
Die gute Nachricht zuerst: Künftig werden Sie noch mehr Serien und Filme in noch hochwertigerer Qualität auf ihrem Endgerät abrufen können. Es wird allerdings immer teurer werden, außer man übt sich im gezielten Verzicht.
Zwischen 20,93 Euro und 26,73 kostet – je nach Bundesland – die GIS-Gebühr in Österreich. Ein Netflix-Abo nur 7,99 Euro, ebenso viel kostet der Zugang zu Amazon Prime Video. Ein Spotify-Abo kostet 9,99 Euro. Sie sehen: Mit den drei Marktführern im Audio- und Videobereich liegt man gemeinsam schon knapp über der höchsten GiS-Gebühr.
Und die Zukunft bringt noch weitere Bezahlangebote: Apple will ebenfalls in den Zukunftsmarkt einsteigen und hat laut Wall Street Journal zu diesem Zweck ein Budget von rund einer Milliarde US-Dollar (850 Mio. Euro) vorgesehen. Damit sollen bis zu zehn Serien im Jahr entstehen. Klingt nach viel? Platzhirsch Netflix will sein Serienbudget um diese Summe im kommenden Jahr erhöhen: Statt sechs Milliarden Dollar will der Streaminggigant 2018 sieben Milliarden Dollar ausgeben. Das Ziel: Die Kunden sollen mit Topproduktionen an das Unternehmen gebunden werden. Vor gut einer Woche hat auch Disney angekündigt, einen eigenen Streaming-Dienst auf den Markt zu bringen. Nach 2019 sollen keine neuen Disneyproduktionen mehr auf Netflix zu sehen sein. Das bedeutet mittelfristig: Wenn Sie Disney-Filme streamen wollen, müssen Sie bitte ein weiteres Abo abschließen. Zeitgleich verschwinden damit immer mehr sehenswerte Inhalte für Jahre hinter einer Bezahlschranke. Sie warten auf die nächste Hitserie von "Grey’s Anatomy"- und "Scandal"-Schöpferin Shonda Rhimes? Sie wechselte vom Fernsehsender ABC zu Netflix, um dort exklusiv zu arbeiten. Bis die Inhalte im regulären Free-TV zu sehen sind, dauert es wahrscheinlich Jahre.
Auch im Sportbereich tun sich sehr erfolgreich die Streamingdienste um: Der britische Anbieter DAZN (ausgesprochen "The Zone") besitzt etwa die Übertragungsrechte der Premier League für die Länder Deutschland, Österreich und Schweiz bis 2021. Kostenpunkt: 9,99 Euro pro Monat.
Im Kampf um die teuren Sportrechte haben zusehends die Anbieter aus dem Netz die Nase vorne. Die Champions League 2018/2019 werden Sie deshalb weder im ORF noch auf Puls4 sehen können, sondern nur mehr über Abo-Fernsehen beziehungsweise Streaminganbieter: Sky und DAZN teilen sich diesen sehr teuren Kuchen auf. Die herkömmlichen Anbieter stiegen in dem teuren Wettrennen einfach aus.
Kurzer Kassasturz: Wer sich für Sport, die neuesten Serien und für einen Audiodienst wie Spotify und vielleicht künftig auch noch Disney-Filme interessiert, weil die Kinder das wollen, steht mittelfristig bei rund 80 Euro monatlichen Kosten, wenn man GIS-Gebühren und Kosten für einen Internet/Serviceprovider dazunimmt. Keine schlechte Preissteigerung, wenn man bedenkt, dass man vor 20 Jahren vielleicht nur Zimmerantenne und ORF-Gebühren finanzieren musste.
Ob sich die Expansionspläne für alle Tech-Giganten auszahlen, wird sich allerdings zeigen. Der Schritt von Disney wird etwa von Analysten kritisch beäugt. Netflix als internationale Nummer eins hat 104 Millionen zahlende Kunden weltweit. Ein relativ neues Konkurrenzprodukt, CBS All Access, hat gerade einmal vier Millionen Abonnenten. Wie viele Kunden Amazon Prime Video hat, ist überhaupt nicht bekannt – das Unternehmen hält sich zu seinen Kunden bedeckt.
Klassische TV-Stationen pochen übrigens darauf, dass die Streaming-Marktanteile gering seien.
