Festgehalten sind dabei nicht nur die dominierenden Nachrichten des vergangenen Jahres, sondern auch hierzulande kaum beachtete Ereignisse.
Festgehalten sind dabei nicht nur die dominierenden Nachrichten des vergangenen Jahres, sondern auch hierzulande kaum beachtete Ereignisse.
"Die Fotos vermitteln bewegende Geschichten über Entbehrung, Verzweiflung, Krieg und Verlust, immer wieder aber auch über die Beharrlichkeit, den Mut, die Liebe und die Hoffnung der Menschen, mit denen sie den Herausforderungen begegnen", hieß es im Vorfeld der heutigen Eröffnung, zu der auch die 1993 geborene ukrainische Fotografin und Dokumentarfilmerin Julia Kochetova erwartet wird, die für ihr multidisziplinäres Kriegstagebuch "War Is Personal" mit dem Hauptpreis in der Kategorie Open Format ausgezeichnet wurde. Sie zeigt in ihrem Projekt, bei dem Fotos mit Lyrik, Audioclips und Musik verwoben sind, nach Darstellung der Jury, wie der Krieg die Menschen täglich persönlich trifft.
Auch der Anschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober und der folgende Krieg in Gaza gehören natürlich zu den Themen der Ausstellung. Das Pressefoto des Jahres zeigt eine trauernde Palästinenserin, die ihre in einem weißen Tuch verhüllte, tote fünfjährige Nichte im Arm hält. Der 39-jährige palästinensische Fotograf Mohammed Salem nahm das Bild für die Nachrichtenagentur Reuters am 17. Oktober 2023 in einem Krankenhaus in Khan Younis auf, wo Angehörige nach einem israelischen Luftschlag nach getöteten Verwandten suchten.
Die Jury würdigte Salems Foto als "mit Sorgfalt und Respekt komponiert". Es biete "gleichzeitig einen metaphorischen und buchstäblichen Einblick in einen unvorstellbaren Verlust". Salem erhielt die Auszeichnung bereits 2010. Er arbeitet seit 2003 für Reuters. "Ich hatte das Gefühl, dass das Bild den allgemeinen Sinn dessen, was im Gazastreifen passiert, auf den Punkt bringt", sagte Salem, als das Foto erstmals veröffentlicht wurde. "Die Menschen waren verwirrt und rannten von einem Ort zum anderen, weil sie wissen wollten, was mit ihren Angehörigen geschehen war. Dabei fiel mir diese Frau auf, die die Leiche des kleinen Mädchens festhielt und nicht loslassen wollte", so Salem, dessen Frau erst am Vortag der Fotoaufnahme ein Kind geboren hatte.
Die Fotostory des Jahres ist eine Reportage der Südafrikanerin Lee-Ann Olwage für das Magazin "Geo" über den Umgang mit Demenzkranken in Madagaskar. Die Jury würdigte die Wärme und Zärtlichkeit in den Bildern. Der aus Venezuela stammende Fotograf Alejandro Cegara wurde in der Kategorie langfristige Projekte für eine Serie über Immigration in Mexiko ausgezeichnet. Weitere Themen sind etwa die Proteste gegen den Braunkohletagebau in Deutschland oder der Kampf gegen den steigenden Meeresspiegel im Südpazifik.
"Die mehr als 27.000 Besucher:innen im Vorjahr zeigen, dass engagierte Fotografie auch und gerade im Zeitalter der Bilderfluten vor allem bei jungen Menschen einen hohen Stellenwert genießt", wurde WestLicht-Gründer Peter Coeln in den Presseunterlagen zitiert. "Unter den diesjährigen Preisträger:innen finden sich besonders viele, die globale oder lokale Ereignisse aus ihrer sehr persönlichen Perspektive beleuchtet haben."
Traditionell wird die Ausstellung der weltbesten Pressefotos im WestLicht von einer kleinen Ausstellung in der oberen Galerie begleitet. Zu sehen ist die von Nassirou Holik kuratierte multimediale Ausstellung "The White Canvas", in der er sich gemeinsam mit Samira Saidi mit den Erfahrungen von Black People und People of Color in einer weißen Mehrheitsgesellschaft auseinandersetzt.
"World Press Photo 2024", Ausstellung im WestLicht, Wien 7, Westbahnstraße 40, 13. September bis 10. November, täglich 11-19 Uhr, donnerstags 11-21 Uhr,
(Red)