12.000 Personen von mehr als 3.800 Haushalten haben sich dem Greenpeace-Aufruf zur "Plastik-Prüfung" angeschlossen und haben im Oktober ihren Kunststoffmüll eine Woche lang protokolliert. Am Mittwoch wurden nun die Ergebnisse präsentiert.
"Pro Haushalt waren es 50 Verpackungen pro Woche", sagte der Greenpeace-Sprecher Stefan Stadler - auf ganz Österreich gerechnet somit rund 10,7 Milliarden Plastikverpackungen jährlich allein in den Haushalten. Die NGO fordert ein Verbot von Einwegverpackungen.
Greenpeace-Check: Nur 17 Prozent der Plastikverpackungen werden recycelt
Rund eine Million Tonnen Plastikmüll fällt in Österreich jährlich an, ein Drittel davon sind laut Greenpeace Plastikverpackungen. Problematisch daran ist nicht nur der Erdölbedarf zur Herstellung der Kunststoffe und dass diese in Österreich für mehr Treibhausgase als der Flugverkehr sorgen, oder das potenziell gefährliche Mikroplastik, erläuterte Marc Dengler, Plastikexperte bei Greenpeace im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien. Denn von den Verpackungen würden auch nur rund 17 Prozent recycelt, dafür über 80 Prozent verbrannt ("thermisches Recycling"), wie die Analyse des gezählten Plastikmülls ergab. Bei manchen Verpackungen sei die Recyclingrate ein wenig höher, insbesondere wenn es sich um PET-Flaschen oder Styropor handle.
Greenpeace fordert unnötige Plastikverpackungen zu eliminieren
Greenpeace fordert jedoch nicht eine höhere Recycling-Quote, sondern ein Verbot von vermeidbaren Einwegverpackungen - etwa bei Obst und Gemüse oder einzeln verpackten Süßigkeiten - und steigende Mehrwegquoten. Karin Huber-Heim, Expertin für Kreislaufwirtschaft und transformative Geschäftsmodelle an der FH des BFI Wien, unterstützt diese Forderung: "Eine Lösung wäre eine gesamtheitliche Kreislaufwirtschaft", stattdessen denke man viel zu schnell über energieaufwendiges Recycling nach. "Wichtig wären Mehrweg-Strategien", so die Expertin. Vonseiten der Industrie brauche es eine Reduktion von (schwer recycelbaren) Mischmaterialien und den Einsatz von hochwertigen Kunststoffen, "unnötige Verpackungen gehören hingegen eliminiert, egal ob aus Plastik oder aus anderen Materialien."
Bei den im Zuge des "Plastik-Check" ermittelten Verpackungsarten waren Sackerlverpackungen von Süßigkeiten, Snacks oder Nudeln mit 18 Prozent knapp an erster Stelle, gefolgt von Behältern und Bechern aus Hartplastik (16 Prozent) und Folien (Frischhaltefolien, Abziehfolien, Schutzfolien bei Obst, Gemüse, Gebäck, 16 Prozent). Der Herkunft nach war der Lebensmittelbereich mit zwei Dritteln des gezählten Plastikmülls dafür eindeutig führend. Ein Verbot derartiger Einwegverpackungen hätte laut Dengler noch einen weiteren Vorteil, denn so könne auch die Lebensmittelverschwendung reduziert werden, wenn etwa nicht mehr drei Paprikas auf einmal gekauft werden müssen. Stadler ergänzte, dass die Plastikverpackung - etwa bei Gurken - ohnehin nicht unbedingt die hygienischste Lösung sei: Die Gurke sehe zwar länger frisch aus, der nicht sichtbaren Keimbildung bei längerer Lagerung setze das Plastik jedoch wenig entgegen.
Greenpeace-Check: Getränkegebinde-Mehrwegquote steigern, Plastikmüllexport reduzieren
Der Plastikcheck habe gezeigt, wie viele vermeidbare Einwegverpackungen im Umlauf sind - und es reiche nicht, Einwegplastik zu verbieten und dann andere Materialien zum Einsatz zu bringen, sagte Dengler abschließend. An die Politik gerichtet ist die Forderung nach einer Mehrwegquote bei Getränkegebinden, die wieder in Richtung 80 Prozent gehen sollte - ein Niveau, das in den 1990er-Jahren schon einmal erreicht werden konnte. "90 Prozent achten bereits jetzt darauf, ob es das Produkt auch als Mehrweg gibt", nannte Stadler ein Ergebnis des "Plastik-Checks". Bei den Materialien sollte die Recycelbarkeit an erster Stelle stehen - und auch der Plastikmüllexport aus Österreich gehöre reduziert. Noch würden 325.000 Tonnen an Plastikabfällen ins Ausland verbracht, womit pro Werktag 25 Lkw mit rund 1.000 Tonnen Plastikmüll über die Grenze rollen.
Auch global müsse die Plastikkrise bzw. -flut bekämpft werden. In diesem Zusammenhang erinnerte Greenpeace an die aktuellen UNO-Verhandlungen in Busan (Südkorea) für ein Abkommen gegen Plastikverschmutzung. Gefordert wurden hier starke und verbindliche Maßnahmen - darunter eine 75-prozentige Reduktion der Plastikproduktion bis 2040, Mehrwegquoten und auch ein globales Verbot für unnötiges Einwegplastik.