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Oscars 2018: Der Name Weinstein fiel nur einmal

5-03-2018, 07:48

Der schärfste Witz kam gleich zuerst: Der Oscar hat keinen Penis, stellte Jimmy Kimmel, der Gastgeber der diesjährigen Oscarpreisverleihung  mit Blick auf die glatte, goldene Statuette fest. Auch der Name Weinstein fiel nur einmal (als jemand, der aus der Academy ausgeschlossen worden war).  Ab dann hielt sich der ansonsten sehr scharfzüngige Comedian mit Seitenhieben zurück und moderierte das 90. Oscarjubiläum geradlinig – und nur zu wenigen Scherzen aufgelegt.

Ohne große Überraschungen

Weitgehend überraschungslos verlief auch der gesamte Abend. Der nette Mexikaner Guillermo del Toro erhielt für sein dreizehn Mal nominiertes Fantasy-Märchen „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“, vier Oscars, darunter in den Kernkategorien bester Film und beste Regie.

Foto: APA/AFP/FREDERIC J. BROWN Guillermo del Toro Del Toro verlängerte damit den Siegeslauf seiner mexikanischen Landsleute Alfonso Cuarón und Alejandro González Inarritu: Innerhalb der letzten fünf Jahre hat mit ihm somit zum vierten Mal ein Mexikaner den höchsten Preis der amerikanischen Filmindustrie gewonnen – was im Lichte US-Politik und den Plänen von Donald Trump, zwischen Mexiko und America eine Mauer zu bauen, umso bemerkenswerter ist.

Die meisten Preisreden verliefen allerdings im privaten Rahmen („Ich danke meiner Frau“), zumal für die kürzeste Preisrede ein Jetski als Belohnung in Aussicht gestellt wurde. „Den werde ich wohl nicht bekommen“, meinte Gary Oldman. Und bedankte sich lieber bei seiner 99-jährigen Mutter, nachdem er den Oscar als bester Schauspieler für sein chamäleonartiges Spiel als Winston Churchill in „Darkest Hour“ in Empfang genommen hatte.  

Ein wenig aktivistischer Pepp

Als beste Schauspielerin wurde Frances McDormand für ihre Berserker-Rolle als rächende Mutter in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ausgezeichnet. Und auf Frances MacDormand ist Verlass: Sie war es, die als erste und einzige etwas aktivistischen Pepp in ihre Dankesrede brachte. Nicht nur bezeichnete sie sich selbst stolz als feministische Mutter, sondern ließ auch gleich alle nominierten Frauen, die sich mit ihr ihm Raum befanden, aufstehen. Gar nicht allzu viele, wie sich heraus stellte.

Ansonsten wurden die Oscars recht gleichmäßig verteilt: Christopher Nolan erhielt für sein bildgewaltiges Kriegsepos „Dunkirk“ drei Auszeichnungen, darunter für Sound und Schnitt: „Darkest Hour“ wurde mit zwei Oscars gewürdigt und die Satire „Three Billboards Outside Ebbind, Missouri“ ebenfalls mit zwei.

Rachel Morrison, die als erste Frau für beste Kamera nominiert worden war, verlor gegen den überaus sympathischen Briten Roger Deakins und dessen visuelle Leistung für „Blade Runner 2049“. Auch Greta Gerwig, nominiert für beste Regie und bestes Drehbuch für „Lady Bird“, ging leer aus, freute sich aber sichtlich mit den anderen Gewinnern. Ebenfalls zu den Verlierern zählte Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ mit Meryl Streep; denn, nein, Streep erhielt trotz ihrer 21. Rekordnominierung keinen vierten Oscar.

Zweite Chance für Dunaway und Beatty

Faye Dunaway und Warren Beatty erhielten dafür eine zweite Chance: Sie durften – wie auch schon im letzten Jahr – den Siegerfilm verlesen. Diesmal hielten sie – im Gegensatz zum letzten Jahr – die richtigen Kuverts in der Hand. Um zu verhindern, dass es nicht wieder zu Verwechslungen kam, stand nun in deppensicheren, großen Lettern die Preiskategorie auf jeden Umschlag gedruckt, sodass man ihn noch in der letzten Reihe lesen konnte. 

Wenn die Preisverleihung insgesamt moderat bis spannungslos verlieft, so zeigte sich die Academy doch ganz klar mit einem frischen Gesicht und verändertem Geschmack: Diversität und viel weibliche Präsenz standen klar im Vordergrund – das war sowohl an der Auswahl der nominierten, sehr unterschiedlichen Filme, wie auch der Gestaltung des Abends abzulesen.

Frauenpower

Foto: APA/AFP/MARK RALSTON Jane Fonda und Helen Mirren Ganze Generationen großer Schauspielerinnen zeigten sich da geeint auf der Bühne: Von Jane Fonda über Helen Mirren reichte die Kette über Jodie Foster bis zu Jennifer Lawrence. Jodie Foster kam auf Krücken gehumpelt und beschuldigte Meryl Streep für ihr Unglück. „Mir hat sie auch schon ein Bein gestellt“, sekundierte Jennifer Lawrence. Den lustigsten Auftritt lieferten jedoch  zweifellos die beiden umwerfenden Comediennes Tiffany Haddish und Maya Rudolph ab,  die gemeinsam als Preis-Präsentatorinnen  auf die Bühne stolperten und dort gleich einmal ihre hochhackigen Schuhe abwarfen: „Mir tun die Füße weh.“ – „Me Too.“

Da blieb selbst Jimmy Kimmel nicht mehr viel Spielraum: „Ich wünschte, ich wäre eine Frau.“

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