Endlich hat jemand verstanden, dass im Wort "Comic Book" eindeutig das Wort "komisch" steckt (und nicht "zynisch" oder "deppert"). "Kiwi"-Regisseur Taika Waititi (der Mann stammt aus Neuseeland) machte "Thor – Tag der Entscheidung" zum witzigsten Teil des bislang dreiteiligen Marvel-Abenteuers rund um den blonden Donnergott.
"Thor", schrieb ein genervter US-Kritiker, sei der fadeste "Avenger" unter Marvels Superhelden-Team. Diesem Vorurteil zum Trotz, presst ein gut gelaunter Chris Hemsworth seinen gefährlich auftrainierten Body wieder lässig in Thors antikes Lederröckchen und schwingt dazu den Hammer.
Fröhlich mixt Waititi die Mitglieder des Marvel-Universums zu einer Sitcom der Superhelden durcheinander. Benedict Cumberbatch hat einen Kurzauftritt als Dr. Strange und drückt Thor ein Bierglas in die Hand. Dieser gluckert glücklich sein Krügerl, welches sich wie durch Zauberhand immer wieder von selbst auffüllt. Das hebt die Stimmung!
Gute Laune verbreitet auch ein flamboyanter Jeff "Die Fliege" Goldblum im schlampigen Schlafrock. Als eine Art Disco-Diktator namens Grandmaster befehligt er einen schrillen Planeten, dessen hysterische Bewohner er mit Gladiatorenspielen unterhält. Grandmaster kann sich zwar Thors Namen nicht merken und nennt ihn beharrlich "Lord of Thunder" ("Ich bin ein Gott, kein Lord!"). Kämpfen muss Thor trotzdem. Diesmal sogar ohne Hämmerchen.
Sein magisches Werkzeug wurde ihm nämlich von seiner bösen ...äh... Schwester zerbröselt. Wo die plötzlich herkommt? Fragen Sie Anthony Hopkins. Als einäugiger Gott Odin liefert er über den bislang geheim gehaltenen Familienzuwachs eine etwas lahme Erklärung.
Dass es sich bei der "Schwester" ausgerechnet um Charakterschauspielerin Cate Blanchett in schwarzem Lederlack handelt, ist nur einer von "Thors" kuriosen Lustigkeiten. Dazu trägt Blanchett bierernst ein Hirschgeweih auf dem Kopf und setzt alles daran, um Thors Heimat Asgar zu vernichten.
Im Rausch der computergenerierten Spezialeffekte wechseln schöne Schauplätze in schnellem Tempo zwischen knallbunten Planeten, braunen Schrotthaufen und düsteren Kriegsplätzen. Der ironisch-komische Unterton aber bleibt konstant gut gehalten.
Bevor es zum Finale im CGI-Kampfgewitter kommt, muss Thor noch am Gladiatorenkampf teilnehmen. Sein Gegner ist – zu seiner großen Freude – der grüne Riese Hulk. "Wir kennen uns!", jubelt Thor angesichts seines "Avenger"-Kollegen, doch Hulk kann sich an nichts erinnern und schlägt wild um sich. Bedauernd muss Thor feststellen: "Hulk ist nicht der Hellste."
Zum Glück taucht auch gleich zu Beginn Thors fieser Bruder Loki (langhaarig: Tom Hiddleston) wieder auf. Loki hatte ja sein tragisches Ende in "Thor – The Dark Kingdom" nur vorgetäuscht und lässt nun seinen "Fake"-Tod als Bühnenstück aufführen – zur allgemeinen Volksbelustigung. Ausgerechnet Matt Damon spielt den sterbenden Loki, mit schlecht sitzender schwarzer Perücke. Spätestens ab dann weiß man: Alles nur Spaß.
INFO: USA 2017. 130 Min. Von Taika Waititi. Mit Chris Hemsworth, Tom Hiddleston, Cate Blanchett.
KURIER-Wertung: 
