Eine Betriebsversammlung bei der AUA, die eine halbe Stunde lang in einen Warnstreik mündete, ließ am Donnerstag 40 Prozent der Flüge der Austrian Airlines am Boden bleiben. Nun wollen beide Seiten im nächsten Schritt wieder zu Verhandlungen über den neuen Kollektivvertrag zurückkehren. In der Karwoche vor Ostern wird es jedenfalls keinen Streik mehr geben, sagte vida-Gewerkschafter Johannes Schwarcz.
"Wir hoffen, dass nächste Woche die Einladung zu Kollektivvertragsgesprächen kommt, die wir natürlich annehmen werden", so Schwarcz nach der Veranstaltung zur APA. Die erste Lösung wäre es nun, am Verhandlungstisch zu einer Einigung zu kommen. Auch AUA-Sprecher Peter Thier sagte am Nachmittag, das Unternehmen hoffe, "dass wir jetzt bald zum Verhandlungstisch zurückkehren".
Drohkulisse aufrecht gehalten
Zugleich ließ Schwarcz aber auch die Drohkulisse aufrecht. Die heutige Betriebsversammlung wurde nur unterbrochen. Das heißt, sie könnte innerhalb von 24 Stunden wieder einberufen werden. Auch haben die AUA-Bord-Mitarbeiter heute einstimmig grünes Licht für einen Streik gegeben - eine neuerliche Urabstimmung vor einem Streik wäre also nicht mehr nötig. "Die Mitarbeiter haben die Gewerkschaft ermächtigt, dass wir die Arbeitskampfkarte ziehen können. Wir werden damit aber sehr verantwortungsvoll umgehen", so Schwarcz. Man werde sicher nicht wegen einer Kleinigkeit einen Streik ausrufen.
Bereits im Februar hatte die Gewerkschaft vida grünes Licht für "gewerkschaftliche Maßnahmen" bei der AUA gegeben. Diese reichten von Dienst nach Vorschrift über wiederholte Betriebsversammlungen bis hin zur Arbeitsniederlegung.
Aktuelles KV-Angebot abgelehnt
Ebenso einstimmig wie den Streikbeschluss befürwortet hätten die Mitarbeiter auch das aktuelle KV-Angebot der AUA als "zu wenig" abgelehnt. "1.200 von 1.200 waren dagegen", sagte Schwarcz.
Gewerkschaft und Betriebsrat hatten ursprünglich heute für 8.30 Uhr zur Mitarbeiterinformation geladen, am Vorabend aber kurzfristig schon ab 5.30 Uhr mit dem Betriebsrat Gespräche angeboten - und mit einem "Rahmenprogramm" den Mitarbeitern die Wartezeit bis zur Betriebsversammlung verkürzt. In Reaktion auf diese Verlängerung hat die AUA 150 statt der ursprünglich geplanten 70 Flüge ausfallen lassen, darunter auch Langstreckenflüge.
"Wir stehen euch morgen ab ca 5.30 im Dispatch und Briefingräumen zur Verfügung" hieß es im Schreiben von Betriebsratsobmann Rainer Stratberger, und weiter: "Ein Rahmenprogramm verkürzt euch die Zeit bis zum Beginn der Betriebsversammlung". Schwarcz spielte das am Vormittag herunter. Es seien lediglich "einige Betriebsräte vor Ort" gewesen, von einem Rahmenprogramm zu sprechen sei "weit übertrieben". Die Flüge seien ausgefallen "weil sie die Firma gestrichen hat", dies auf das Rahmenprogramm zu schieben sei "nicht angebracht".
12.000 Passagiere der AUA betroffen
Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKÖ, kritisierte den Ablauf der Betriebsversammlung als schädlich für den Standort und die Unternehmen, die mittels Luftfahrt ihr Geschäft abwickeln. "Insbesondere die sehr kurzfristige Vorverlegung der Betriebsversammlung auf die Frühflüge war offensichtlich darauf ausgerichtet maximalen Schaden anzurichten", glaubt Klacska. "Auch die Tatsache, dass die Vorbesprechungen um 5.30 Uhr in den Dispatch- und Briefingräumen stattfanden, legt für Insider die Vermutung nahe, dass man jedenfalls sicherstellen wollte, dass möglichst alle Mitarbeiter davon erfasst werden."
Aus der Betriebsversammlung heraus beschlossen die Mitarbeiter einen halbstündigen Warnstreik. Der Antrag sei "aus der Mannschaft gekommen", 1.200 von 1.200 anwesenden AUA-Mitarbeitern hätten für die Arbeitsniederlegung gestimmt, sagte vida-Gewerkschafter Johannes Schwarcz.
Rund 12.000 Passagiere der AUA waren von den heutigen Flugausfällen betroffen. Am Nachmittag nahm die AUA wieder den normalen Flugbetrieb auf. Die Gewerkschaft will die Passagiere "nicht noch weiter vergraulen". "Es tut uns leid, dass es zu massiven Wartezeiten gekommen ist", aber man müsse auch das Recht der AUA-Mitarbeiter auf mehr Information verstehen, sagte der Gewerkschafter.