Nach über drei Jahren Bauzeit haben die Wiener Linien am Mittwoch gegenüber Journalisten Einblick in den aktuellen Status des Bauprojekts U2xU5 gegeben.
Nach über drei Jahren Bauzeit haben die Wiener Linien am Mittwoch gegenüber Journalisten Einblick in den aktuellen Status des Bauprojekts U2xU5 gegeben.
Wegen geologischer Herausforderungen wurde der Zeitplan der ersten Baustufe angepasst: Die U2 bis Matzleinsdorfer Platz soll statt 2028 bis 2030 eröffnet werden. Das erste Stück der U5 von Karlsplatz bis zum Frankhplatz ist bis 2026 weiterhin "auf Schiene". Aufgrund der Inflation steigen die Kosten um rund 15 Prozent.
Trotz umfassender Bodenerkundungen im Vorfeld gab es eine Reihe von unvorhergesehenen Ereignissen, sagte Gudrun Senk, Geschäftsführerin der Wiener Linien für den technischen Bereich. Insbesondere bei der künftigen U2-Station Reinprechtsdorfer Straße habe man enorme Herausforderungen vorgefunden. Das umliegende Erdreich verhielt sich anders als erwartet und es waren zusätzliche Sicherungsmaßnahmen notwendig.
Im Bereich des Rathauses traf man trotz Präventivmaßnahmen beim Tunnelvortrieb auf Wasserschichten und es kam zu Wassereintritten in Schächten und Tunnelröhren. "All das ist technisch beherrschbar, kostet aber Zeit", sagte Senk. So es zu keinen weiteren Behinderungen der Arbeiten mehr kommt, soll die erste Baustufe der U2, eine 4,4 km lange Strecke mit fünf Stationen von Schottentor bis Matzleinsdorfer Platz, 2030 eröffnet werden.
Bei der Station Rathaus kam es zudem zu unerwarteten Erdbewegungen, die Schäden an den neuen Bahnsteigtüren für den vollautomatischen Betrieb der U2-Stammstrecke verursachten. Diese mussten behoben werden, nun arbeite man an der Verbindung der neuen Türen mit den technischen Systemen von U-Bahn-Zug und Stellwerk. "Wir gehen davon aus, dass es im Laufe des Herbstes gelingen wird, die U2-Stammstrecke zwischen Karlsplatz und Schottentor wieder sicher in Betrieb zu nehmen", sagte Senk. Bisher war der September - also zum Ende des Sommers - angepeilt worden.
Die durch die geopolitische Lage bedingte Inflation habe auch vor dem Infrastrukturprojekt keinen Halt gemacht, erklärte Petra Hums, Geschäftsführerin der Wiener Linien für den kaufmännischen Bereich. Zwischen Bund und Stadt Wien waren 2020 rund zwei Milliarden Euro für die erste Baustufe festgelegt - damals mit einer geschätzten Inflation von 2,5 Prozent pro Jahr. "Wir rechnen nun mit einer kumulierten Kostensteigerung von rund 15 Prozent, was Mehrkosten von etwa 300 Millionen Euro entspricht", berichtete Hums.
Dass die Kostensteigerungen beim U-Bahn-Bau durch die außergewöhnlichen Preissteigerungen seit 2020 verursacht wurden, bestätigte auch Rainer Stempkowski, Leiter der externen begleitenden Kontrolle für den U-Bahn-Ausbau U2xU5. "Inflationsbereinigt liegt das Projekt derzeit weiterhin im Kostenrahmen - die Kosten der Adaption des Zeitplans sind durch die bei solchen Bauprojekten übliche Risikovorsorge aus heutiger Sicht abgedeckt", sagte er.
2020 wurde festgelegt, dass bei dreimaligem Überschreiten des Wertes von 2,5 Prozent pro Jahr der U-Bahn-Lenkungsausschuss von Stadt Wien und Bund über die Kostensituation berät und die Vertragspartner über Nachbesserungen sprechen. Diese Gespräche zur Sicherung der Finanzierung laufen aktuell. Die Fertigstellung der zweiten Baustufe (U5 bis Hernals sowie U2 bis Wienerberg) ist für den Zeitraum 2032 bis 2035 geplant.
"Die heute publik gewordene Verzögerung in Zusammenhang mit dem Ausbau der U2/U5 sowie die damit verbundenen Kostensteigerungen offenbaren ein neuerliches Planungs-Chaos der Wiener Stadtregierung", kritisierte die Planungs- und Verkehrssprecherin der Wiener ÖVP, Elisabeth Olischar, in einer Aussendung. Von einem "Riesenproblem" für alle Wienerinnen und Wiener sprach die Parteivorsitzende der Grünen Wien, Judith Pühringer. Andere Klimaschutzprojekte müssten nun deutlich beschleunigt werden, betonte sie. Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp und FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik forderten volle Transparenz sowie die detaillierte Aufschlüsselung aller Kosten und sahen einen "Bauskandal", den Ex-Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zu verantworten habe.
Die SPÖ verwies dagegen in einer Aussendung darauf, dass die Sicherheit beim U-Bahn-Bau höchste Priorität habe. "Tag und Nacht arbeiten 800 Kolleginnen und Kollegen der Wiener Linien und der beauftragten Baufirmen an der raschen Fertigstellung der größten U-Bahnbaustelle Europas, dem Linienkreuzes U2xU5. Doch das Erdreich hält sich nicht immer an Pläne", erläuterte SPÖ-Gemeinderat Kurt Stürzenbecher, Vorsitzender des Finanzausschusses.
(APA/Red)