Nach dem spektakulären Landeanflug einer AUA-Maschine auf den Flughafen Wien in Schwechat durch ein Hagel-Unwetter sieht sich die Fluglinie nun mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert.
Die zentrale Frage ist, ob die Piloten die Lage unterschätzt haben. Laut Austro Control war das Unwetter bekannt. "Wir bitten um Verständnis, dass wir laufende Untersuchungen nicht kommentieren und die Untersuchungsergebnisse abwarten", hieß es auf APA-Anfrage von der AUA.
Das Unternehmen betonte am Samstag, dass neben einer bereits eingeleiteten internen Untersuchung auch die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) eine externe Prüfung einleiten werde, die abzuwarten sei. Die Piloten wurden nun - wie üblich in solchen Fällen - vom Flugdienst für sieben Tage freigestellt, betonte die AUA gegenüber der APA. Nach Auswertung der Flugdaten und ersten Erkenntnissen wird mit der betroffenen Crew des Airbus A320 gegebenenfalls ein abgestimmtes Training oder eine Schulung eingeplant. Nach Absolvierung dieser wird die Crew - auch mit Unterstützung von Fluglehrerinnen bzw. -lehrern - wieder in den Flugdienst gebracht.
Nach AUA-Angaben sei für die Cockpit-Crew - laut deren Aussage - die Gewitterzelle auf dem Wetterradar nicht ersichtlich gewesen. Allerdings wies die Flugmeteorologie der Österreichischen Luftfahrtbehörde Austro Control auf die "Gewittergefahren mit Hagel in der Region" für den Zeitraum des angefragten Fluges hin. Die auch "den internationalen Standards entsprechende Wetterprognosen und anlassbezogene Wetterwarnungen für den En-Route-Verkehr" wurde publiziert. Diese luftfahrtspezifischen Wetterinformationen würden insbesondere vor dem Flug zur Vorbereitung und zur Planung der beabsichtigten Route, die von der Airline im jeweiligen Flugplan aufgegeben und festgelegt werde, dienen. Diese Wetterdaten würden für die Airlines und Piloten rund um die Uhr auch laufend aktualisiert versorge.
Die Austro Control betonte jedoch, dass die Flugsicherung keine Anweisungen zu wetterbedingten Flugroutenänderungen während eines Fluges erteile. "Die Entscheidung über ein notwendiges Ausweichen kann und darf auf Basis der an Bord zur Verfügung stehenden Informationen über die konkrete Wettersituation unmittelbar vor dem jeweiligen Flugzeug insbesondere mittels On-Bord-Wetterradar nur der verantwortliche Pilot treffen." Kritiker stellen sich deshalb jetzt die Frage, warum die Piloten das Unwetter dann nicht umflogen haben.
Zudem berichtete die "Süddeutsche Zeitung", dass einer der Piloten beim Sinkflug angeblich nicht im Cockpit war, weil er auf die Toilette gegangen sei. Unabhängig vom Wetter sei in dieser Flugphase viel mehr zu tun als auf Reiseflughöhe, daher gelte in der Regel, dass beide in dieser Phase auf ihrem Platz sein sollten, schrieb die "SZ". Auch dazu verwies die AUA auf die laufenden Untersuchungen, allerdings betonte die Fluglinie, das die Cockpit Crew dieses Fluges "in Bezug auf Gesamtflugstunden sowie auf Flugstunden am Flugzeugtyp A320 in ihrer Funktion sehr erfahren" sei. Das österreichische Luftfahrtmagazin "Austrian Wings" hatte berichtet, dass ein Pilot "lediglich 100 Stunden Flugerfahrung" auf dem besagte Flugzeugtyp gehabt habe. Dazu die AUA: "Mediale Berichte, dass eine Person nur hundert Stunden Flugerfahrung haben soll, sind nicht korrekt."
Der Airbus A320 auf dem Weg von Palma de Mallorca nach Wien war am vergangenen Sonntagabend in die Gewitterzelle geraten. Zunächst wurde der Notruf "Mayday" abgesetzt. Die Maschine landete dennoch sicher am Wiener Flughafen, es wurden keine Passagiere verletzt.