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Happy birthday: Malerin Martha Jungwirth wird am Mittwoch 85

13-01-2025, 05:00

"Malerin von Weltformat": Mit diesen Worten hat Schriftsteller Josef Winkler, Präsident des Kunstsenats, Martha Jungwirth im Jahr 2021 anlässlich ihrer Ehrung mit dem Großen Österreichischen Staatspreis bedacht. Am kommenden Mittwoch feiert sie ihren 85. Geburtstag.

Im November vergangenen Jahres erzielte eine namenlose großformatige Arbeit der Wienerin bei einer Auktion im Dorotheum den Weltrekordpreis von 520.000 Euro. "Malfluchten" nennt die Künstlerin ihre Ausbrüche aus dem Alltäglichen.

Vielversprechender Beginn

Jungwirth wurde am 15. Jänner 1940 in Wien geboren und studierte von 1956 bis 1963 an der Hochschule für angewandte Kunst, wo sie bereits 1967 einen Lehrauftrag erhielt, den sie zehn Jahre lang ausübte. Der Start ihrer Laufbahn war vielversprechend gewesen. Mit 21 Jahren wurde sie bereits mit dem Otto-Mauer-Preis geehrt. 1968 stellte sie an der Seite von Wolfgang Herzig, Kurt Kocherscheidt, Franz Ringel und Robert Zeppel-Sperl als einzige Frau in der Gruppenausstellung "Wirklichkeiten" in der Wiener Secession aus.

Nach ihren ersten Erfolgen ging sie für einige Monate nach New York. 1977 die Krönung: Mit ihren abstrakten Geschirrspüler-Gerippen-Aquarellen aus der Serie "Indesit" wurde Jungwirth zur Documenta 6 nach Kassel eingeladen. Doch dann wurde es ruhig um Jungwirth. Über Jahrzehnte übersah oder ignorierte sie der Kunstmarkt praktisch. Auch große Museen stellten sie nicht aus.

Doch Jungwirth arbeitete weiter - kontinuierlich, aber weitgehend zurückgezogen in ihrem Wiener Atelier. Bis sie 2010 von Albert Oehlen "wiederentdeckt" wurde. Der deutsche Künstler kuratierte damals eine Gruppenschau im Museum Essl in Klosterneuburg und war so begeistert von ihren Werken, dass er Jungwirth gleich einen eigenen Raum widmete.

London, Paris, New York

Plötzlich, mit 70 Jahren, wurde sie auch international wieder wahrgenommen. London, Paris, New York, Tokio - weltweit stellen renommierte Museen und Galerien ihre Werke aus. Auch die Kunsthalle Krems (2014) und die Wiener Albertina (2018) richteten Ausstellungen aus. Zuletzt feierte im vergangenen Jahr das Guggenheim Bilbao die Farbexperimente der Österreicherin mit einer groß angelegten Retrospektive. "Für mich ist das ein Höhepunkt meiner Karriere", sagte Jungwirth.

Ebenfalls 2024 war eine Jungwirth-Ausstellung im Palazzo Cini in Venedig zu sehen. 2021 eröffnete sie ihre erste Schau in der Pariser Galerie von Thaddaeus Ropac mit in der Pandemie entstandenen Arbeiten, im Jahr darauf konnte man am Ropac-Stand bei der Madrider Kunstmesse ARCO ihre Bilder bestaunen. 2019 gestaltete sie den 176 Quadratmeter großen Eisernen Vorhang der Wiener Staatsoper. 2022 wurde sie Mitglied im Österreichischen Kunstsenat.

Jungwirths große Liebe gilt seit jeher dem Aquarell, aber auch Ölbilder finden sich in ihrem Oeuvre. Ihre kraftvollen Bilder sind in einem nonkonformistischen Stil gehalten. Sie arbeitet mit schnellen Pinselstrichen und pastosen bunten Farben, vor allem Grün, aggressivem Gelb, Blau und verschiedensten Rottönen. Ihre impulsive Arbeitsweise beschrieb sie einmal damit, beim Malen "nicht zu denken". "Um die Sache im Fluss zu halten, spielt der Zufall eine große Rolle."

Mit scharfer Beobachtungsgabe und persönlichen Gefühlen analysiert Jungwirth Menschen, Tiere und Landschaften, die sie auf Materialien wie Pappe, Leinwänden, Papier, Kartons und sogar auf Geschäftsbüchern darstellt. Sie stellt auch Bezüge zur Kunstgeschichte her, zu Malern, die sie liebt. Ihre Zyklen tragen Namen wie "Überschwemmte Ränder", "Kykladen - mythischer Raum" oder "Bali": Tatsächlich sind es vor allem ihre zahlreichen Reisen, von denen Jungwirth ihre Eindrücke mitnimmt.

Jungwirth ausgezeichnet

Von 1969 bis zu dessen Tod 1990 war Martha Jungwirth mit dem Kunsthistoriker und Museumsdirektor Alfred Schmeller verheiratet. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehören das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (2012) und der Oskar-Kokoschka-Preis (2018).

(APA/Red)

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