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Keine Plage mit Plagiatoren

9-11-2017, 06:00

Unzählige Reeditionen können nicht irren: Möbel mit Geschichte werden immer gern gekauft, egal welchen Trend die Interior-Szene durchläuft. Warum? Weil sie zeitlos schön, langlebig und robust sind. Sie haben Bestand – und das vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Kontinuität. Seit Jahren legen Hersteller ihre Klassiker neu auf und passen Originalentwürfe an die Bedürfnisse von heute an (das ist nötig, weil die Menschen damals um einige Zentimeter kleiner waren als heute). Eingetaucht in aktuelle Farben wirken die Klassiker wie neu.

Zu den unangefochtenen Superstars zählt der "Lounge Chair" von Ray und Charles Eames. Er bewährt sich seit sechs Jahrzehnten, punktet mit Gemütlichkeit und bringt etwas Flower-Power-Flair in unser Leben. Andere berühmte Vertreter sind der "Egg-Chair", den der Däne Arne Jacobsen in den 60ern für die Lobby des SAS Hotel in Kopenhagen geschaffen hat. Oder der "Barcelona Chair", den die Bauhaus-Legende Ludwig Mies van der Rohe 1929 zur Weltausstellung in Barcelona entwarf.

Egal wofür Ihr Herz schlägt: Klassiker sind nie ein Fehlkauf. Sie stehen für handwerkliche Perfektion und erfüllen alle ökologischen und ethischen Anforderungen. Die Materialien sind von bester Qualität und die Hersteller gewähren jahrelang Garantie. Das erklärt den hohen Preis. Plagiate sind schon ab wenigen Hundert Euro erhältlich. Doch Vorsicht bei zu niedrigen Preisen: Zwar schwanken auch bei lizenzierten Nachbauten die Preise von Shop zu Shop, aber meist weniger als 20 Prozent. Spätestens bei einem Preisvorteil von mehr als 50 Prozent ist Skepsis geboten. Mit dem Kauf eines Originals erwirbt man ein Möbelstück, das man immer wieder gerne ansieht. Man erkennt die künstlerische Leistung des Designers an und erwirbt die Sicherheit, immer mit dem Händler Rücksprache halten zu können.

Kritische Stellen im Überblick

Foto: Hersteller Das Holz für den Lounge Chair stammt aus kontrollierten Anbaugebieten. Holz und Etikette: Der Clubsessel ist aus gebogenem Schichtholz gefertigt. Die Schale des Originals weist eine  Stärke von 8 mm auf,  das Material stammt aus kontrollierten Anbaugebieten. Beim Plagiat ist die Schale deutlich dicker, die Stärke beträgt 14 mm oder mehr. Furnierkanten sind oft  ausgerissen und stellenweise mit Filzstift ausgebessert. Die Herkunft der Rohstoffe ist unklar. 

Gestell: Beim Original ist die Schale aus Kirsch,- Nuss,- oder edlem Palisanderholz. Der Fußteil und die Rückenspangen sind verchromt, poliert oder schwarz lackiert. Falsche Maße und Neigungswinkel weisen auf ein Plagiat hin, ebenso  ein unlackiertes  Gestell und Spangen im falschen Abstand.  Logos und Etiketten belegen die Echtheit, aber auch sie können gefälscht werden. Bei Originalen verstecken sich deshalb  immer mehrere Hinweise, die die Authentizität belegen.
 Ein Aufkleber an der Unterseite und eine  Seriennummer an der Innenseite der Sitzschale  (die sich beim Händler oder beim Hersteller überprüfen lässt) belegen die Echtheit.

Proportionen: Dimensionen sind das A und O.   Bei billigen Nachbauten  werden Originalentwürfe aber oft nicht berücksichtigt. Konkret heißt das: Die Proportionen   stimmen nicht, das Möbel wirkt  plump und unförmig. Nähte sollten exakt auf den Kanten platziert sein und nicht willkürlich verlaufen oder komplett fehlen. Weitere Indizien sind die fehlende  Gummimuffe an der Unterseite der Armlehne, die  ein Ausreißen der Rückenschale verhindert. Gespart wird auch bei den  Spangen  an der Rückseite: Sie sind meistens  nicht poliert oder schwarz  lackiert.

Foto: Hersteller Beim Original verlaufen die Nähte genau auf der Kante. Polsterung und Knöpfe: „Bequem wie ein  weicher, getragener Baseballhandschuh“ (Charles Eames) muss er sein. Deshalb  sind  beim Original Sitz- und Rückenkissen mit hochwertigem Schaumstoff und  Vlies gefüllt. Durch Luftlöcher kann die Luft beim Hinsetzen ausströmen. Die Bezüge aus weichem Anilinleder sind abnehmbar, jeder Einzelteil ist austauschbar. Bei lizenzlosen Nachbauten  werden Materialrichtlinien  nicht beachtet. Synthetische Stoffe ohne Abriebfestigkeit kommen zum Einsatz, die  zudem noch schlecht verarbeitet sind.  In der Praxis bedeutet das:  Statt hochwertigen Bezügen gibt es eingefärbtes Billigleder, das   zu stark gespannt ist. Fehlende Luftlöcher. Nicht abnehmbare Bezüge. Und falsche Abstände bei der Knopfheftung. 

Preis: In Europa wird der Lounge Chair von Vitra, in den USA von  Herman Miller hergestellt. Das Original kostet ab 6490 Euro, Kopien gibt es ab 620 Euro.

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