Seit einigen Tagen werden Gründerzeithäuser in Wien abgerissen, die nicht unter Schutz stehen. Auch das Gasthaus Sperl wurde zum Opfer dieser Vorgehensweise, es soll einem Wohnhaus weichen.
Schutz vor “Last-Minute-Abrissen”: Wien zieht Teil der Bauordnung vor
Deshalb zieht Wien nun Teile der für Herbst geplanten Bauordnung vor in der es um strengere Richtlinien für den Abriss von Gründerzeithäusern geht. Die Verschärfung hätte ebenfalls erst nach dem Sommer mit der Novelle in Kraft treten sollen. Viele Eigentümer nützen die Zeit bis dahin aber offenbar für “Last-Minute-Abrisse”. Daher wird dieser Part des Regelwerks nun schon per 1. Juli wirksam.
Die Änderungen der Bauordnung wurden bereits im April präsentiert und umfassen diverse Aspekte. So geht es u.a. um beschleunigte Verfahren, Erschwernisse bei Kurzzeitvermietungen – Stichwort Airbnb – und den Schutz historischer Häuser. Letzterer Punkt steht nun im Zentrum der Aufmerksamkeit. Denn die Änderung sieht vor, dass vor 1945 errichtete Häuser schwerer abgerissen werden können. Denn künftig braucht es grünes Licht von der Magistratsabteilung 19 (Architektur und Stadtplanung). Und dieses Okay wird es nur geben, wenn ein Gebäude aus historischer Sicht als nicht erhaltenswert beurteilt wird.
Initiativantrag soll Schutzgesetz ab 1. Juli ermöglichen
Diese Regelung hätte ursprünglich erst gemeinsam mit der gesamten Neuregelung der Bauordnung im Herbst beschlossen werden sollen. Das hätte den üblichen Vorlaufzeiten in Sachen Gesetzwerdung entsprochen, hieß es. Rot-Grün macht nun aber Tempo und verabschiedet diesen Passus bereits im morgigen Landtag. Möglich wird das per Initiativantrag.
Denn laut Büro von Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) haben einige Eigentümer offenbar nun selbst Tempo gemacht, um alte Häuser noch schnell vor Inkrafttreten der Novelle im Herbst zu schleifen. Diesen “Last-Minute-Abrissen” wollen Vassilakou und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) per Antrag nun also ein Ende setzen. Damit würden Tausende Gründerzeitbauten schnell unter Schutz gestellt werden, wird versichert. Wiewohl freilich einige Gebäude leider nicht mehr zu retten seien, wie man einräumte.
Das restliche Bauordnungspaket wird dann wie geplant im Herbst beschlossen. Die erste Möglichkeit wäre die Landtagssitzung am 28. September.
(APA/Red)