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Woche der Schande für Facebook

1-01-1970, 00:00

Am Samstag vor einer Woche leitete die Staatsanwaltschaft des US-Staates Massachusetts Ermittlungen gegen die Datenanalysefirma Cambridge Analytica ein. Damit trat sie einen kolossalen Wirbel um die Daten-Nutzung von Facebook los.  Im Skandal um die Nutzung von Facebook-Daten für den US-Wahlkampf wächst der Druck auf das soziale Netzwerk und die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica. Die britische Datenschutzbehörde ICO ließ in der Nacht auf Samstag die Londoner Zentrale des Beratungsunternehmens durchsuchen, das unter Verdacht steht, Millionen US-Amerikaner mit Hilfe unrechtmäßig gesammelter Nutzerdaten gezielt mit verbotener Wahlwerbung für Donald Trump beeinflusst zu haben.

Unterdessen kehren erste Unternehmen dem weltgrößten Online-Netzwerk Facebook zumindest zeitweise den Rücken - etwa der Elektroauto-Hersteller Tesla und die Raumfahrt-Firma SpaceX.

Die deutsche Regierung hat die europäische Facebook-Spitze für diesen Montag zum Gespräch gebeten. Die Londoner Behörden ermitteln einem Bericht des "Guardian" zufolge auch in der Frage, ob Cambridge Analytica bei der Volksabstimmung über den Brexit, also den EU-Austritt Großbritanniens, eine Rolle gespielt hat. Berichten zufolge verschafften sich 18 ICO-Mitarbeiter am Freitagabend Zugang zur Firmenzentrale. Man werde nun Beweise sichern, auswerten und bewerten, bevor Schlüsse gezogen würden, hieß es in einer Mitteilung.

 

Zuckerberg entschuldigte sich in britischer Presse für Datenskandal

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat in der britischen Presse um Entschuldigung für die Datenaffäre rund um sein Unternehmen gebeten. Das weltgrößte soziale Netzwerk schaltete am Sonntag in mehreren Zeitungen ganzseitige Anzeigen. Darin wiederholte Zuckerberg sein Eingeständnis, dass es einen Vertrauensbruch gegeben habe. "Wir haben die Verantwortung, Ihre Daten zu schützen", schrieb der 33-Jährige.
 
zuckerberg.jpgDie ganzseitige Anzeige von Zuckerberg.
 
Er bedauere, dass sein Unternehmen nicht mehr dafür getan habe. Die Anzeige erschien auch im "Observer", dessen Berichterstattung über den Skandal zu massiven Kursverlusten der Facebook-Aktie geführt hatte. Seit Bekanntwerden des Skandals hat der Konzern mehr als 50 Milliarden Dollar (40,50 Mrd. Euro) Börsenwert verloren. Zuckerberg hatte sich bereits vergangene Woche in US-Fernsehinterviews entschuldigt.
 
Der Druck auf den Datenkonzern wächst, seit die Affäre vor einer Woche publik wurde. Demnach wurden persönliche Daten von rund 50 Millionen Facebook-Nutzern von der britischen Analysefirma Cambridge Analytica mutmaßlich auf unlautere Weise eingesetzt, um US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf zu unterstützen. Unternehmen wie die Commerzbank stornierten Werbe-Anzeigen auf Facebook, andere Konzerne wie der Elektroauto-Bauer Tesla legten ihre Seiten bei dem Netzwerk still. Im Internet kursierten Boykottaufrufe. Zuckerberg appellierte in den Anzeigen an die Nutzer: "Vielen Dank, dass Sie an diese Gemeinschaft glauben. Ich verspreche Ihnen Besserung."
 

Brüssel und Berlin fordern Aufklärung 

Die EU und Deutschland fordern im Skandal um die unerlaubte Nutzung von Facebook-Nutzerdaten Aufklärung. EU-Justizkommissarin Vera Jourova pochte auf eine Erklärung des US-Unternehmens: "Ich verlange von Facebook weitere Klarstellungen, etwa inwieweit europäische Nutzer betroffen sind", sagte sie der "Bild am Sonntag". Der Missbrauch von Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern durch die Firma Cambridge Analytica im US-Wahlkampf sei "völlig inakzeptabel".
 
An diesem Montag empfängt die deutsche Justizministerin Katarina Barley (SPD) in Berlin Vertreter des sozialen Netzwerks. Vor rund einer Woche war bekanntgeworden, dass sich die britische Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica unerlaubt Zugang zu einigen Daten von Millionen Facebook-Profilen verschafft hat. Mit Hilfe dieser Daten sollen amerikanische Wähler im US-Präsidentschaftswahlkampf zugunsten von Donald Trump gezielt mit unerlaubter Wahlwerbung beeinflusst worden sein.
 
In Großbritannien gibt es dem "Guardian" zufolge zudem Hinweise, dass Cambridge Analytica enge Verbindungen zu der kanadischen Datenanalyse-Firma AggregateIQ hatte, die beim Referendum über den EU-Austritt Großbritanniens eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Brexit-Kampagne des heutigen Außenministers Boris Johnson - "Vote Leave" - hat demnach 40 Prozent ihres Budgets in die Arbeit von AggregateIQ gesteckt. Einem ehemaligen Brexit-Wahlkämpfer zufolge soll über eine gesonderte Scheinkampagne sogar noch mehr Geld nach Kanada geflossen sein. Johnson bestreitet das. Die britische Wahlkommission ermittelt bereits, ob "Vote Leave" die gesetzlichen Obergrenze für Wahlkampfausgaben überschritten hat.
 
Im Zusammenhang mit den von Cambridge Analytica erlangten Facebook-Daten ließ die britische Datenschutzbehörde ICO in der Nacht zum Samstag die Londoner Zentrale durchsuchen. Man werde nun Beweise sichern, auswerten und bewerten, bevor Schlüsse gezogen würden, hieß es in einer Mitteilung.
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