logo



[email protected]

Faktencheck: Gibt es in Europas Nicht-EU-Ländern eine höhere Lebensqualität?

14-11-2024, 13:02

In Europa gibt es unbestritten Länder mit höherem und Staaten mit niedrigerem Lebensstandard. Auf Social Media verbreitet sich zurzeit die Behauptung, dass es sich bei der Schweiz und Norwegen um die Länder mit dem höchsten Lebensstandard handelt - ausgerechnet also zwei Länder, die nicht der EU angehören. Doch stimmt das überhaupt?

Ein tausendfach geteiltes will den Nutzerinnen und Nutzern weis machen, dass die beiden Länder mit dem höchsten Lebensstandard ausgerechnet die Schweiz und Norwegen sind, die beide nicht der EU angehören.

Einschätzung: Je nach Methodik von Länderrankings liegen unterschiedliche Staaten an deren Spitze. EU-Länder schneiden in Untersuchungen zum Lebensstandard meist sehr gut ab, aber auch Norwegen und die Schweiz finden sich oftmals ganz weit oben. Eine vollumfängliche und allgemeingültige Reihung existiert nicht.

Überprüfung: Was zu einem hohen Lebensstandard beiträgt, setzt sich aus vielen Faktoren zusammen. Sind es objektive, messbare Werte wie Bildungschancen oder Kaufkraft, oder geht es auch um subjektive Wahrnehmungen und Einschätzungen wie Sicherheitsgefühl und ein gutes soziales Gefüge? Abhängig davon, was erhoben wird und wie die Daten gewichtet und ausgewertet werden, fallen Länderrankings auch unterschiedlich aus.

Ursprung der Behauptung unklar

Woher die Reihung aus dem Posting stammt, ist unklar. In einer überholte die Schweiz kürzlich Norwegen an der Spitze - hier liegen die beiden Staaten tatsächlich vor allen EU-Vertretern.

Auch in einem Artikel zu einem liegen die beiden Länder (in umgekehrter Reihenfolge) voran. Dieser ist allerdings schon mehr als sechs Jahre alt. Der darin erwähnte Link führt zum aus dem Jahr 2023 - dort liegt allerdings Dänemark vor Schweden an der Spitze.

HDI hilft bei Einordnung

Die wohl angesehenste und größtangelegte Auflistung, in der die Schweiz und Norwegen aktuell an der Spitze liegen, ist der der Vereinten Nationen. Diese Erhebung, die zuletzt mit veröffentlicht wurde, wird anhand von drei Kennzahlen erstellt: Der Lebenserwartung bei der Geburt, der durchschnittlichen Ausbildungsdauer und dem Bruttonationaleinkommen pro Kopf eines Landes. Bei letzterem wird die abnehmende Bedeutung des Einkommens bei gleichzeitig steigendem Bruttonationaleinkommen miteinbezogen.

Im jüngsten Ranking finden sich acht EU-Staaten unter den ersten 20, Österreich liegt auf dem 22. Platz. Bulgarien als 70. von 193 Ländern bildet das EU-Schlusslicht. Der HDI ist allerdings nicht unumstritten. So finden manche Ökonomen die Gewichtung der drei Indikatoren und deren , für andere . Zudem werden etwa ökologische Faktoren komplett ausgespart.

Andere Rankings, andere Ergebnisse

Eine umfassende, regelmäßig aktualisierte Reihung nach verschiedenen Punkten wie auch der Lebensqualität nimmt das Nachrichtenmagazin "" vor. Im aktuellen Ranking belegt dort Dänemark den ersten Platz vor Schweden, der Schweiz, Norwegen, Kanada, Finnland und Deutschland. Zwölf EU-Staaten, darunter Österreich, liegen in dieser Reihung unter den besten 20 Nationen.

Insgesamt wurden zuletzt 89 Staaten nach verschiedenen Kriterien ausgewertet und platziert. Zypern liegt als letztes der 27 EU-Länder auf Rang 55. Das bedeutet, dass die Hälfte aller bestbewerteten Staaten EU-Mitglieder sind. Die gesamte Liste erweist sich als konkurrenzfähig: Die 89 im Bericht erwähnten Länder aus aller Welt erwirtschafteten zuletzt rund 96 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts.

Die wird auf der Webseite von U.S. News erläutert. Fast 17.000 Menschen aus 36 Ländern werden dafür um ihre Einschätzung zu ihnen zufällig zugeteilten Ländern und Kategorien gebeten. Die basieren also auf Wahrnehmungen.

Ein Ranking, in dem Österreich traditionell hervorragend abschneidet, ist die . Dort liegt Wien im Querschnitt der fast jedes Jahr auf dem ersten Platz.

Keine universell gültige Reihung möglich

Vergleicht man solche Länderrankings miteinander, wird klar: Kein Index kann Länder, ihre Eigenheiten und Verschiedenheiten vollumfänglich abbilden. Solche Auflistungen sind daher immer mit Vorsicht zu genießen. Manche dieser Listen sehen je nach Gewichtung der einzelnen Faktoren EU-Staaten an der Spitze, in anderen liegen Nicht-EU-Staaten meist nur knapp vor einer Vielzahl an EU-Mitgliedern.

Fest steht: Eine Aufnahme in die EU bedeutete bisher auch immer mehr Prosperität. Kennzahlen belegen, dass der . Auf die Verbesserungen für österreichische Bürgerinnen und Bürger in praktisch allen Lebensbereichen verweist die Wirtschaftskammer in ihrer .

(APA/Red.)

Nachrichtenquelle


© 2017-2024 wienpress.at [email protected]