Nach Ansicht des Internationalen Zentrums für Migrationspolitik (ICMPD) wird das Thema Migration im weltweiten Superwahljahr 2024 eine "entscheidende" Rolle spielen.
Im jährlich zu Jahresbeginn veröffentlichten "Migration Outlook" prophezeite das Wiener Thinktank am Mittwoch aufgrund der zahlreichen Kriege und Konflikte ein Rekordjahr bei den weltweiten Vertreibungen und Migrationsbewegungen - vor allem in Krisenländern.
Generell geht das International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) für das neue Jahr von einer zunehmenden Verflechtung von Geopolitik und Migration aus und verweist dabei auf mehrere Militärcoups in Afrika, die im Vorjahr zu einem Anstieg von irregulärer Migration geführt hätten. Auch würde die Zunahme von Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen vermehrt zu Sekundärmigration führen - also dass Geflüchtete aufgrund der unsicheren Lage im Erstaufnahmeland in ein anderes Land weiterziehen müssen.
Dies werde nach Ansicht des Thinktanks, dem Ex-ÖVP-Vizekanzler Michael Spindelegger vorsteht, auch dazu führen, dass Migration noch mehr als bisher als Sicherheitsthema diskutiert bzw. Migrantinnen und Migranten als "Sicherheitsbedrohung" für Europa gesehen würden. Direkt im Zusammenhang damit steht die Idee der Verlagerung der Asylverfahren an Drittstaaten, die laut ICMPD weiter zentrales Thema der Debatte sein wird. Kritisch wird allerdings angemerkt, dass der Prozess der Externalisierung in mehrfacher Hinsicht "kompliziert" sei - darunter beachtliche Kosten oder die rechtliche Problematik (nationales vs. internationale Gesetzgebung). Zudem gebe es keine aussagekräftigen Nachweise, dass die Auslagerung der Prozesse tatsächlich zu einem signifikanten Rückgang der Ankünfte und Asylantragszahlen führten.
Womit irreguläre Migration jedenfalls reduziert werden könne, sei EU-Visa-Politik, schreibt das Wiener Zentrum unter Verweis auf Serbien, wo der Wegfall der visafreien Einreise die Asylanträge aus einigen Ländern massiv zurückgehen ließ.
2024 sei auch ein entscheidendes Jahr für die Integration der ukrainischen Geflüchteten mit temporärem Schutzstatus. "Dieses Jahr sollte jedes EU-Mitgliedsland eine Beschäftigungsrate von ukrainischen Flüchtlingen von mindestens 50 Prozent erreichen. Nächstes Jahr sollten zwei Drittel beschäftigt sein und - mit Blick auf unsere dringendsten Probleme am Arbeitsmarkt - die Hälfte von ihnen ihren Weg in den Gesundheitssektor finden", forderte ICMPD-Generaldirektor Spindelegger.