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Bank Levy in the Focus of Coalition Negotiations

Gestern, 17:50

Bei den Koalitionsverhandlungen rückt am Mittwoch die Bankenabgabe in den Vordergrund.

Denn erstmals hätte diese freiheitliche Forderung in der dafür zuständigen Untergruppe offiziell behandelt werden sollen. Aus ÖVP-Sicht sei das dann aber doch nicht der Fall gewesen, wie ÖVP-Verhandler, Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer, gegenüber Ö1 erklärte. Für die Freiheitlichen freilich bleibt die Forderung indes aufrecht.

FPÖ-Forderung nach Bankenabgabe laut ÖVP nicht thematisiert

"Wir diskutieren alle Vorschläge, die auf den Tisch gelegt wurden. Und heute wurde keine Bankenabgabe vonseiten der freiheitlichen Partei auf den Tisch gelegt", betonte Mahrer nach den Verhandlungen gegenüber Ö1. FPÖ-Verhandler Hubert Fuchs sah das ein wenig anders: "Das ist immer ein Thema. Sie kennen unsere Forderungen. Und die Forderungen bleiben natürlich aufrecht", betonte er. Am Montag soll in der Gruppe Steuern und Finanzen weiter verhandelt werden.

Davor, nämlich bereits am morgigen Donnerstag, könnten die Parteichefs zusammentreffen. Dann könnte es auch sein, dass FP-Obmann Herbert Kickl und der VP-Vorsitzende Christian Stocker wieder einmal vor die Medien treten. Praktisch wäre es, wenn die beiden nach den Unstimmigkeiten vor allem vergangenes Wochenende von Fortschritten berichten könnten. Ob es die bei der Bankenabgabe geben wird, gilt als offen. Indes schwirren diverse Gerüchte bezüglich der Gespräche von Tempo 150 über Verschärfungen für Asylwerber bis zu Corona-Entschädigungen durch die Medien.

ÖVP scheint bei Bankenabgabe kompromissbereit

Die ÖVP war ja etwas vom Blitz gerührt, als die FPÖ vor wenigen Tagen diese Forderung lancierte. Denn die Volkspartei hatte das Scheitern der Gespräche mit der SPÖ unter anderem mit deren Verlangen nach einer Bankenabgabe begründet. Nun scheint man wohl auch mangels Alternative doch bereit, hier auf die Freiheitlichen zuzugehen. So beziehen sich etwa die "Salzburger Nachrichten" auf Verhandlerkreise, wonach die Banken einen Fonds im dreistelligen Millionen-Bereich dotieren könnten, über den zwar nicht das Budget (mit-)saniert werden soll, der aber insbesondere Klein- und Mittelbetrieben zugutekommen könnte.

Offiziell dazu äußern sich aktuell wenige Vertreter der ÖVP. Einer davon ist der Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger, der sich am Dienstagabend im ORF-"Report" dagegen aussprach, eine Abgabe kategorisch auszuschließen. Man müsse schauen, wie man diese zu Gunsten der Bevölkerung und der Wirtschaft gestalten könne, etwa mit dem Ziel günstigerer Kredite. Auf die Frage, wie er sich nun eine Abgabe vorstelle, meinte er: "Eine, die weniger weh tut."

Tempo 150 und Corona

Die Bankenabgabe ist freilich nicht das einzige Thema, über das munter spekuliert wird. Dazu gehört etwa auch Tempo 150, das von freiheitlichen Verkehrsministern bereits in früheren Legislaturperioden erprobt wurde. "Kurier" und "Kleine Zeitung" schreiben, dass dieser Wunsch auch diesmal im freiheitlichen Verhandlungsprogramm aufscheint. Der Verkehrsclub Österreich sprach sich am Mittwoch schon einmal fürsorglich dagegen aus.

Auch wird die Verhandlungen noch prägen. Hier soll FPÖ-Vorstellungen zufolge nach dem Vorbild Niederösterreichs ein Corona-Entschädigungsfonds etabliert werden, der unter anderem auch Entschädigungen für Strafen wegen Verstoßes gegen Covid-Maßnahmen enthalten soll. Freilich ist Corona in den Gruppen-Verhandlungen dem Vernehmen nach bisher nicht detailliert besprochen worden. Das Thema dürfte wie etwa auch Skyshield oder die Europa-Politik in die Chef-Runde rutschen.

Weniger medizinische Leistungen für anerkannte Asylwerber?

Koalitionär wohl nicht allzu schwierig ist der Asyl-Bereich, wo sich die Linien der beiden Parteien in den vergangenen Jahren immer mehr angenähert hatten. Dennoch gibt es auch hier Diskussionsthemen. Laut "Kronen Zeitung" überlegt man sogar bei bereits anerkannten Asylwerbern medizinische Leistungen reduzieren, was aber dem Vernehmen nach bei der ÖVP auf wenig Begeisterung stößt.

In der Grundversorgung sollte es gemäß freiheitlichen Vorstellungen nur noch eine Notfall-Versorgung geben und von der Leistung auch noch Geld dafür abgezogen werden. Sobald man anerkannt ist, könnte man ein besseres Level an Betreuung erhalten, wenn man gewisse Integrationsziele erreicht. Ob all das rechtlich möglich ist, wird laut "Krone" jetzt durch ein Gutachten geklärt.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sagte am Mittwoch am Rande eines Pressetermins, er wolle sich zu den Regierungsgesprächen "in keiner Weise" äußern. Grundsätzlich betonte er aber, dass er "sehr stolz darauf" sei, "in einem Land zu leben, wo Menschen, die krank sind, auch versorgt werden. Das wird auch in Zukunft so sein." Aber da, wo ein System missbraucht werde, wolle er das bekämpfen.

Tempo 150: VCÖ bringt Warnung vor

Die Einführung von Tempo 150 auf Autobahnen, die laut Medienberichten in den Regierungsverhandlungen von FPÖ und ÖVP Thema sein soll, hätte vielfache negative Folgen, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Im Vergleich zu Tempo 130 nimmt laut Daten des Umweltbundesamts bei Pkw im Schnitt der CO2-Ausstoß um 19 Prozent zu, die Feinstaub-Emissionen um 31 Prozent und jene der Stickoxide um 44 Prozent. Hinzu kommen mehr Spritverbrauch und Verkehrslärm sowie erhöhtes Unfallrisiko.

Eine Erhöhung des Tempolimits steht im Widerspruch zum Ziel, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und die Luftqualität in Österreich zu verbessern, verweist der VCÖ ebenso auf Daten des Umweltbundesamts. Auch der Spritverbrauch nimmt mit dem Tempo zu. Ein Pkw, der bei 130 km/h 6,5 Liter pro 100 Kilometer benötigt, verbrennt bei 150 km/h im Schnitt 7,7 Liter. Wird nach Bremsmanövern häufiger beschleunigt, steigt der Spritverbrauch zusätzlich, informierte der VCÖ am Mittwoch in einer Aussendung.

Die größeren Geschwindigkeitsunterschiede und häufigeren Bremsmanöver verschlechtern wiederum den Verkehrsfluss, das Risiko von Staubildung steigt. Außerdem sinkt die Reichweite, dagegen nimmt der Anhalteweg, der sich aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammensetzt, stark zu. Während ein Pkw bei 130 km/h auf trockener Fahrbahn und einer Reaktionszeit von 0,8 Sekunden bei Notbremsung nach 73 Metern steht, hat der Pkw bei gleichen Bedingungen mit 150 km/h nach 73 Metern noch eine Geschwindigkeit von 122 km/h, warnt der VCÖ.

"Der Preis für einen Zeitgewinn, der in der Praxis deutlich geringer sein wird als in der Theorie, wäre hoch: Mehr Spritverbrauch, mehr Verkehrslärm für die Anrainerinnen und Anrainer, mehr gesundheitsschädliche Schadstoffe, ein erhöhter CO2-Ausstoß und durch den deutlich längeren Anhalteweg ein erhöhtes Unfallrisiko", fasste Michael Schwendinger vom VCÖ zusammen. Die bereits bestehende FPÖ-ÖVP-Koalition auf Landesebene in der Steiermark erwägt laut Medienberichten zudem die Abschaffung des Feinstaub-Tempolimits auf Autobahnen im Raum Graz - des sogenannten Luft-Hunderters.

(APA/Red)

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