1-01-1970, 00:00
Hakan Nesser war selbst mal Lehrer, immerhin 20 Jahre lang, ehe für das tägliche Brot der Erfolg seiner Schweden-Krimis reichte. Im neuen, "Der Fall Kallmann", schickt der Bestsellerautor drei Pädagogen an der Schule in ihrer Kleinstadt hoch im kalten Norden auf die Suche nach einem Mörder.
Oder erstmal nach einem Mord, denn keiner weiß, ob beim tödlichen Treppensturz des schon immer geheimnisvollen, bei den Schülern höchst beliebten Kollegen Eugen Kallmann jemand nachgeholfen hat. Wie gewohnt bei Nesser soll statt Action im Höchsttempo oder detailverliebten Verbrechensschilderungen die psychologisch anspruchsvolle Entfaltung der Personengalerie und behutsames Ausrollen des Plots die Leser fesseln.
Leon Berger, Nachfolger des toten Kallmann, hat eigentlich mit dem Tod seiner Ehefrau und der Tochter Judith bei einem Schiffsunglück innerlich genug zu tun, als ihm die mysteriösen Kallmann-Tagebücher in die Hände fallen. In Kindesjahren habe er die Mutter umgebracht, steht da geschrieben. Berger wundert sich auch, dass ihn mit der Kollegin Ludmilla Kovacs schnell mehr als nur Neugier auf den geheimnisvollen Kallmann verbindet. Igor Masslind gesellt sich als dritter Amateur-Detektiv dazu, weil ihm dieser Tote mit rätselhafter Vorgeschichte freundschaftlich nahegestanden hatte.
Die drei sowie Andrea, Schülerin im schönsten Teenager-Alter, und deren Mutter Ulrika erzählen im Wechsel vom Fortgang der Wahrheitssuche. Und dabei auch ihre eigenen Geschichten. Nesser wird von seinen Fans zu Recht geliebt für die elegante Verbindung von Krimi-Suspense mit psychologischer Romantiefe. Der Fall Kallmann allerdings hat davon auf fast 600 Seiten eindeutig zu wenig. In den Mord-Plot kommt erst nach gut der Hälfte Bewegung und ein frischer Wind in Gestalt von Kommissarin Eva Lundblad. Am Ende fällt die Auflösung auch nicht so ganz überraschend aus.
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