
Man konnte es schon draußen vor dem Ernst-Happel-Stadion sehen: Die Liebe der österreichischen Fans zu Robbie Williams ist ungebrochen. Zwar war das Konzert des britischen Superstars der erste Österreich-Auftritt seit langer Zeit, der nicht innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war. Und sein jüngstes Album "The Heavy Entertainment"-Show hält bei weniger als einem Sechstel der Verkaufszahlen des Vorgängers.
Aber jetzt, kurz vor der Wien-Show, knutschen die Fans für ein Selfie Robbies Konterfei auf den Postern der Kaffeewerbung vorm Stadion – weil es in Fleisch und Blut nicht geht. 53.000 sind gekommen. Und sie sind entschlossen, den Abend zu feiern, als wäre es noch die Mitte der Nuller-Jahre und Robbie auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
Tatsächlich stammen die meisten Williams-Klassiker aus der Zeit davor. Und wie wenig Eindruck die jüngsten Songs hinterlassen haben, zeigt der für Robbie-Verhältnisse flaue Show-Start mit dem Song "The Heavy Entertainment Show". So wenig Jubel hat kein anderer Eröffnungssong von Williams je entfacht.
Vielleicht liegt die Zurückhaltung der Fans zu diesem Zeitpunkt aber auch noch an dem eigenartigen Intro mit der "Robbie Hymne": Ein ein eingespielter Chor singt sie, während der Text im Karaoke-Stil auf den LED-Schirmen aufleuchtet. Er lässt die Höhen und Tiefen von Williams Karriere Revue passieren. Das hat schon Humor – aber zu wenig um den Größenwahn ganz in Selbstironie zu kehren und die Hymne nicht auch ein wenig peinlich zu machen. Den Fans steht es ins Gesicht geschrieben: "Singen, ja! Aber mit Robbie, nicht für ihn!"
Foto: KURIER/Jeff Mangione
So ist es wie der eigentliche Beginn der Show, als "Let Me Entertain You" erklingt, endlich alle Arme in der Höhe sind und das Hitfeuerwerk startet, für das alle gekommen sind: "Monsoon", "Millennium", "Come Undone" – mit Ausnahme von "Strong" und "Bodies" hat Williams alle seine Klassiker in diesem Programm.
Es gibt aber auch ein paar Überraschungen: In ein A-capella-Medley aus Hits von Kollegen wie Amy Winehouse und Prince baut er "Rock Me Amadeus" von Falco ein.
Und dann sind da noch diese liebenswert privaten Momente, die genauso ein integraler Teil der Robbie-Show sind, wie schelmische Moderationen und schlüpfrige Witze: Das Cover von "Sweet Caroline" von Neil Diamond, singt Williams mit seinem Vater. Und zu "Something Stupid" holt sich der Brite anstatt eines Fans seine Frau auf die Bühne. Dass Ayda ihm dabei "I love you" zuflüstert, ist nicht zu hören, aber auf den LED-Schirmen, die links und rechts in die Silhouette eines boxenden Robbie eingebaut sind, in Großaufnahme zu sehen.
Foto: KURIER/Jeff Mangione Dazwischen erzählt Williams von seinen Kindern, wie Töchterchen Teddy den Papa im TV sieht und sich ein anderes Programm wünscht. Oder wie Sohn Charlie, der eigentlich wenig spricht, sich neuerdings Schimpfwörter zu eigen macht.
So steigert sich die Stimmung bald in die in Wien übliche Robbie-Euphorie. Williams dankt es mit einer ehrlichen Liebeserklärung: "Immer, wenn mich wer fragt, was das beste Publikum ist, sage ich: ,Österreich’. Das ist ehrlich wahr. Ihr habt einen speziellen Platz in meinem Herzen. Und ich hoffe, ich habe einen speziellen Platz in euren Herzen", sagt er, bevor er die Zugabe beginnt und dabei "She’s The One" den Österreichern widmet.
"Angels" ist dann der Triumphzug, den man von Williams-Shows hierzulande gewohnt ist. So schön, dass Robbie gar nicht aufhören will. Spontan legt er noch ein Medley drauf, bei dem er einige der Hits, die er gerade gesungen hat, noch einmal in kurzen A-capella-Versionen anstimmt, bevor nach "My Way" wirklich Schluss ist.
