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Agnes Husslein: "Ich habe fürs Belvedere gebrannt"

16-02-2018, 06:00

Agnes Husslein-Arco, von 2007 bis 2016 Direktorin des Belvederes, steht wieder im Rampenlicht: Sie präsentiert im Leopold Museum die Sammlung von Heidi Horten (siehe Kritik rechts). Zudem hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen sie eingestellt. Im KURIER-Interview nimmt sie erstmals zur jüngsten Entwicklung Stellung. Im Sommer 2016 eskalierte der Konflikt: Agnes Husslein-Arco war verdächtigt worden, gegen die Compliance-Regeln verstoßen zu haben. Und so hatte der Kuratoriumsvorsitzende Hans Wehsely, von Ex-Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) bestellt, eine Prüfung einleiten lassen. Nach Studium des sündteuren Endberichts sprach er von "Verstößen, die den Tatbestand der Untreue erfüllten".

Der damalige Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) verlängerte daher nicht den Vertrag von Husslein-Arco, die der ÖVP nahesteht, sondern übertrug Stella Rollig und Wolfgang Bergmann die Geschäftsführung ab Jänner 2017. Und die Staatsanwaltschaft Wien nahm die Ermittlungen auf – wegen Betrugs. Am 18. Dezember, am Tag der Angelobung der neuen Regierung, wurden die Ermittlungen eingestellt. Doch damit ist die Angelegenheit nicht zu Ende. Am 6. Dezember hatte Bergmann in der Belvedere-Jahrespressekonferenz neue Vorwürfe gegen Agnes Husslein erhoben.

KURIER: Bergmann behauptet, Sie hätten im Brandschutztüren ausbauen lassen. Haben Sie?

Agnes Husslein-Arco: Das ist ein völlig absurder Vorwurf! Ich hätte es nie gewagt, Brandschutztüren auszubauen. Wir haben uns mit der komplexen Materie "Brandschutz im barocken Palais" intensiv auseinandergesetzt. Das beginnt damit, dass die mit Metallplatten verstärkten Türen nicht nach innen aufgehen dürfen, sondern nach außen aufgehen müssen. Die Folge ist, dass sich der Luftzug verändert. Zusammen mit dem Bundesdenkmalamt, der Burghauptmannschaft, einem Team von internen wie externen Experten und dem Architekten Wilfried Kuehn wurde ein Plan ausgearbeitet, wie wir Schritt um Schritt Klimatisierung und Brandschutz optimieren können. Diese Maßnahmen sind extrem kostspielig. Und immer, wenn wir Geld bekamen, wurde die Infrastruktur weiter verbessert.

Für die Klimaanlagen im Dachstuhl gebe es laut Bergmann "keine gültigen Baugenehmigungen". Haben Sie sich als Alleingeschäftsführerin über Vorschriften hinweggesetzt?

Nicht das ich wüsste. Mir wurde versichert, dass alle Auflagen erfüllt wurden. Und es gab für mich keinen Grund, meinem Team zu misstrauen.

Das Belvedere wollte eine Frage des KURIER zum Stand der Dinge in Causa Husslein nicht beantworten – mit dem Hinweis auf derzeitige "Vergleichsverhandlungen". Gab es ein klärendes Gespräch mit Bergmann?

Nein. Erstaunlicherweise hat er den Kontakt zu meinem Mann (Peter Husslein, Vorstand der Frauenklinik im AKH, Anm.) gesucht. Er soll sich, sagt Peter, moderater geäußert haben. Denn seine Anschuldigungen bei der Pressekonferenz seien in einer Kuratoriumssitzung thematisiert worden. Sie schaden ja nicht nur dem Belvedere, sondern der gesamten Museumsszene. 

Bekommen Sie nun die bis jetzt einbehaltenen Erfolgsprämien für 2015 und 2016 in der Höhe von 100.000 Euro?

Herr Bergmann hat, wie Sie wissen, Regressforderungen gestellt. Diese sind zum Teil von einer nicht überbietbaren Lächerlichkeit. Ich muss mir jetzt überlegen, ob ich gegen das Belvedere mit rechtlichen Schritten vorgehe. Die Ausgangslage ist vielversprechend, es ist nur die Frage, ob ich mir einen Prozess antun will. 

Sie scheinen noch immer emotional aufgewühlt zu sein.

Ja. Ich blicke stets nach vorne, aber es hat mich gekränkt, dass mein Name aus allen Ausstellungsprojekten gestrichen wurde, die ich bis Ende 2016 initiiert hatte. Das trifft mich insbesondere im Fall der Altarbilder von Rueland Frueauf dem Älteren. Ich habe vier Jahre an diesem Projekt gearbeitet – und 250.000 Euro aufgetrieben, damit diese Holztafeln restauriert werden konnten. Ich finde, es ist eine Frage des Stils. Ja, ich habe fürs Belvedere gebrannt. Und das wussten die Mitarbeiter.

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