Drei Jugendliche wurden am Dienstag am Landesgericht Wien verurteilt, nachdem sie am 6. Oktober 2024 einen 73-jährigen Pensionisten in Wien-Favoriten überfallen, geschlagen und 800 Euro gestohlen haben. Trotz Geständnissen zeigten sie keine Reue und gaben Drogenbedarf als Motiv an.
Ein 18-Jähriger wurde zu sechs Jahren Haft wegen schweren Raubes verurteilt, gemäß einer neuen Bestimmung des Gewaltschutz-Pakets, die für junge Erwachsene dieselbe Mindeststrafe vorsieht wie für Erwachsene. Er erhielt jedoch aufgrund des Jugendgerichtsgesetzes vier Jahre auf Bewährung. Ein 17-Jähriger erhielt 30 Monate, zehn davon unbedingt, und ein 16-Jähriger 27 Monate, neun davon unbedingt. Zudem wurden sie gemeinsam zu einem Schadenersatz von 3.730 Euro verurteilt. Die Urteile sind rechtskräftig.
73-Jähriger von Jugendbande zusammengeschlagen und beraubt
Das Trio hatte das spätere Opfer gegen 22.30 Uhr am Hauptbahnhof beobachtet, als der Mann in einem Bankfoyer Geld behob. Sie hefteten sich an seine Fersen, folgten ihm rund zehn Minuten, umzingelten ihn dann und bedrohten ihn mit einem Messer. Der 73-Jährige rief um Hilfe. Für diesen Fall hatten die Angeklagten ausgemacht, "dass ihm jemand die Fäuste geben soll", schilderte der 17-Jährige in der Verhandlung. Er sei daher auf den betagten Mann losgegangen und habe diesem wie vereinbart "zwei Fäuste gegeben".
Das Opfer stürzte daraufhin zu Boden, worauf ihm mehrfach gegen den Kopf getreten wurde. Ein Tourist beobachtete die Szene und machte sich bemerkbar, worauf die Bande von dem Pensionisten abließ und das Weite suchte. Der 73-Jährige wurde von der Berufsrettung Wien in ein Spital gebracht, wo multiple Knochenbrüche im Gesichtsbereich - darunter eine Fraktur des Oberkiefers - Schürfwunden, Prellungen und Hämatome festgestellt wurden. Außerdem hatten ihm die Gewalttäter einen Zahn ausgeschlagen. Der als Zeuge vernommene Mann erklärte, er sei plötzlich angegriffen und zu Boden geschlagen worden. Dann setze seine Erinnerung aus. Er könne sich erst wieder erinnern, "wie ich im Spital in eine Röhre geschoben wurde."
Jugendbande vor Gericht:"Dachte, er wird nur eine Beule haben und einen Knochen kaputt"
"Ich dachte, er wird nur eine Beule haben und einen Knochen kaputt. Ich dachte nicht, dass er so viele Brüche haben wird", meinte der 17-jährige Angeklagte. Ihm tue es leid: "Ich bekenne mich von ganzem Herzen schuldig." Mit der Bankomat-Karte des 73-Jährigen hatte sich das Trio wenige Minuten nach dem Überfall an einem Zigarettenautomaten etwas zu rauchen besorgt. "Um runterzukommen", wie einer von ihnen vor Gericht verlautete.
Die drei Burschen waren erst vor zehn Tagen am Landesgericht in einem separaten Verfahren wegen schweren Raubes verurteilt worden, weil sie in der Nacht nach dem Überfall auf den Pensionisten maskiert und mit Schreckschusswaffen und Messern bewaffnet in Wien-Simmering fünf Personen ausgeraubt hatten und jeweils mit E-Scootern von den Tatorten geflüchtet waren. Der 18-Jährige fasste für diese Raubserie zwei Jahre unbedingt, die beiden Jugendlichen 18 und 17 Monate teilbedingt aus. Diese Urteile sind allerdings nicht rechtskräftig - die Staatsanwaltschaft hat dagegen Strafberufung erhoben.