In Wien werden Arzttermine immer öfter nicht eingehalten, was nicht nur zu verärgerten Patienten, sondern auch zu Problemen in den Spitalsambulanzen führt. Um dem Problem entgegenzuwirken, setzen immer mehr Ordinationen in der Bundeshauptstadt auf sogenannte Ausfallhonorare als Motivation und Abschreckung.
Urologe Mehmet Özsoy, Präsident des Urologen-Verbandes, berichtet im Gespräch mit "Wien heute", dass durchschnittlich 2.200 Arzttermine pro Monat nicht wahrgenommen werden. Besonders betroffen sind dabei die Urologen. Doch was passiert mit diesen nicht wahrgenommenen Terminen? "Natürlich warten andere Patienten auf diese wertvollen Termine", erklärt Özsoy. "Patienten, die bei uns keine Termine bekommen, gehen dann in die Spitalsambulanzen. Dabei wissen wir, dass 70 bis 80 Prozent aller Akut- oder Notfallvorstellungen in Spitalsambulanzen eigentlich gar keine Notfallvorstellungen sind."
Um diesem Problem entgegenzuwirken, setzen immer mehr Ordinationen auf Ausfallhonorare als Motivation und Abschreckung. "Sie hätten eigentlich im niedergelassenen Bereich versorgt werden können", gibt Özsoy zu bedenken. "Um Terminverluste möglichst zu vermeiden, treffen mittlerweile bereits so gut wie alle Ordinationen Vorsorgemaßnahmen." Dazu gehören beispielsweise SMS-Nachrichten mit Terminerinnerungen. "Wenn Sie nicht kommen können, bitte antworten Sie mit einem einfachen Nein auf diese SMS. Aber nicht einmal das machen die Patienten", berichtet Özsoy. "Wir sind dann natürlich gezwungen, Ausfallshonorare zu schicken." Diese werden per Post an die Patienten geschickt, die ihre Termine versäumt haben. In der Ordination von Özsoy werden dafür 60 Euro verrechnet, in manchen Fachbereichen können die Ausfallhonorare sogar bis zu 100 Euro betragen.
Patientenombudsmann der Ärztekammer Wien, Thomas Holzgruber, bestätigt, dass Ausfallhonorare mittlerweile durch mehrere Gerichtsurteile legitimiert sind. "Das ist inzwischen durch mehrere Gerichtsurteile durchprozessiert, dass, wenn der Patient nicht kommt, sogenannte No-Show-Patienten, (…), dann Ärzte ein entsprechendes Honorar verlangen können für die Aufwände, die sie hatten", erklärt Holzgruber. Allerdings müssen die Patientinnen und Patienten im Vorfeld darüber informiert werden, dass bei Nichterscheinen ein Ausfallshonorar fällig wird.
Die Mehrheit der Patienten akzeptiert diese Regelung und zahlt. Doch es gibt auch Fälle, in denen die Zahlung verweigert und sogar das Personal am Telefon beleidigt wird. "Dann haben wir Anwälte und wir geben das dann auch weiter", berichtet Özsoy. Die Gesundheitskasse hält sich aus diesem Thema komplett heraus und sieht Terminangelegenheiten als Angelegenheit zwischen Patient und Arzt.