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"Irma": Evakuierungen in Miami, Zahl der Todesopfer steigt

7-09-2017, 06:30

Hurrikan "Irma" nimmt immer verhehrendere Ausmaße an. Am Mittwochabend ordneten die Behörden nun sogar die Zwangsevakuierung für Teile der Millionenstadt Miami im Süden der USA an. Der extrem starke Wirbelsturm, der mit bis zu 300 Stundenkilometern über die Karibik fegt, bewegt sich aktuell auf den US-Bundesstaat Florida zu und könnte dort in der Nacht auf Sonntag (Ortszeit) auf Land treffen.

Der Bürgermeister des Bezirks Miami-Dade, in dem auch Miami liegt, ordnete an, dass Bewohner von Mobilheimen sowie Anrainer der gefährdeten sogenannten Überschwemmungszone A ihre Häuser verlassen müssen. Darunter sind auch die Bewohner des bei Touristen sehr beliebten Stadtteils Miami Beach. Die Anordnung tritt am Donnerstag in der Früh (Ortszeit) in Kraft. Bewohner außerhalb der Evakuierungsgebiete wurden aufgefordert, ihre Häuser zu schützen und sichere Unterkünfte aufzusuchen.

"Irma", ein Hurrikan der Kategorie fünf, ist der stärkste im Nordatlantik registrierte Sturm. Am Mittwoch zog "Irma" über die Karibikinseln Barbuda, Saint-Bartélémy und Saint-Martin und richtete schwere Schäden an.

Während sich "Irma" weiter gen Nordwesten bewegte, erwarteten bange Menschen auf den britischen Jungferninseln und in Puerto Rico den Sturm. Bisher gab es mindestens zwei Sturm-Tote auf den französichen Karibikinseln.

Rund eineinhalb Stunden verweilte das Auge des als "potenziell katastrophal" eingestuften Hurrikans auf dem französischen Überseegebiet Saint-Barthelemy, das besonders beim internationalen Jet-Set beliebt ist, dann erreichte es die zwischen Frankreich und den Niederlanden geteilte Insel Saint-Martin. Der französische Wetterdienst berichtete von heftigen Springfluten. Ganze Küstengebiete seien bereits überschwemmt.

Die Ministerin für die französischen Überseegebiete, Annick Girardin, berichtete von "größeren Schäden" auf den betroffenen Inseln. So habe der Sturm die Dächer von zahlreichen Häusern fortgerissen. Trotz der höchsten Alarmstufe weigerten sich laut Girardin aber rund 7.000 Menschen bis zuletzt, ihre Häuser zu verlassen. Am Abend wollte die Ministerin auf die Insel Guadeloupe reisen, die bisher verschont blieb. Im Kurzbotschaftendienst Twitter kündigte sie an, sie werde weitere Helfer zur Verstärkung und Hilfsgüter mitbringen.

Foto: REUTERS/ALVIN BAEZ

Das Meer "brandete mit extremer Gewalt" an die Küsten, teilte der französische Wetterdienst mit. Bevor seine Instrumente im Sturm zerstört wurden, wurden Böen mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von 360 Stundenkilometern gemessen. Örtliche Medien berichteten von "kolossalen Schäden" auf Saint-Martin. Auf Videoaufnahmen waren in den Fluten treibende Autos und herrenlose Boote zu sehen. Noch bevor der Sturm mit einer Ausdehnung von der Größe Frankreichs auf Land traf, hatte ihn das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA auf die höchste Kategorie 5 hochgestuft. Damit ist "Irma" noch stärker als "Harvey", der Ende August die US-Bundesstaaten Texas und Louisiana heimsuchte.

Foto: APA/AFP/NOAA/RAMMB/HO

Das NHC warnte, der Sturm könne katastrophale Schäden anrichten. Schon jetzt sei er als "historisch" einzustufen: Seit Beginn der Aufzeichnungen habe noch kein Sturm auf dem offenen Atlantik eine solche Stärke erreicht. Inzwischen nahm "Irma" Kurs in Richtung Jungferninseln und Puerto Rico auf, wo er mit Anbruch der Nacht (Ortszeit) erwartet wurde. Die weitere Route des Hurrikan ist noch unklar, aber laut verschiedenen Vorhersagen bedroht er auch Haiti und Florida.

Örtliche Wetterdienste sagten vorher, dass die ersten Winde und Regenfälle Süd-Florida am späten Freitag erreichen könnten. US-Präsident Donald Trump rief für Florida sowie für die US-Außengebiete Puerto Rico und Virgin Islands den Notstand aus, dadurch werden Bundesmittel freigegeben. Der Gouverneur von Puerto Rico, Ricardo Rossello, setzte die Nationalgarde ein und ließ Notunterkünfte für bis zu 62.000 Menschen öffnen.

Der Gouverneur von Florida, Rick Scott, sagte, "Irma" sei eine "ernste Bedrohung für den ganzen Bundesstaat". Zahlreiche Touristen wurden aufgefordert, die Urlauberinsel Key West zu verlassen. In Miami Beach bereiteten sich die Menschen mit Hamsterkäufen auf den herannahenden Sturm vor. In einem Supermarkt standen ganze Regalreihen leer.

In Haiti dagegen wusste die Bevölkerung zunächst nichts von der drohenden Katastrophe. Wie AFP-Korrespondenten berichteten, waren vor allem die Bewohner in den besonders gefährdeten Armenvierteln des Not leidenden Inselstaats gänzlich ahnungslos. Die Behörden müssen zudem ohne die Hilfe der UN-Stabilisierungsmission (Minustah) auskommen, die in Erwartung ihres baldigen Mandatsendes bereits einen Großteil ihrer schweren Ausrüstung abgezogen hat. So stehen für die rund eine Million Menschen, die rund um die Hafenstadt Cap-Haïtien leben, ganze drei Krankenwagen zur Verfügung.

Die nächsten Stürme kommen

Am Himmel über dem westlichen Atlantik brauen sich die nächsten Wirbelstürme zusammen. Wie das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA am Mittwoch mitteilte, befand sich Tropensturm "Katia" etwa rund 200 Kilometer östlich der Küste Mexikos, er erreichte Windgeschwindigkeiten von bis zu 75 Stundenkilometern. Am Dienstagabend hatte das NHC bereits den Tropensturm "Jose" gemeldet. Derweil gab das US-Repräsentantenhaus staatliche Hilfen im Volumen von 7,85 Milliarden Dollar (rund 6,6 Milliarden Euro) für die vom Hurrikan "Harvey" betroffenen Katastrophengebiete frei.

Krisentreffen in Paris

Nach den erheblichen Hurrikan-Schäden auf den französischen Karibikinseln Saint-Barthelemy und Saint-Martin ist die Pariser Regierung zu einem Krisentreffen zusammengekommen. An der Zusammenkunft im Innenministerium nahm auch Präsident Emmanuel Macron teil, berichtete Innenminister Gerard Collomb.

Überseeministerin Annick Girardin kündigte an, noch am Abend auf die französische Karibikinsel Guadeloupe zu reisen. Laut Innenministerium wurde die sturmbedingte Ausgangssperre für Saint-Barthelemy und Saint-Martin aufgehoben.

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