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Cannabis in der Medizin: Eine Mehrheit ist dafür

26-09-2017, 06:00

Die Bevölkerung ist über Cannabis in der Medizin überraschend gut informiert – 77 Prozent ist der Begriff medizinisches Cannabis bekannt. Allerdings haben nur vier Prozent schon einmal Informationen über medizinisches Cannabis von einem Arzt oder Apotheker erhalten. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage unter 1000 Personen ab 16 Jahren, die von Meinungsforscher Peter Hajek durchgeführt wurde. Und: "Bei spontanen Assoziationen zum Thema Hanf überwiegen die Positivnennungen deutlich", sagt Hajek.

Und: 61 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass medizinisches Cannabis nur unter ärztlicher Verschreibung und Anwendung erhältlich sein. 59 Prozent sind dafür, dass medizinisches Cannabis nur auf Rezept in Apotheken erhältlich sein soll. Eindeutig hingegen fällt die Ablehnung einer generellen Legalisierung ab 21 Jahren aus (64 Prozent), eines Rechts auf Eigenanbau zu medizinischen Zwecken (68 Prozent) und von medizinischem Hanf ohne Rezept in Hanfshops (73 Prozent). Cannabisblüten auf Kassenkosten wie in Deutschland bejahen 40 Prozent unbedingt und 33 % eher. Eine hohe Zustimmung gibt es bei Befragten mit Schmerzpatienten in ihrem persönlichen Umfeld (56 Prozent).

Nicht mit Droge gleichsetzen

Otto Lesch, Präsident der Gesellschaft für Suchtmedizin, wies darauf hin, dass man Cannabis als Medikament nicht mit Cannabis als Droge gleichsetzen könne. Werde eine Substanz zu Therapiezwecken eingesetzt, etwa bei der Behandlung von Schmerzen mit Opiaten, „dann sei keine Suchtgefahr gegeben“. Hingegen seien Suchtmittel wie Alkohol und Tabak und die daraus resultierenden zahlreichen jährlichen Toten der Grund dafür, dass man sich den „Außenfeind“ Cannabis suche. Ebenso sei das Verbot von Cannabis allgemein zudem auf „Marktverdrängungsmechanismen“ zurückzuführen, erläuterte Lesch. Als Beispiel nannte er das Aufkommen der Barbiturate Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Hanf sei so zu einem Konkurrenzprodukt für das Schlafmittel geworden.

„Cannabis ist auch ein Gefühl“, ergänzte der Wiener Arzt Kurt Blaas, um die „hitzigen Diskussionen“ bezüglich der geforderten Freigabe von Cannabisblüten für medizinische Zwecke zu erklären. Er beschäftige sich bereits seit zwei Jahrzehnten mit Medizinalhanf. Blass trat wie Lesch dafür ein, dass auch die getrockneten Cannabisblüten ähnlich wie in Deutschland freigegeben werden sollen, weil er „weiß, dass das natürliche Cannabis besser wirkt“.

Was wo besser wirkt

Das wäre deswegen der Fall, da die Pflanze weitaus mehr Cannabinoide als die einzelne Medikamente enthalten würde und so je nach Patientenleiden dann effektiver wären. „Dronabinol wirkt etwa für Patienten mit Schlafstörungen, die auf herkömmliche Medikamente nicht mehr reagieren, ideal“, erläuterte Blaas. Andere Patienten berichten ihm jedoch oft von einem Wirkungsmangel der zugelassenen Medikamente, würden aber bei Konsum von - aus nicht legalen Quellen stammenden - Cannabisblüten sehr wohl eine Linderung ihrer Symptome verspüren. „Nichts spricht aber aus wissenschaftlicher Sicht gegen die Zulassung der Blüten zu medizinischen Zwecken“, schloss der Experte.

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