Der Komet 3I/Atlas, das erst dritte bekannte interstellare Objekt, passiert die Erde am Freitag in einer Entfernung von rund 270 Mio. Kilometern und kommt ihr damit auf seinem Weg durch das Sonnensystem am nächsten.
Eine Gefahr für die Erde stellt das eisige Objekt, das Staub und Gas freisetzt, nicht dar. Vermutet wird, dass der Komet deutlich älter als unser eigenes Sonnensystem ist, erklärte Alexander Pikhard von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) der APA.
Die Bahn des Kometen würde darauf hindeuten, dass er aus einem Bereich der Milchstraße stammt, in dem sich vorwiegend ältere Sternsysteme befinden. Das führe zur Annahme, "dass das Alter auf sieben Milliarden Jahre geschätzt werden kann", so Pikhard. Definitiv sagen lasse sich das aber natürlich nur, wenn das Material des Kometen untersucht werden könnte. Diese Möglichkeit gebe es nicht, weshalb an wissenschaftlichen Erkenntnissen "nicht sehr viel zu erwarten ist".
Raumsonden zur näheren Untersuchung könnten nicht so schnell auf den Weg gebracht werden. Es sei aber möglich, die Kometenatmosphäre spektrografisch zu untersuchen. Die Zusammensetzung werde aber typisch für Kometen sein, "weil auch wenn er von einem anderen Sonnensystem stammt, spricht nichts dafür, dass er eine gänzlich andere Natur hat". Dass es sich um ein interstellares Objekt handle, darauf würde die hohe Bahngeschwindigkeit von bis zu 250.000 Kilometern pro Stunde hindeuten. Für ein Objekt aus unserem Sonnensystem passe das nicht.
3I/ATLAS ist laut der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) das dritte bekannte Objekt von außerhalb des Sonnensystems, das jemals beobachtet wurde. Als ersten Besucher identifizierten Fachleute im Jahr 2017 den Kometen 1I/ʻOumuamua, ein zigarrenförmiges, etwa 400 Meter langes Objekt, im Jahr 2019 folgte 2I/Borisov. "Interstellare Kometen sind wahre Außenseiter, die Hinweise auf die Entstehung von Welten weit jenseits unserer eigenen bergen", so die ESA, die die Bahn des Kometen mit Teleskopen auf Hawaii, in Chile und Australien verfolgt. Mit bloßem Auge oder einem Fernrohr ist das eher unauffällige Himmelsobjekt nicht zu sehen. Die Entfernung beträgt ungefähr den 1,8-fachen Abstand der Erde zur Sonne.
Die Zahl "3" steht für den dritten Kometen dieser Art, "I" für "Interstellar" und "Atlas" für das Steuerungsprogramm des ATLAS-Teleskops (Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System) in Río Hurtado (Chile), mit dem der Komet im Juli erstmals entdeckt wurde. Die genaue Herkunft des einige hundert Meter bis zu mehrere Kilometer im Durchmesser großen Kometen ist unbekannt. Nach seiner größten Annäherung am 19. Dezember wird er der ESA zufolge bald in den Tiefen des Weltalls verschwinden.