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Hochwasser in Wien geht zurück, Lage aber weiter angespannt

15-09-2024, 18:39

Trotz abnehmender Pegelstände hält die Hochwasser-Situation in Wien die Einsatzkräfte weiterhin in Atem. Laut Bürgermeister Michael Ludwig könne noch keine Entwarnung gegeben werden.

Das unwetterbedingte Hochwasser hat auch die Bundeshauptstadt erreicht. Für den Wienfluss war am Sonntag bereits die Rede von einem 100-jährlichen Hochwasser, wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bei einem Mediengespräch zusammen mit Vertretern des Einsatzstabes erklärte. Derzeit gingen die Pegelstände jedoch zurück, sagte Ludwig. Wienweit wurden bisher sechs Personen durch die Folgen des Unwetters verletzt, hieß es bei einem Pressegespräch am Sonntagnachmittag.

"Es sind Personen durch Sturmeinwirkung verletzt worden, durch herabstürzende Äste oder Bäume", sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) vor Medienvertretern. Einsatzkräfte seien bisher noch nicht zu Schaden gekommen, erklärte der Stadtchef.

Noch keine Entwarnung bei Liesingbach und Wienfluss

Zwar sei die Lage im Bereich der Donau, Ludwig sprach hierfür von einem 30-jährlichen Hochwasser, "stabil". Jedoch sei die Lage weiterhin beim Liesingbach sowie beim Wienfluss "angespannt". Dort hatte der Pegel gegen 11.00 Uhr seinen Höchststand erreicht, im Bereich des Hütteldorfer Bahnhofs wurde zu diesem Zeitpunkt ein Spitzenwert beim Durchfluss von 400 Kubikmeter pro Sekunde gemessen. "Normal haben wir hier in Trockenphasen einen Kubikmeter pro Sekunde", resümierte Gerald Loew, Leiter der Wiener Gewässer am Sonntagnachmittag. "Das ist schon ein reißendes Gewässer, was hier durchfließt", so Loew. Er betonte, dass sich das Hochwasser hier auf ein 100-jährliches Ereignis ausgewachsen habe.

Beim Liesingbach werde abgewartet, ob die jüngsten Renaturierungsmaßnahmen der Stadt Wien anschlügen. Wobei Ludwig betonte, dass "erste positive Auswirkungen bereits jetzt sichtbar" seien. Der Einsatzleiter der Stadt Wien, Wolfgang Müller, sprach von einer "herausfordernden aber bewältigbaren Lage".

Ludwig: "Erwarten zweite Welle bei Regen und Hochwasser"

Entwarnung wollte Ludwig am Sonntag noch nicht geben. "Wir erwarten aber für morgen eine zweite Welle, was Regen betrifft, aber auch was Hochwasser betrifft", erklärte Ludwig.

Zu Mittag drohte der Wienfluss an weiteren Stellen über die Ufer zu treten, nachdem es bereits in der Nacht auf Sonntag bzw. in den Morgenstunden in Penzing zu Überschwemmungen gekommen war. Aus Sicherheitsgründen kam es zu Sperren der Westautobahn (A1). Am frühen Abend war laut ÖAMTC eine Spur Richtung Wien wieder befahrbar. Vor allem war die Westeinfahrt und -ausfahrt bei Wien betroffen.

Unwetter sorgten für Tausende Einsätze der Wiener Berufsfeuerwehr

Die Wiener Berufsfeuerwehr zählte seit Freitagfrüh rund 2.000 Einsätze aufgrund der Unwetter und des Hochwassers. 500 Kräfte stünden seither im Dauereinsatz, erklärte Branddirektor Mario Rauch am Sonntagnachmittag. Unterstützt werde die Feuerwehr von den zwei freiwilligen Wehren Breitenlee und Süßenbrunn. Auch die Berufsrettung Wien war Rettungseinsätzen durch den Sturm beschäftigt - aber vor allem zu vielen Autounfällen oder Stürzen unterwegs, ausgelöst durch den Dauerregen der letzten Tage, erklärte Johannes Strommel von der Berufsrettung Wien.

Die Feuerwehr rechnete auch weiterhin mit einem sehr hohen Einsatzaufkommen und habe zusätzliches Personal einberufen, sagte Schimpf. "Vermeiden Sie heute unnötige Fahrten bzw. Aufenthalte im Freien und halten Sie sich von hochwasserführenden Gewässern fern", appellierte er an die Vernunft der Wiener Bevölkerung.

Situation an Neuer Donau und Donaukanal unter Kontrolle

Unter Kontrolle ist laut dem MA45-Sprecher die Situation an der Donau bzw. an der Neuen Donau - die als Entlastungsgerinne fungiert - und am Donaukanal. An der Neuen Donau seien zwar Bereiche überflutet, dies sei aber bei Hochwasserereignissen so vorgesehen. Auch die Situation am Liesingbach im Süden der Stadt ist laut dem Sprecher vorerst noch nicht problematisch was den Pegelstand anbelangt.

Die Donau erreichte am Sonntag an der für Wien maßgeblichen Messstelle Korneuburg einen Pegelstand von 7,4 Meter. Am Tag davor waren es 5,85 Meter. Ab einem Pegelstand von 5,20 Metern werden bei Korneuburg die Wehrfelder des Einlaufbauwerks überströmt, was den Hochwasserschutz in Wien gewährleistet. Das Donauwasser fließt dann zunächst ohne Zutun in die Neue Donau. Ab einem Pegelstand von sechs Meter werden die Wehrfelder langsam geöffnet und das Hochwasser kontrolliert abgeleitet.

Treppelwege auf Wiener Donauinsel und mehrere Radwege gesperrt

"Seit gestern sind alle drei Wehranlagen, aufgrund der hochwasserführenden Donau durch die MA 45 besetzt. Auf der Donauinsel wurden sämtliche Treppelwege gesperrt. Die Lage ist jedoch unter Kontrolle", hieß es in der am Sonntag aktualisierten Hochwasserinformation bzw. -warnung für Wien. Dank Donauinsel und Neuer Donau sei Wien beim Donauhochwasserschutz auf große Wassermengen vorbereitet. Die Donauinsel sei mit 21 Kilometer Länge und rund 210 Meter Breite "ein riesiger Schutzbau", der die Neue Donau als Entlastungsgerinne für den Donaustrom flankiere, betonte die MA 45 am Wochenende: "Bei hohem Wasserstand entlastet die Neue Donau die Donau. Die Neue Donau ist dabei mit drei Wehranlagen ausgestattet."

Im Stadtbereich wurden am Sonntag in Wien Radwege und einige Unterführungen aufgrund lokaler Hochwasserbildung gesperrt. In Döbling musste die Donaukanalstraße stadtauswärts im 19. Bezirk ab der Höhe Döblinger Steg gesperrt werden. Der Verkehr wird über die Gürtelauffahrt abgeleitet. Die Polizei Wien riet dazu, Strecken am Donaukanal oder Donau zu meiden und weiträumig auszuweichen.

Pegelstand der Donau kurz vor Rekordhochwasser 2013

Der aktuelle Pegelstand der Donau in Korneuburg ist übrigens nicht mehr weit von der Marke entfernt, die beim Rekordhochwasser 2013 erreicht wurde. In der Nacht auf den 6. Juni 2013 wurde bei einem so genannten hundertjährlichen Hochwasser ein Pegelhöchstwert von 8,09 Metern verzeichnet. Das war die höchste Marke seit Errichtung des Donau-Hochwasserschutzes 1988.

(APA/Red)

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