"Ein bissl ein historischer Tag" ist der Mittwoch in den Augen des Direktors des Wien Museums, Matti Bunzl.
Von Fischer von Erlach bis zur Secession, von Raubkunst über "diverse Geschichten" bis zum Winter in Wien: Das im Dezember wiedereröffnete Wien Museum wartet in seinem ersten Jahr mit einem vielfältigen Sonderausstellungsprogramm auf, das am morgigen 1. Februar mit einer umfassenden Schau zu Fischer von Erlach startet. "Es hat eine gewisse Poetik, das Programm mit ihm zu beginnen", freute sich Bunzl mit Verweis auf den Blick auf Fischers Karlskirche.
Während die neue Dauerausstellung allein im Dezember bereits über 60.000 Besucherinnen und Besucher angezogen hat, wird nun der große Ausstellungsraum im neuen Dachgeschoß mit Leben gefüllt. Nach der Fischer von Erlach-Schau mit dem Untertitel "Entwurf einer historischen Architektur", die in Kooperation mit dem Salzburg Museum erarbeitet wurde und die den ganzen Raum mit seinen 1.200 Quadratmetern einnimmt, präsentiert man ab 23. Mai einen "absoluten Blockbuster", wenn die Schau "Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann" von der Alten Nationalgalerie Berlin nach Wien wechselt: Gemeinsam mit dem dortigen Direktor (und künftigen Leiter der Albertina) Ralph Gleis habe man eine Ausstellung entwickelt, die den Versuch anstelle, "die drei um die Jahrhundertwende entstandenen großen Secessionen in Wien, Berlin und München zusammen zu reflektieren". Trotz der "sehr unterschiedlichen stilistischen Zugänge" habe sich damals eine starke Vernetzung der internationalen Avantgarde konstituiert, so Bunzl.
Ab 6. Juni setzt man parallel zu der Secessions-Schau in einer Doppelausstellung mit dem Jüdischen Museum Wien auf den Komplex "Raub": "Das Thema war klar", so Bunzl, verfügten doch "alle Museen in der deutschsprachigen Welt über Objekte, die auf illegitime Art in die Sammlung gekommen sind". Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Restitutionsforschung im Wien Museum will man den Prozess von der Beraubung über die Aufarbeitung bis hin zu Rückgaben in den Fokus rücken. Während das Kapitel des Raubes am Judenplatz thematisiert wird, setzt man im Wien Museum auf das "Ankommen der Werke" in den Sammlungen und den weiteren Umgang - also die Beforschung und die Restitution. Die Ausstellung verstehe sich dabei "gleichzeitig als künstlerische Installation und temporäres Denkmal", erläuterte Bunzl.
Die große Herbstausstellung thematisiert ab 14. November das "Verschwinden einer Jahreszeit". Unter dem Titel "Winter in Wien" widmet man sich einer "Kulturgeschichte der Kälte". "Wir wollen kulturhistorisch verstehen, was Winter früher und heute bedeutet - gesellschaftlich und kulturell", so Bunzl mit Verweis auf die sich stark veränderten Wintermonate aufgrund des Klimawandels. Dabei soll die "massive klimatische Veränderung jenseits nostalgischer Erinnerungen" aufgearbeitet werden. "Diverse Geschichten" werden dann ab 5. Dezember in der Ausstellung "Mixed" erzählt. Anhand von Kunstwerken, Dokumenten und Alltagsobjekten stehe dabei die seit jeher bestehende Vielfalt der Wiener Bevölkerung im Zentrum. In der Community Galerie lädt man ab 9. Mai Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt ein, unter dem Titel "Mein Rat fürs Leben" ihre Anliegen und Perspektiven sichtbar zu machen. Dafür initiierte das therapeutische Team des Pflegewohnhauses Simmering eine Fotoausstellung mit Bewohnern, kombiniert mit "Lebensweisheiten" der abgebildeten Personen.
Ein dichtes Programm erwartet das Publikum auch am Standort MUSA beim Rathaus, wo es Ausstellungen zur 2020 verstorbenen Fotografin Elfriede Mejchar ("Im Alleingang", ab 18. April) und den Ankäufen der vergangenen fünf Jahre gibt ("Gekauft. Und dann?", ab 26. September). In der Startgalerie widmet man sich unter dem Titel "Brotlos" dem "Leben ohne Sicherheit" (ab 25. April) und der Materialität von Kunstwerken ("Material Girls", ab 3. Oktober). Ein weiteres Großprojekt startet am 15. März, wenn das Prater Museum mit seinem Neubau eröffnet, in dem die vielschichtige Geschichte des Praters auf dem Programm stehen wird. Angesichts der Fülle des am Mittwoch präsentierten Programms fühlte sich Matti Bunzl schließlich an die Eröffnung im Dezember erinnert: "Das ist heute wieder ein bissl ein historischer Tag."