscheinung war, wurde die Quadrille in Wien vom Volk gefeiert. “Das lag vor allem am Wirken von Johann Strauss. Der war lieber beim Volk im Prater als am Kaiserhof”, sagte Svabek. Und wie heute sollten die Quadrillen schon in ihren Anfangstagen vor allem Spaß machen. “Die Arrangements beinhalteten in Kurzform die Ohrwürmer der damaligen Zeit, die jeder kannte”. Tatsächlich wurden auch hunderte derartige Stücke geschrieben.
Quadrille soll Ballgäste miteinander bekannt machen
Auch der Zweck der Quadrillen ist der gleiche geblieben: Sie sollen auf lockere Art die Gäste des Balles miteinander bekannt machen. “Früher gab es ja viele Hausbälle, da waren Quadrillen ein gutes Instrument dazu, das Eis zu brechen”, sagte Svabek. Mitunter können die Bekanntschaft auch Folgen haben. “Ich kenne Paare, die sich bei Quadrillen kennengelernt und dann auch geheiratet haben”, erzählte Svabek.
Am Opernball am 8. Februar wird neben der Fledermaus-Quadrille auch die Orpheus-Quadrille und erstmals die Maskenball-Quadrille getanzt. Dabei ist nicht einmal mehr nötig, die verschiedenen Figuren überhaupt zu kennen. “Die kennen 80 Prozent der Teilnehmer nicht, aber keine Angst, die werden alle von mir angesagt”, versicherte der Tanzlehrer. Allerdings sollte man hart im Nehmen sein: “Es wird gerempelt, gegeneinander gelaufen und auf die Füße getreten. Manchmal bin ich froh, dass ich nur von oben zuschaue”.
(APA/Red)