Die EBU will die Teilnehmerliste für den Eurovision Song Contest 2026 in Wien noch heuer veröffentlichen. Doch bereits zuvor hat ein Quartett einen Boykott angekündigt - und weitere Länder könnten sich hinzugesellen.
Die am Donnerstagabend bei einer EBU-Generalversammlung getroffene Entscheidung, Israel am Eurovision Song Contest (ESC) 2026 in Wien teilnehmen zu lassen, stellt eine Belastungsprobe für den gigantischen Musikbewerb dar. Wie hart diese ausfällt, kristallisiert sich erst heraus. Einen Boykott haben die Niederlande, Irland, Slowenien und Spanien angekündigt. Weitere könnten folgen, stehen doch in mehreren Ländern Beratungen an. Aber auch so manchen Neustarter könnte es geben.
Song Contest ohne Island?
Nach der Zustimmung der EBU-Mitgliedssender zu einer Regeländerung, die die Unparteilichkeit des Bewerbs sichern soll, dürfen alle Mitgliedsländer an dem Musikwettbewerb teilnehmen, die die Kriterien erfüllen und das wünschen. Am härtesten trifft die European Broadcasting Union (EBU) bzw. den wohl der Boykott Spaniens. Es zählt zu den fünf großen Geldgeberländern des ESC. Außerdem gehören die spanischen Zuschauer bisher zu den leidenschaftlichsten Fans des Wettbewerbs. Mit Irland kommt dem ESC jenes Land abhanden, dass mit sieben Siegen beim ESC und dessen Vorgänger-Veranstaltungen das erfolgreichste Land darstellt - ex aequo mit Schweden. Die Niederlande belegten immerhin fünf Mal den ersten Platz.
Als Wackelkandidaten gelten etwa noch der isländische Sender RUV. Die Direktion will am Mittwoch über die Teilnahme Islands am ESC beraten. Andere Länder wie Belgien, Schweden und Finnland erwogen dies ebenfalls. Der schwedische Sender SVT zog die Bedenken nach der Bekanntgabe der Teilnahme Israels jedoch zurück.
Bulgarien vor ESC-Comeback?
Wieder mit dabei dürften zwischenzeitlich ausgestiegene ESC-Teilnehmer wie Bulgarien, Rumänien und Moldawien sein, erklärte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann Mitte November bei einer Pressekonferenz. Auch hielt er dabei fest, dass Kanada Interesse habe am Musikwettbewerb teilzunehmen. Überhaupt zeigte sich Weißmann optimistisch, dass man trotz der Debatte eine Rekordzahl an Teilnehmerländern verbuchen werde können. Damit müsste also die bisherige Rekordzahl von 43 Staaten übertroffen werden.
Die endgültige Teilnehmerliste will die EBU noch vor Weihnachten veröffentlichen. Die Zahl der Teilnehmerländer variiert beim ESC jedes Jahr. Doch in jedem Fall wirkt das ESC-Motto "United by Music" (Geeint durch Musik) angesichts der durch den Gazakrieg ausgelösten Debatte etwas blass. Weißmann betonte jedoch wiederholt, dass TV-Anstalten und nicht Regierungen am Wettbewerb teilnehmen.
Israels Präsident äußerte sich
Der israelische Präsident Izchak Herzog hat die Entscheidung für eine Teilnahme Israels am ESC gelobt. "Israel verdient es, auf allen Bühnen der Welt vertreten zu sein", hielt er auf der Plattform X fest. Er bedankte sich zudem bei Israels Freunden, die sich für das Recht des Landes starkgemacht hätten, weiter bei dem Wettbewerb dabei sein zu können. Dazu ist wohl auch Österreich zu zählen, sprachen sich doch mehrere Politiker - darunter Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) - klar für eine Teilnahme Israels aus. Auch die FPÖ erachtet es in einer Aussendung "selbstverständlich" als "begrüßenswert", dass Israel mit dabei sein könne, befürchtet jedoch, dass sich die "Streitigkeiten" bis zum Event ziehen könnten und damit "ausländische Konflikte" nach Wien importiert würden.
Wie sich der Boykott mehrerer Länder finanziell auswirkt, ist nicht ganz klar. ORF-Chef Weißmann hielt Ende Oktober in einem APA-Interview jedoch fest, dass das finanzielle Risiko "sehr überschaubar" sei. "Sollten ein oder zwei Länder nicht teilnehmen, ist es absolut stemmbar", sagte er. Das Risiko wird zwischen der EBU und dem Ausrichter in Form des ORF aufgeteilt.