Der Sondervertreter von Russlands Präsident Wladimir Putin für internationale Kulturzusammenarbeit, Michail Schwydkoj, war diese Woche in Wien. Er hätte hier eigenen Angaben zufolge Vertreter des offiziellen Österreichs treffen wollen. In letzter Minute seien jedoch alle Treffen gecancelt worden, teilte Schwydkoj am Montag den staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti und TASS mit.
Beim von europäischen Sanktionen nicht betroffenen Amtsträger handelt es sich wahrscheinlich um den höchstrangigen Abgesandten des Kreml, der seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 nach Österreich gekommen ist.
Im Rahmen seines "offiziellen Besuchs" in Österreich hatte Schwydkoj am Montagvormittag zunächst etwa 20 Angehörige der russischen Community im Kulturinstitut am Wiener Brahmsplatz getroffen. Laut Anwesenden hatte er dabei in einer kurzen Rede insbesondere betont, dass es nach den Präsidentschaftswahlen am Sonntag zu keinen Veränderungen des politischen Kurses in Moskau kommen würde. In Folge wandten sich Vertreter von russischen Kultur- und Bildungsprojekten in Österreich fast zwei Stunden lang mit konkreten Anliegen an den Kreml-Bürokraten und ersuchten um Unterstützung sowie Subventionen. Der Vertreter des Präsidenten habe dazu Anmerkungen in einem kleinen Notizblock gemacht, schilderte am Dienstag der APA einer der Beobachter, der in den ersten Märztagen zum Treffen eingeladen worden war.
"Es gab jetzt vorläufige, sehr vorläufige Abmachungen über Treffen mit Kollegen, die offizielle Strukturen Österreichs vertreten, aber im letzten Moment haben alle leider abgesagt", sagte Schwydkoj im Anschluss der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Er sprach dabei auch von einem kürzlichen "Zuspielen von Bällen" auf der Ebene von österreichischen Regierungsstellen, die er jedoch nicht weiter spezifizierte. Angesichts der Rolle, die Russland in der Geschichte Österreichs spiele, und der großen Bedeutung von Kontakten in Kultur und Bildung mit Österreich, sei die Absage der Treffen eine "kurzsichtige Position". So schwierig die Gegenwart sein möge, sei es doch nötig an die Zukunft zu denken, erläuterte der Russe.
Der Sondervertreter betonte gleichzeitig gegenüber den Nachrichtenagenturen, dass die neue slowakische Kulturministerin Martina Šimkovičová ein Verbot der Zusammenarbeit mit russischen Kulturinstitutionen aufgehoben habe. Ein Sprecher der russischen Botschaft in Österreich erklärte am Dienstag gegenüber der APA, dass laut seinen Informationen Schwydkoj aus Wien nach Bratislava weitergereist sei.
"Es gab keine Termine mit Vertreterinnen oder Vertretern des Außenministeriums", erklärte eine Sprecherin des österreichischen Außenministeriums am Dienstagabend. Die Frage, ob man im Ministerium von geplanten und schließlich abgesagten Treffen des Kreml-Vertreters gewusst habe, ließ sie unbeantwortet. Eine Antwort auf die Frage, ob Schwydkoj mit einem österreichischen Schengen-Visum nach Wien gereist sei, verweigerte sie indes explizit: "Auskünfte über einzelne Verwaltungsverfahren, wie auch Visaverfahren, unterliegen den Datenschutzbestimmungen."
In seiner langjährigen Tätigkeit als Sondervertreter des russischen Präsidenten für internationale Kulturzusammenarbeit hatte der ehemalige Kulturminister und Fernsehmacher Schwydkoj wiederholt enge Kontakte nach Österreich. Im Juni 2019 diskutierte er etwa öffentlich in St. Petersburg mit der Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, Sabine Haag, dem Ko-Vorsitzenden des 2022 ruhendgestellten österreichisch-russischen Sotschi-Dialogs, Christoph Leitl, und dem damaligen Leiter des österreichischen Kulturforums in Moskau, Simon Mraz. Haag und Mraz ließen die APA wissen, den Kreml-Bürokraten nunmehr in Wien nicht getroffen zu haben. Leitl war am Dienstag telefonisch nicht erreichbar.