Vom 10. – 15. Juni 2024 präsentiert „Science Fiction im Park – Margaretner Filmnächte" an 6 Tagen in Wien Science Fiction-Filme aus dem sogenannten Osten bzw. dem Ostblock.
Den Kern des diesjährigen Programms bilden drei DEFA (Deutsche Film AG) Science Fiction-Filme. Diese wurden in der DDR und den Geschwisterländer eher als „wissenschaftlich-phantastische“ bzw. „utopische“ Filme bezeichnet.
Wo: Bruno-Kreisky Park, Sankt-Johann-Park K, 1050 Wien
Das Programm bei „Science Fiction im Park " in Wien-Margareten
(Filmbeginn jeweils um 21:00 Uhr):
Montag, 10.06.2024 IM STAUB DER STERNE, Gottfried Kolditz, DDR/RO 1976, 99 Min
Dienstag, 11.06,2024 KIN DZA DZA!, Georgi Danelija, UdSSR, 1986, 132 Min, OmU
Mittwoch, 12.06.2024 DER SCHWEIGENDE STERN, Kurt Maetzig, DDR/PL 1959, 94 Min.
Donnerstag, 13.06.2024 SEXMISSION, Juliusz Machulski, PL 1984, 116 Min., dt Fassung (DEFA)
Freitag, 14.06.2024 SIGNALE – EIN WELTRAUMABENTEUER, Gottfried Kolditz, DDR/PL, 1970, 91 Min
Samstag, 15.06.2024 WHITE PLASTIC SKY, Tibor Bánóczki, Sarolta Szabó, HU/SK 2023, 111 Min., OmU
Die Filme im Überblick
Montag, 10.06.2024, Beginn 21:00
IM STAUB DER STERNE
Regie: Gottfried Kolditz, mit Jana Brejchová, Alfred Struwe, Ekkehard Schall, Regine Heintze, u.a.
„A real socialist kitsch treasure“ (Real Fantastic Film Festival 2005): Ein Raumschiff vom Planeten Cynro folgt dem intergalaktischen Hilferuf vom Planeten Tem 4. Dort angekommen behaupten dessen Bewohner, die Temer, dass alles in Ordnung und das Notsignal eine technische Fehlfunktion gewesen sei. Die Cynroer, allen voran ihre Kommandantin Akala, glauben den Temern und lassen sich zu einem rauschenden und sinnesbetäubenden Empfang einladen. Nur der auf dem Raumschiff zurückgebliebene Navigator Suko bleibt misstrauisch. Bei seinen Erkundungen trifft er schließlich auf die Turi, die versklavten Ureinwohner des Planeten, die in unterirdischen Bergwerken für die Temer schuften müssen. Die Turi bitten die Cynroer um Unterstützung in ihrem revolutionären Freiheitskampf… Klassenkampf in Lack und Leder: Die kuriose Mischung aus abenteuerlicher Unterhaltung, freizügiger Netzhemd-Optik und Politparabel kam bei der zeitgenössischen Westkritik besser an als im Osten.
Dienstag, 11.06.2024, Beginn 21:00
KIN-DZA-DZA!
Regie: Georgi Danelija, mit Stanislaw Ljubschin, Jewgeni Leonow, Juri Jakowlew, Lewan Gabriadse, u.a.
Drück nie auf Knöpfe, die du nicht kennst! Wladimir Nikolajewitsch wollte nach der Arbeit nur kurz noch Nudeln kaufen, als der junge Student Gedewan ihn auf der Straße anspricht: „Genosse, dort steht ein Mann, der sagt, er sei ein Außerirdischer!“ Als sie ihm helfen wollen, erklärt dieser mit einem Gerät in der Hand, er hätte sich verirrt und bräuchte nur die aktuellen Koordinaten, um sich via Knopfdruck nach Hause beamen zu können. Ungläubig und belustigt drückt Wladimir aus Spaß kurzerhand selbst auf den Knopf… und Zack!, stehen er und Gedewan mitten im Nichts auf einem Planeten namens Plük, umgeben von Sand, soweit das Auge reicht. Und nun?
1986, bereits zur Zeit der Perestroika, erschien KIN-DZA-DZA!, eine Science-Fiction-Komödie, mit dem sich Regisseur Georgi Danelija auf alle Zeiten einen festen Platz in der sowjetischen Filmgeschichte erobern sollte. Bei Erscheinen noch recht mäßig besucht, entwickelte sich seine groteske Gesellschaftssatire binnen kurzer Zeit zum absoluten Kultfilm auch der postsowjetischen Ära und gilt vielen bis heute als ein absolutes (und finales) Highlight des sowjetischen Kinos. Kein Wunder bei einem Film, der leicht als russische Variante von Monty Python oder Douglas Adams durchgehen könnte. Ku!
Mittwoch, 12.06.2024, Beginn 21:00
DER SCHWEIGENDE STERN
Regie: Kurt Maetzig, mit Yoko Tani, Oldrich Lukes, Ignacy Machowski, Julius Ongewe, Michail N. Postnikow u.a.
Acht internationale Wissenschaftler finden unter der Führung der Sowjetunion und unter Beteiligung eines progressiven Amerikaners bei ihrer Landung auf der Venus im Jahr 1970 die Spuren einer gigantischen atomaren Vernichtungsmaschinerie, deren Urheber offenbar ihrer eigenen Erfindung zum Opfer gefallen sind. Der in Co-Produktion zwischen der DDR und Polen entstandene, auch formal ambitionierte Science-Fiction-Film kleidet seine warnende politische Botschaft in ein utopisches Gewand. Ein ehrgeiziges Projekt der frühen DEFA, die mit Geschick und Improvisationskunst die aufwändigen "westlichen" Kinofilme jener Jahre kopierte.
Donnerstag, 13.06.2024, Beginn 21:00
SEXMISSION
PL 1984, 116 Min., deutsche Fassung (DEFA)
Regie: Juliusz Machulski, mit Olgierd Lukaszewicz, Jerzy Stuhr, Bozena Stryjekowna, Boguslawa Pawelec, Hanna Stankowna, u.a.
Die Wissenschaftler Max und Albert nehmen an einem Experiment teil und lassen sich einfrieren, um drei Jahre später wieder aufgetaut zu werden. Das Experiment misslingt und die beiden erwachen erst im Jahr 2044. Zunächst können Max und Albert ihr Glück nicht fassen: Frauen, wohin man sieht. Bald wird aber klar, dass sie die einzigen Männer sind. Und Männer werden nicht mehr gebraucht, denn der Nachwuchs kommt aus der Retorte. In diesem totalitär regierten Frauenstaat gelten Max und Albert als "archäologische Funde" und unnatürliche, aggressive Urwesen, die in die Gesellschaft zwangsintegriert werden müssen. Die freche Science-Fiction-Komödie, die sich mit dem Geschlechterkampf auseinandersetzt und gut nach beiden Seiten austeilt, spart nicht an hintersinniger Kritik an totalitären Systemen und deren Prüderie.
Freitag, 14.06.2024, Beginn 21:00
SIGNALE – EIN WELTRAUMABENTEUER
Regie: Gottfried Kolditz, mit Piotr Pawlowski, Jewgeni Sharikow, Gojko Mitic, Alfred Müller, Helmut Schreiber, u.a.
Mitte des 21. Jahrhunderts. Raumschiffkommandant Veikko von der "Laika" stellt für einen Routinekontrollflug eine besondere Mannschaft zusammen, denn er hat die Absicht, diesen Flug zur Suche nach dem verschollenen Forschungsschiff "Ikaros" zu nutzen. Als sich die "Laika" auf dem Planetengürtel zwischen Mars und Jupiter befindet, fängt der Funker Konrad fremde Funksignale auf. Kurz darauf haben sie das Wrack der "Ikaros" auf ihrem Radarschirm, doch von der Besatzung keine Spur. Die Deutung der Funkzeichen als Signale einer fremden Zivilisation lässt unter der Mannschaft Angst vor einer Bedrohung aufkommen. Kommandant Veikko jedoch ist davon überzeugt, dass Wesen, die sich auf einem so hoch entwickelten technischen Niveau befinden, die Periode der Feindschaft und Aggression längst überwunden haben. Und so kann die Besatzung der "Ikaros" gerettet werden.
WHITE PLASTIC SKY
Regie: Tibor Bánóczki, Sarolta Szabó, mit Tamás Keresztes, Zsófia Szamosi, Géza Hegedűs D., Judit Schell, u.a.
2123. Angesichts schwindender Ressourcen kann die Menschheit nur durch einen Kompromiss überleben: Im Alter von 50 Jahren wird jeder Mensch schrittweise in einen Baum verwandelt.
Die Bäume liefern Sauerstoff und Nahrung für die Allgemeinheit. Stefan ist mit diesem System einverstanden. Aber als sich seine Frau Nóra vor der Zeit den Samen freiwillig einpflanzen lässt, versucht Stefan den Prozess umzukehren.
Was als Rettungsmission beginnt, wird zum Roadmovie. Als Öko-Gedankenspiel zur Klima-Apokalypse, die das Leben auf der Erde bedroht, ist der Film geprägt vom melancholischen Bewusstsein, dass die Menschheit kurz vor ihrem Ende steht.
»White Plastic Sky« ist eine Liebesgeschichte. An den Figuren Stefan und Nóra ist nichts Heldenhaftes. Sie sind gewöhnliche Menschen, die zufällig die Möglichkeit haben, eine Wahl zu treffen. Das besondere Rotoskopieverfahren verleiht der dystopischen Welt eine besondere Optik.