Das Chronik-Jahr 2024 war geprägt vom Jahrhunderthochwasser, Hitzerekorden, schockierenden Bluttaten, tragischen Todesfällen, Terroralarm und dem Ende einer Ära mit dem Begräbnis von Richard Lugner. Ein Rückblick auf die prägenden Ereignisse und Schlagzeilen, die das Jahr 2024 in Österreich bestimmten.
Das Chronik-Jahr 2024 war geprägt von Klimathemen mit Überschwemmungen in Ostösterreich und anderen Teilen Europas, Hitzerekorden und einem umstrittenen "Ja" von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) zur Renaturierungsverordnung der EU. Josef F. wird in den Normalvollzug verlegt und der Wiener Bau- und Society-Löwe Richard Lugner stirbt nicht einmal drei Monate nach seiner sechsten Hochzeit. Auch eine Debatte um Jugendkriminalität und das Strafalter entbrennt. Die wichtigsten Ereignisse im Rückblick:
JAHRHUNDERTHOCHWASSER
Ab 14. September sorgen ergiebige Regenfälle für Überschwemmungen in Österreich, vor allem im Osten. In Niederösterreich sterben fünf Menschen und mehrere überflutete Gemeinden werden zu Katastrophengebieten erklärt. Es werden Pegel erreicht, die teils über ein 100-jährliches Hochwasser hinausgehen.
In Wien kommt es laut Daten am Wien-Fluss sogar zu einem 1.000-jährlichen Hochwasserereignis, die U-Bahn muss teilweise den Betrieb einstellen. Die Westbahnstrecke und der Bahnhof Tullnerfeld in Niederösterreich sind ebenfalls überflutet, was zu Umleitungen und Zugausfällen führt. Auch Polen, Tschechien und die Slowakei sind stark von den Unwettern und Überflutungen Mitte September betroffen.
Bei Überschwemmungen in Spanien am 29. Oktober sterben mehr als 220 Menschen. Fast alle der Opfer kommen in der Region Valencia ums Leben. Angesichts der vielen Opfer wird eine provisorische Leichenhalle auf dem Messegelände in der Regionalhauptstadt eingerichtet. Etwa 80 Gemeinden westlich und südlich von Valencia werden stark verwüstet. Um die politische Verantwortung entbrennt Streit. Mehr als 100.000 Menschen demonstrieren in der Folge in Valencia gegen das Flut-Missmanagement.
UMWELTPOLITIK
Am 17. Juni wird die EU-Renaturierungsverordnung im Rat der EU-Staaten angenommen. Möglich wird die knappe Mehrheit auch durch die Zustimmung von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), die damit allerdings gegen den Willen ihres Koalitionspartners ÖVP handelt. Bis 2030 sind nationale Wiederherstellungsmaßnahmen für mindestens 30 Prozent, bis 2040 für mindestens 60 Prozent und bis 2050 für mindestens 90 Prozent der geschädigten Flächen von Land-, Küsten- und Süßwasserökosystemen umzusetzen.
HITZEREKORDE IN ÖSTERREICH UND WELTWEIT
Wie im Vorjahr werden weltweit und lokal in Österreich neue Hitzerekorde erreicht. Der 22. Juli 2024 ist mit einer weltweiten Durchschnittstemperatur von 17,15 Grad laut EU-Klimawandeldienst Copernicus der heißeste je gemessene Tag auf der Erde. 2024 wird so gut wie sicher das erste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn werden, in dem es weltweit im Durchschnitt mehr als 1,5 Grad wärmer als im vorindustriellen Mittel war, teilt Copernicus am 7. November mit.
Am 7. April wird der früheste Hitzetag mit mindestens 30 Grad in einem Kalenderjahr in Österreichs Messgeschichte registriert. In Bruck an der Mur in der Steiermark werden exakt 30,0 Grad erreicht. Laut Geosphere Austria steuert auch Österreich auf das heißeste Jahr der Messhistorie zu.
JOSEF F. IM NORMALVOLLZUG
Eine Anhörung des im Fall Amstetten zu lebenslanger Haft verurteilten und in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesenen Josef F. in Krems endet mit der bedingten Entlassung aus dem Maßnahmenvollzug (25.1.). Es gehe keine Gefährlichkeit mehr von ihm aus, die eine Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum erforderlich macht, heißt es. F. wird innerhalb der Justizanstalt Stein in eine Zelle im Normalvollzug verlegt.
SCHOCKIERENDE BLUTTATEN MIT MEHREREN TOTEN
Am 28. Oktober werden im oberösterreichischen Mühlviertel in Altenfelden ein Bürgermeister aus der Region und in Arnreit ein 64-jähriger ehemaliger Jagdleiter erschossen. Nach dem Doppelmord werden 50 Personen unter Polizeischutz gestellt, die mit dem zunächst geflüchteten Täter Differenzen gehabt haben. Eine intensive Fahndung nach dem 56-Jährigen bringt erst nach fünf Tagen ein Ergebnis, als dieser tot in einem Wald gefunden wird. Der genaue Zeitpunkt des Suizids ist unklar.
Am 23. Februar tötet ein Mann in Wien-Brigittenau drei Sexarbeiterinnen mit einem Messer. Der 27-jährige Afghane wird festgenommen. Er weist laut einem psychiatrischen Gutachten eine ausgeprägte paranoide Schizophrenie auf und war im Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig. Am 25. November wird er am Landesgericht Wien in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen.
In einer Wohnung in Wien-Landstraße werden ebenfalls am 23. Februar eine 51-Jährige und ihre 13-jährige Tochter getötet aufgefunden. Der verdächtige Familienvater fährt nach der Tat nach Slowenien und begeht Suizid.
Am 3. Februar werden in einer Wohnung in Bad Vöslau (Bezirk Baden) in Niederösterreich drei Tote entdeckt. Die Polizei geht von Doppelmord und Suizid aus. Der 77-jährige Bewohner soll seine beiden Gäste erschossen und seine Wohnung in Brand gesetzt haben. Das Motiv bleibt unklar.
KINDER DURCH MÜTTER GETÖTET
Am 14. August werden zwei Mädchen im Alter von fünf und acht Jahren sowie deren 29-jährige Mutter tot in einem Einfamilienhaus im Bezirk Tulln gefunden. Die Frau soll ihre Kinder erstickt und Suizid verübt haben. Ihr wenige Tage später tot aufgefundener Lebensgefährte (34) hat ebenfalls Suizid verübt. Mit der Tat steht er laut Polizei nicht in Zusammenhang.
Ein Vierjähriger wird am 17. November in Wien-Favoriten von seiner Mutter durch Stich- und Schnittverletzungen getötet. Über die geständige 29-Jährige wird U-Haft verhängt. Die Frau hatte im Vorfeld bereits wegen psychischer Probleme Hilfe aufgesucht.
Am 21. November verschwindet ein rund eine Woche altes Baby aus der Wiener Klinik Favoriten. Das Mädchen wird am nächsten Tag tot in einem Abfallcontainer vor dem Spital gefunden. Die 30-jährige Mutter gesteht die Tat und gibt in ihrer Einvernahme "familiäre Probleme" als Motiv an.
FREISPRUCH NACH TOD IN TIROLER ACHE
Der Mordprozess gegen einen 39-Jährigen, dessen sechsjähriger Sohn im Sommer 2022 in der Kitzbüheler Ache in St. Johann tot aufgefunden worden war, endet mit einem Freispruch für den Vater (1.8.). Die acht Geschworenen halten den Deutschen, der eineinhalb Jahre in U-Haft gesessen war, einstimmig für nicht schuldig, den Buben in die Ache geworfen, damit getötet sowie einen Raubüberfall vorgetäuscht zu haben. Die Staatsanwaltschaft verzichtet auf Rechtsmittel.
DEBATTE UM STRAFALTER
In Wien wird der wiederholte sexuelle Missbrauch einer damals Zwölfjährigen aus dem Vorjahr bekannt (29.2.). Es gibt mehr als ein Dutzend Beschuldigte, die teils strafunmündig sind. Gegen mehrere Burschen wird jedoch ermittelt. Vor dem Hintergrund des Falls entsteht eine Debatte um das Strafmündigkeitsalter von 14 Jahren. Die ÖVP will dieses bei schweren Gewaltdelikten und für Intensivtäter auf zwölf Jahre senken. Vom Grünen Koalitionspartner wird das abgelehnt. Der erste Prozess in dem Fallkomplex gegen einen 17-Jährigen wegen Vergewaltigung beginnt am 26. November.
U-BAHN-SURFER UND U1-BRAND
Ein 17- und ein 18-Jähriger sterben, als sie illegal auf dem Dach eines Zuges der Wiener U-Bahn-Linie U4 mitfahren und gegen eine Fußgängerbrücke prallen (29.10.). Die beiden Tschechen erliegen jeweils Tage später im Spital ihren Verletzungen. Die sogenannten U-Bahn-Surfer waren mit zwei Einheimischen unterwegs, von denen ein 16-Jähriger mit leichten Blessuren davonkommt, ein 13-jähriger Bursch bleibt unverletzt.
Am Nachmittag des 19. November gerät ein Wiener U-Bahn-Zug der Linie U1 in Brand, der als Sonderzug ohne Fahrgäste unterwegs ist. Die Fahrerin und fünf weitere Mitarbeiter der Wiener Linien werden verletzt. Die Feuerwehr löscht den Brand im Tunnel zwischen den Stationen Südtiroler Platz/Hauptbahnhof und Taubstummengasse.
SONNENSTURM UND POLARLICHTER
Die Erde bekommt Mitte Mai den stärksten Sonnensturm seit 2003 zu spüren. Bis nach Österreich sind beeindruckende Polarlichter zu sehen. Internet-User auch in vielen anderen Ländern posten Fotos vom bunt erleuchteten Nachthimmel. Polarlichter sind sonst nur näher an Nord- und Südpol zu bestaunen.
BEGRÄBNIS VON BAULÖWE RICHARD LUGNER
Der Wiener Baumeister und Society-Löwe Richard Lugner stirbt am 12. August im Alter von 91 Jahren. Vor allem mit internationalen Stargästen, die er jedes Jahr um viel Geld zum Opernball brachte, wird er in Erinnerung bleiben.
Sechs Mal hat Lugner geheiratet, zuletzt erst am 1. Juni 2024 seine Lebensgefährtin Simone. Am 31. August wird Lugner in einer öffentlichen Gedenkstunde im Wiener Stephansdom unter großer Anteilnahme verabschiedet und anschließend im engeren Kreis am Grinzinger Friedhof beigesetzt.
TERRORALARM BEI WIEN-KONZERT VON TAYLOR SWIFT
Nach einem Großeinsatz der Exekutive in der niederösterreichischen Gemeinde Ternitz am 7. August wird bekannt, dass ein junger Islamist einen Anschlag auf ein Konzert von US-Superstar Taylor Swift geplant hatte. Die drei Shows der Sängerin im Wiener Ernst Happel-Stadion werden aus Sicherheitserwägungen abgesagt. Der Verdächtige und ein mutmaßlicher Komplize sind in Haft.
Der islamistische Terror beschäftigt die Sicherheitskräfte auch in weiteren Fällen. So wird der 2018 zu neun Jahren Haft verurteilte IS-Terrorist Lorenz K. zu 16 weiteren Jahren verdonnert.
Jener junge Mann, der einen Anschlag auf den Wiener Hauptbahnhof geplant hatte, wird im November wieder festgenommen, nachdem er nach seiner Freilassung weiter für den Islamischen Staat geworben hatte. In Graz wird eine 14-Jährige verurteilt, die im Zentrum der steirischen Landeshauptstadt aus ihrer Sicht "Ungläubige" töten wollte.