Der neue Geschäftsführer Alfred Hudler ist davon überzeugt, dass sich die Spanische Hofreitschule in Wien auf einem guten Weg befindet.
Bei einem Medientermin anlässlich seines einjährigen Amtsjubiläums berichtete er von Strukturreformen und einer sich erholenden Auslastung - wobei man das Vorpandemieniveau noch nicht ganz erreicht hat. Auch Investitionen etwa in ein neues Besucherzentrum sind geplant. Dafür will der neue Chef zusätzliche Einnahmequellen erschließen.
Neuer Chef will Wiener Hofreitschule noch attraktiver machen
Er wolle die Hofreitschule noch attraktiver machen und zugleich gut und gesund wirtschaften, betonte Hudler. Das Tierwohl stünde an oberster Stelle. Um dies zu erreichen, habe man etwa das "Zukunftskonzept 2030" entwickelt. Geplant ist unter anderem, Organisationsstrukturen zeitgemäßer zu machen, wie er erläuterte. Was auch bedeute: "Wir wollen effizienter werden." Dazu gehören etwa Digitalisierungsmaßnahmen.
Doch es wurden auch bereits erste Schritte umgesetzt, wie er versicherte. So gibt es etwa seit 2023 einen dritten Oberbereiter. Und es wurde ein detaillierter Ausbildungsplan für Lipizzaner und Bereiter erstellt. Auch das tiermedizinische Konzept sei weiterentwickelt worden, berichtete er. Dokumentiert wird etwa, in welchem Ausmaß und auf welche Art und Weise die Pferde belastet werden, um hier eine besser Aussteuerung zu ermöglichen, wie es hieß.
Projekt setzt sich mit Stallklima auseinander
Auch ein Projekt, das sich mit dem Stallklima auseinandersetzt, wurde gestartet. Eine ausreichende Kühlung nehme angesichts immer höherer Temperaturen einen immer wichtigeren Stellenwert ein, zeigte sich Hudler überzeugt. Nachgedacht wird dabei etwa auch über Begrünungsmaßnahmen in der Stallburg.
Neu gestalten will Hudler auch das Besucherzentrum in der Hofburg. Die Kassen sollen weniger werden, der Shop oder der Gastro-Bereich dafür einen größeren Stellenwert erhalten. Kassen benötige man im Zeitalter des Handytickets nicht mehr so viele, gab er zu bedenken. Geplant seie eine "zeitgemäße Gestaltung" des Entrees. "Wir wollen da in den nächsten Monaten einen deutlichen Sprung machen." Das Konzept sei fertig, die Finanzierung hingegen offen.
Rund 94 Prozent betrug die Auslastungen bei den Vorführungen. Deren Anzahl hat sich bei rund 80 eingependelt, wie es zuletzt hieß. Mehr ist laut tierärztlicher Expertise nicht sinnvoll. "Wir können sie nicht beliebig in die Höhe schrauben", versicherte Hudler heute. Operativ gehe sich der Betrieb aktuell aus, um die neuen Ideen auch zu realisieren, bedürfe es aber gesonderten Einnahmen, wurde betont.
Hudler zeigte sich damit zufrieden, dass mit dem Bund inzwischen eine fixe jährliche Basisabgeltung vereinbart werden konnte. "Es wird aber auch zusätzliche finanzielle Mittel brauchen", konstatierte der oberste Lipizzaner-Chef. Möglich ist laut dem Geschäftsführer zwar nicht den Bereich Vorführungen, aber die Morgenarbeit oder die Führungen auszubauen. Und auch beim Merchandising gibt es Luft nach oben, befindet der neue Chef. Zugleich wird an einem neuen Tourneekonzept gearbeitet. Fix ist bereits, dass man im Herbst 24 Großbritannien und 2025 Paris besuchen wird.
Übernachtungsmöglichkeiten für Gestüt Piber in Überlegung
Für das Gestüt in Piber wird weiters überlegt, Übernachtungsmöglichkeiten in einem Gebäude einzurichten. Um Kosten zu sparen, versorgt man die Lipizzaner nun weiters mit Heu aus dem eigenen Betrieb. Auf dem Programm steht aber auch der Ausbau von Kooperationen oder Partnerschaften. Hudler möchte eine Plattform für Förderinnen und Förderer aus dem In- und Ausland schaffen. Vermehrt möchte man zudem heimische Gäste ansprechen, auch Aktionen mit Schulklassen aus Wien könnte es geben.
Beschäftigt sind in der Spanischen Hofreitschule rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die weltberühmte Traditionseinrichtung, die die klassische Reitkunst der Renaissance pflegt, besitzt rund 400 Pferde, wobei rund ein Viertel der Tiere - allesamt Hengste - bei Vorführungen zum Einsatz kommen bzw. dazu ausgebildet werden.
Bereiterin oder Bereiter in der Spanischen Hofreitschule zu werden, ist zumindest kein völlig utopischer Berufswunsch. "Wir sind immer wieder auf der Suche", versicherte Oberbereiter Herbert Seiberl. Voraussetzung für eine Aufnahme sei aber jedenfalls eine "große Affinität zu Pferden".