Vielleicht kennen auch Sie das Phänomen: Am Telefon sprechen Sie über ein bestimmtes Thema, beispielsweise Ihre Pläne für eine bevorstehende Reise. Kurz darauf erhalten Sie bei Facebook eine Werbeanzeige für exakt das geplante Reiseziel. Selbst dann, wenn das Smartphone nur in der Nähe lag.
Mitschnitt. Der Verdacht: Facebook schneidet heimlich Gespräche mit und wertet sie aus. Berichte darüber gibt es schon länger. Eine US-Wissenschaftlerin konfrontierte Facebook schon 2016 mit den Vorwürfen. Der Social-Media-Riese gab zu: Ja, wir hören mit. Allerdings nicht immer und Gespräche würden nicht aufgezeichnet.
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„Sie tun es“, sagt Georg Markus Kainz von der Wiener Datenschutz-Vereinigung quintessenz zu ÖSTERREICH. „Wenn ich die Facebook-App nutze, Benachrichtigungen checke, springt das Mikro an und Facebook hört mit“, sagt er. „In Europa machen sie es laut Facebook nicht, wegen der strengen Datenschutzregeln“, so der Experte. Ob Facebook sich daran hält, ist auch für ihn fraglich (siehe unten).
Anrufprotokolle. Und Facebook zeichnet noch mehr auf, auch in Europa: Britische Nutzer, die wegen des Skandals um die illegale Nutzung von Userdaten durch die Beratungsfirma Cambridge Analytica ihr Profil bei Facebook löschen wollten (siehe rechts), bemerkten, dass Facebook alle ihre Anrufe und Textnachrichten protokollierte. „Stimmt“, sagt Facebook nun gegenüber der Zeitung Daily Mail. Aber: „Diese Funktionen sind optional.“ Die Nutzer hätten vorher explizit zugestimmt. Kainz widerspricht: Facebook sei „bekannt dafür, Funktionen zu aktivieren und erst später zu fragen“. (baa)
ÖSTERREICH: Was weiß Facebook über mich?
Georg Markus Kainz: Der erste Skandal ist, dass sie protokollieren, wem Sie SMS schicken, mit wem Sie telefonieren und wo Sie sich ins WLAN einloggen. Deshalb bekommen Sie auch Freunde vorgeschlagen, mit denen Sie gerade telefoniert haben.
ÖSTERREICH: Hört Facebook auch bei Gesprächen mit?
Kainz: Sie tun es, zumindest in den USA: Immer wenn ich die App nutze, springt das Mikro an. Und logisch, wenn Sie SMS diktieren, wird aufgezeichnet.
ÖSTERREICH: Und in Europa?
Kainz: Laut Facebook nicht, wegen des strengeren Datenschutzes. Aber Sie müssen sich darauf verlassen, dass die Firmen sich daran halten. Und Facebook hat, freundlich gesagt, den Graubereich überstrapaziert.
ÖSTERREICH: Facebook sagt, es habe die Erlaubnis?
Kainz: Das stimmt nicht. Facebook ist bekannt dafür, neue Funktionen zu aktivieren und erst später um Erlaubnis zu fragen.
ÖSTERREICH: Was ist die Lösung dafür?
Kainz: Aussteigen! Das Geschäftsmodell von Facebook sind die Daten der Nutzer. Das ist, wie wenn Sie als Schwein Aktien vom Schlachthof halten. Das passt nicht zusammen.
Sogar Brian Acton, der Mitbegründer des zu Facebook gehörenden Messengerdienstes WhatsApp, ruft dazu auf, sein Konto im sozialen Netzwerk zu löschen. Und Millionen folgen. Doch leicht macht Facebook den Abschied nicht: Wer sein Konto löschen will, muss eine wahre Klick-Orgie durchstehen. Hier die Schritte aus dem Netzwerk von einem Computer aus:
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