Am Samstagnachmittag war vor der russischen Botschaft in Wien reges Treiben zu beobachten, als Angehörige der russischen Community mit einer improvisierten Gedenkstätte dem verstorbenen Oppositionsführer Alexej Nawalny Tribut zollten.
Die Gedenkaktion, die bereits am Freitag begonnen hatte, zog zeitweise bis zu 20 Menschen gleichzeitig in die Reisnerstraße, wo neben dem Ausdruck stiller Trauer auch Plakate mit scharfer Kritik am russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem Regime angebracht wurden.
Im Gegensatz zu einer spontanen Kundgebung am Freitag, bei der lautstark gegen Putin protestiert wurde, stand am Samstag das stille Gedenken im Vordergrund. Besonders viele junge Russinnen und Russen zeigten sich sichtlich bewegt, legten Blumen nieder und stellten Grablichter auf.
Mehrere Teilnehmende der Gedenkaktion machten auf Plakaten Putin und sein Regime für Nawalnys Tod verantwortlich. Slogans wie "Putin ist ein Mörder" und kreative Verfremdungen bekannter Putin-Zitate, wie "Er kommt in das Paradies. Du aber wirst einfach abkratzen", fanden sich unter den Botschaften. Diese wurden nicht nur vor Ort, sondern auch international wahrgenommen.
Des Weiteren brachten zwei junge Russinnen ein Plakat mit der Aufschrift "Putin, du gehst uns scheißverdammt auf die Nerven" an, ein Ausdruck ihres starken Missfallens. Sie erklärten, dass solch ein Protest in Russland gefährlich wäre, betonten jedoch die Bedeutung, auch in Österreich ein Zeichen zu setzen, um zu zeigen, dass Kritiker des Regimes Unterstützung finden.
Auf Nachfrage der APA lehnte es ein Sprecher der russischen Botschaft ab, am Samstagnachmittag eine Stellungnahme zu der Gedenkstätte abzugeben, mit der Begründung, dass man sie noch nicht gesehen habe und es sich um einen freien Tag handele.