Am Sonntag steht das 344. Wiener Fußball-Derby auf dem Programm. Es ist das erste von vier anstehenden Spielen zwischen Rapid Wien und der Wiener Austria ohne Gäste-Fans.
Vor dem 344. Wiener Derby zwischen Rapid und Austria wird auf ein harmonisches Auftreten geachtet. Erstmals seit Jahren gibt es wieder gemeinsame Pressetermine vor dem Spiel am Sonntag. Im Rathaus, als neutralem Ort, werden neben den Trainern Helm und Klauß auch Zagiczek und Hofmann aus der Führungsebene erwartet. Beide Vereine haben die Aufarbeitung des Skandals vom vergangenen Jahr vorangetrieben.
Rapids 2:1-Heimsieg wurde damals von schweren Krawallen nach Schlusspfiff überschattet. Fans stürmten aufs Feld, es kam zu wilden Szenen, zehn verletzten Polizistinnen und Polizisten und nicht weniger als 577 Anzeigen - über 400 davon jedoch gegen unbekannte Täter, großteils aufgrund von pyrotechnischen Vergehen. Die Nachforschung gestaltete sich aufgrund der vielen vermummten Randalierer schwierig. Die Zahl der ausgeforschten Krawallmacher ist demnach überschaubar.
Als Letztstand stehen aktuell 23 von der Bundesliga verhängte Stadionverbote nach den Ausschreitungen beim jüngsten Derby zu Buche. 18 davon hat die Austria beantragt, bei Rapid sind es fünf Personen, die laut Vereinsangaben eindeutig vom Club bzw. der Polizei identifiziert werden konnten. Im Vergleich dazu steht die Austria nun insgesamt bei 26 verhängten Haus- bzw. Stadionverboten, bei Rapid sind es in Summe aktuell neun.
Was die Vorkommnisse nach der 343. Derby-Auflage bewirkten: Die Wiener Großclubs gaben sich schnell einsichtig, Schuldzuweisungen blieben aus. Je 150.000 Euro Strafe erhielten Rapid und die Austria aufgrund der Ausschreitungen aufgebrummt. Das vergleichsweise milde Urteil konnte dadurch erklärt werden, dass sich die Stadtrivalen rasch darauf verständigten, dass die kommenden vier Derbys ohne Auswärtsfans über die Bühne gehen werden. Das erste davon trägt am Sonntag (17.00 Uhr) die Austria aus. Die Violetten vermeldeten am Dienstag ein ausverkauftes Haus mit über 15.000 Besuchern.
Der Auswärtssektor wird nicht leer bleiben: 23 karitative und soziale Einrichtungen hat die Austria eingeladen, das Derby kostenlos zu besuchen. Das Erscheinen mit Fanartikeln von Rapid ist untersagt und soll genau kontrolliert werden. Wie die Austria betonte, ist auch der gewerbliche Weiterverkauf von Tickets verboten. Derbys ohne Gäste-Fans gab es bereits, zuletzt vor knapp zehn Jahren. Im Frühjahr 2015 trugen die Austria und Rapid auf Geheiß der Liga je eine Partie ohne gegnerische Anhängerschaft aus. Vorangegangen war auch dieser Sanktion ein Derby mit schweren Ausschreitungen auf den Rängen.
Für die Polizei könnte das Derby am Sonntag eine der ruhigeren Auseinandersetzungen zwischen der Austria und Rapid werden. Auch wenn die Planung bei der Exekutive noch nicht abgeschlossen ist, versicherte sie, mit "ausreichend Polizistinnen und Polizisten mit sowohl zivilen als auch uniformierten Kräften im Einsatz" zu sein. Im Bereich des Stadions werde es zu kurzfristigen Verkehrseinschränkungen kommen. Besuchern des Spiels wurde geraten, "zeitgerecht und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen". In Hütteldorf soll es nach Infos der Exekutive zu einem Public Viewing kommen, der Club konnte dies vorerst nicht bestätigen.