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Metoriten sehen und hören: Naturhistorisches Museum Wien eröffnet Meteor-Radarstation

1-01-1970, 00:00

Rund 100 Tonnen extraterrestrisches Material landen täglich auf der Erde. Größere Objekte werden nachts als Sternschnuppe sichtbar. Das Naturhistorische Museum (NHM) Wien macht nun mit einer Meteor-Radarstation dieses Dauer-Bombardement sicht- und hörbar – auch am Tag. Anlässlich des internationalen “Asteroidentags” am 30. Juni wird die Station am Samstag eröffnet.

Wenn größere, mindestens rund einen Millimeter messende Staubkörner aus dem Kosmos in die Erdatmosphäre eindringen, werden sie stark erhitzt. Dies führt zu einer Ionisierung der umgebenden Luftmoleküle, das heißt, die Elektronen werden von den Atomkernen getrennt, ein Zustand, den man “Plasma” nennt. In Höhen zwischen 120 und 80 Kilometer bildet sich entlang der Flugbahn der außerirdischen Körner ein Plasmakanal und damit eine Leuchtspur.

Meteoritensaal im NHM Wien lässt Ergebnisse in Echtzeit bestaunen

Der Plasmakanal reflektiert aber auch Radarwellen, was man sich zur Detektion von Meteoren zunutze machen kann. Das NHM hat auf seinem Dach eine Empfangsantenne aufgestellt, die Meteor-Echos registriert. Ausgesendet wird das Radarsignal vom französischen militärischen Radarsystem “Graves”.

Im Meteoritensaal des Museums kann man die Ergebnisse in Echtzeit auf einem Bildschirm nicht nur sehen, sondern auch hören. Je größer das Objekt ist, desto stärker ist das empfangene Radarsignal. Dem entsprechend scheinen die Meteor-Echos in Abhängigkeit ihrer Intensität in den Farben weiß, gelb, gelb-orange und rot. Zudem werden die Signale in verschiedene Geräusche umgewandelt.

NHM Wien erhält Signale alle 10 Sekunden

Weil man mit dem Radar auch relativ kleine Ereignisse registrieren kann, rechnet NHM-Generaldirektor Christian Köberl mit Signalen im Schnitt rund alle zehn Sekunden. Das bedeute, dass die Sternschnuppen “mit größerer Empfindlichkeit als mit dem freien Auge erfasst werden können, denn in der Nacht sieht man nie so viele Sternschnuppen”, so der Meteoritenexperte gegenüber der APA. Die Radar-Echos der Meteore werden in Kürze auch online abrufbar sein.

Bereits seit Sommer 2015 ist auf dem Dach des NHM auch eine Spezialkamera installiert, um den Fall von Meteoren zu verfolgen. “Jede Menge” Aufnahmen seien damit bisher gelungen, und erst in der Nacht auf 23. Juni sei es erstmals gelungen, einen Feuerball gleichzeitig mit der NHM-Kamera und einer Kamera in Deutschland zu erfassen, so Köberl. Ziel sei, ein möglichst dichtes Kameranetzwerk in Österreich zu installieren, um das Herkunftsgebiet von Sternschnuppen und Feuerbällen zu bestimmen und vielleicht auch frisch gefallene Meteoriten zu finden.

Weitere Informationen, sowie den Livestream zur Radarstation, erhalten Sie

(APA/Red.)

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