Ein Computerprogramm, das automatisch deutschsprachige Hassbotschaften im Kurznachrichtendienst erkennt, haben Forscher der Universitäten Hildesheim und Antwerpen entwickelt. Die Software des Antwerpener Sprachtechnologen Tom De Smedt der Forschergruppe Computerlinguistik und der Medienlinguistin Sylvia Jaki vom Hildesheimer Institut für Übersetzungswissenschaft ist in der Lage, in Echtzeit automatisiert hetzerische Wörter und Wortkombinationen in Tweets aufzuspüren, teilte die Universität Hildesheim in einer Aussendung mit.
Der Algorithmus der beiden Linguisten zeigt, dass sich Hasskommentare auf Deutsch häufig gegen Flüchtlinge aus Afrika, Muslime, Juden, Obdachlose, sogenannte Gutmenschen, Gefährder, Kriminelle und Linksextremisten richten, beziehungsweise gegen Menschen, die dafür gehalten werden. Typisch für die Kommentare sind Ausdrücke der Gewalt wie "schlagen", "schießen", "überfallen", "bekämpfen", "Widerstand" sowie Beschimpfungen im allgemeinen, etwa mit abwertenden Begriffen.
"Die Software lernt selbstständig, Hasskommentare aufzuspüren, und kann auch mit der Tatsache umgehen, dass sich die Sprache des Hasses sehr schnell verändert", sagte De Smedt. "Wir haben unser Programm bereits getestet: In 80 Prozent der Fälle liegt es richtig." Eine Zusammenarbeit mit Behörden können sich die Forscher, die derzeit an der Publikation ihrer Ergebnisse arbeiten, gut vorstellen. Allerdings gebe es in der EU noch keine rechtsgültige Definition, was genau unter Hate Speech zu verstehen ist. De Smedt hat bereits ein Programm zum Erkennen jihadistischer Inhalte im Internet entwickelt.