Die Wiener Innenstadt hat am tausendsten Tag des Ukraine-Kriegs eine Demonstration gesehen.
Die ukrainische Community Österreichs hat am Dienstagabend mit österreichischen Freunden in an den 1.000 Tag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erinnert. Während der ukrainische Botschafter Wassyl Chymynez vor 150 bis 200 Kundgebungsteilnehmern die Wichtigkeit der österreichischen Unterstützung seines Landes betonte, beteuerten ihrerseits Vertreterinnen und Vertreter von SPÖ, NEOS und Grünen, dass diese Solidarität auch fortgesetzet würde.
Ukrainischer Botschafter in Wiener Innenstadt
"Wenn wir als Ukraine mit unseren Partnern in der EU und in demokratischen Welt geeint auftreten, können wir einen dauerhaften und gerechten Frieden erkämpfen. Wir sind Ukrainer, ein freiheitsliebendes Volk, das auf unserem Territorium das verteidigst, was uns gehört", wandte sich Chymynez am Stock-im-Eisen-Platz auf Ukrainisch an seine Landsleute. Die gemeinsame Demonstration mit österreichischen Parlamentariern zeige auch, dass man sich auf dem richtigen Weg befinde. Man müsse aber weiterhin aktiv bleiben, forderte der Diplomat.
Einfach aktiv zu sein sei auch eine Möglichkeit, etwas an der derzeitigen Situation in der Ukraine zu verändern, erklärte Andrij Karioty vom Verein "Mrija" (Ukrainisch für "Traum", Anm.), der die Kundgebung organisiert hatte. Über einer improvisierten Bühne auf einem kleinen Anhänger verwies dabei ein Banner mit "1000 Tage der Ehre - 100 Jahre Terror - 10 Jahre Krieg" auf die Vorgeschichte des russischen Invasion mit bolschewistischem Terror gegen Bestrebungen einer ukrainischen Eigenstaatlichkeit sowie einen Krieg, der aus ukrainischer Sicht bereits mit der russischen Annexion der Halbinsel Krim 2014 begonnen hat.
"Kein erfreulicher Tag"
"Das ist kein erfreulicher Tag heute. Das ist aber eine Gelegenheit, um auf Situation in der Ukraine aufmerksam zu machen", sagte NEOS-Nationalratsabgeordneter Yannick Shetty. Er unterstrich, dass seine Partei ungeachtet ob künftig in Regierung oder Opposition das Land weiter unterstützen würde. Mit Verweis auf eine Parlamentarierreise in vom Krieg tangierte Regionen plädierte Shetty gleichzeitig für einen Ukraine-Besuch von FPÖ-Chef Herbert Kickl, einem der "Hauptagitateure in Europa gegen die Ukraine". "Der ist auch Familienvater. Ich bin der Überzeugung, dass es auch jemanden wie ihn nicht kalt lassen kann, wenn der dort so wie wir ein Zentrum besucht, wo nach Russland verschleppte Kinder zurückgeholt werden", sagte er.
Die aktuellen Angriffe auf die Ukraine machten nicht nur betroffen, sondern sollten auch ein Weckruf sein, meinte die Grün-Abgeordnete Meri Disoki. "Wir sehen, dass die europäische und internationale Solidarität mit der Ukraine zu bröckeln beginnt", sagte sie. Man wisse etwa nicht, wie sich die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten letztlich auf die Unterstützung des Landes auswirken werde. Es sei ganz klar, dass die Ukraine halten müsse. Wenn dies nicht geschehe, drohe noch viel Schlimmeres in Europa.
SPÖ-Nationalrätin Petra Bayr erinnerte ihrerseits an die prekäre Situation von Kindern in der Ukraine, die in vielen Fällen aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen und zur Flucht innerhalb der Ukraine oder auch ins Ausland gezwungen worden seien. "Das macht etwas mit den Kindern, das traumatisiert", erklärte sie. Im Gespräch mit der APA zeigte sich selbst diesbezüglich involvierte Bayr, dass die Ukraine auch eine Rolle bei den beginnenden Koalitionsverhandlungen von ÖVP, SPÖ und NEOS spielen werde. Dies beziehe sich nicht nur auf Außenpolitik, sondern auch auf innenpolitische Themen wie Beschäftigung oder etwa die Anerkennung von ukrainischen Studienabschlüssen, erläuterte die Politikerin.
Ukrainische Farben
Als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine war am Dienstagabend auch das Äußere Burgtor am Heldenplatz ein weiteres Mal mit den ukrainischen Nationalfarben beleuchtet worden. Der in einem Brief an die Mitglieder des Nationalratspräsidiums artikulierte Wunsch des ukrainischen Botschafters auf eine erneute Beleuchtung des Parlaments, das zuletzt etwa am 24. August, dem ukrainischen Unabhängigkeitstag, blau und gelb beleuchtet worden war, scheiterte jedoch. "Ich hatte ein Gespräch mit dem Nationalratspräsidenten (Walter Rosenkranz, Anm.), der mir seine Haltung und die Haltung der Präsidialkonferenz erklärt hat", sagte Botschafter Chymynez der APA am Rande der Demonstration. Die Rede sei davon von allgemeinen Regeln zur Beleuchtung gewesen, nicht von einer ukrainischen Spezifik. Ihm sei jedoch wichtig, dass mit dem Burgtor das Zentrum Wiens erneut in ukrainischen Farben erstrahle, betonte der Diplomat.
Äußeres Burgtor in ukrainischen Farben