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FM4-Überraschungs­kon­zert: Bilderbuch im Porgy & Bess

7-03-2018, 11:13

So eine lange Schlange hat das Porgy & Bess in der Wiener Innenstadt wohl noch nie erlebt. Der Grund für diesen Andrang war ein von FM4 ausgetragenes Überraschungskonzert, zu dem man am Dienstag die österreichischen Pop-Gipfelstürmer Bilderbuch eingeladen hat. Der Ansturm auf die Tickets war also entsprechend groß. Die Karten gab es aber nicht zu kaufen, sondern nur zu gewinnen. Und es war alles exklusiv und streng limitiert. Denn in der traditionsreichen Location, wo normalerweise Jazz-Combos und Kabarettisten auf der Bühne stehen, bietet Platz für maximal 220 Personen. Mehr sind nicht erlaubt. So weit, so die Rahmenbedingungen. Jetzt zum Problem: Zum FM4-Überraschungskonzert haben sich innerhalb von 24 Stunden mehr als 8000 Menschen angemeldet. Damit hätten Bilderbuch das Porgy & Bess umgerechnet rund 32-mal ausverkaufen können. So entstehen Hypes. Und genau diesen wollen Bilderbuch im Rahmen ihrer 5000er-Clubtour", bei der sie – für ihre aktuellen Status – in ziemlich winzigen Locations auftreten. Das Konzert, dass sie am vergangenen Sonntag im PPC in Graz gaben, war zum Beispiel innerhalb einer Minute ausverkauft.

Adrenalinspritze

Mit dem Überraschungskonzert im Porgy & Bess vor 220 Auserwählten und Gewinnern haben sie sich wohl auch beim FM4 bedankt. Danke dafür gesagt, dass das "Alternative Radio" stets an Bilderbuch geglaubt hat, auch in Zeiten, als sich nur wenige für ihren … man muss es leider so sagen… ziemlich belanglosen Indie-Pop-Rock interessierten. Dann aber kamen „Maschin“ und das dazugehörige Album „Schick Schock“, mit dem sie sich eine Adrenalinspritze ins stotternde Herz rammten – und das Popland Österreich great again machten.

Vorbei sind sie nun, die brotlosen Zeiten der Band. Denn seit zwei Jahren füllen sie in Österreich und Deutschland große Hallen. 2019 wagen sie den nächsten Schritt und treten Open Air vor dem Schloss Schönbrunn auf. Mal sehen, ob sich ein "Ausverkauft!" ausgeht.

Digitale Rockshow

Dass sie live eine Macht sind, ihre Qualitäten (Inszenierung) am besten ausspielen können, haben sie am Dienstagabend im Porgy & Bess eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Es war eine „digitale Rockshow“ (©Maurice Ernst), die von einem dreiminütigen Schlagzeugsolo eingeleitet wurde. Dann betrat der Rest der Truppe und präsentierte ihre lässige Mischung aus Rock, Funk, R’n’B und Glam-Pop, wenngleich Bilderbuch zwei, drei Songs brauchten, um auf Betriebsgeschwindigkeit zu kommen.

Immer im Mittelpunkt: Maurice Ernst, der mittlerweile "erschwarzte" Frontstrizzi, Sänger und Teilzeitgitarrist der Band, bekam von der Stylistin nicht nur eine neue Haarfarbe (von Gachblond zu Gothic Noir) verpasst, sondern auch einen Mittelscheitel gezogen. Aber hey, das ist alles super schick, und sicher total angesagt.

Bilderbuch reichen einen über die 90 Minuten eine tanzbare, superduperfunky Feelgood-Crossover-Mischung, die einen in schlechten Phasen an die Red Hot Chili Peppers erinnert. Das ist durchaus als Kompliment zu verstehen. Mit Fortdauer des Abends merkt man aber – sofern man unbedingt etwas bekritteln muss -, dass Bilderbuch in puncto Songwriting der Saft ausgeht. Denn abseits ihren bekannten Hits wird die kreative Luft schon ziemlich dünn. Einige Songs klingen einfach unfertig.

Aber es gibt ja eben Kracher wie „Bungalow“, der relativ früh im Rahmen des Abends verbraten wurde. Jeder mit einem gültigen Handyvertrag zog beim ersten Ton sein Smartphone aus der Tasche und filmte oder fotografierte das Erlebte mit. Das geht natürlich ordentlich auf den Akku. „Ich brauch mehr Strom“ singt Maurice Ernst dazu passend. Dann wird ein „Spliff“ geraucht und ein „Softdrink“ getrunken, zum Runterkommen, versteht sich. Das alles groovt extrem cool.

Eldorado

Zu hören bekommt man auch eine Nummer namens „Megaplex“, „dem Eldorado des Vergnügens, in dem ich meine Kindheit verbracht habe“, sagt Ernst auf der Bühne und widmet diese Nummer Mama und Papa, die ihm das „Magic Life“ ermöglicht haben. Und das geht nach dem Konzert im Porgy & Bess natürlich weiter: , ehe es den ganzen April durch Deutschland geht.

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