“Es war ein legendäres Spiel, und es ist es auch heute”, sagte Van der Bellen über den 3:2-Sieg Österreichs am 21. Juni 1978, mit dem auch die WM-Hoffnungen des damaligen Titelverteidigers Deutschland beendet waren. Dass sich der Erfolg so in das kollektive österreichische Gedächtnis eingebrannt habe, habe auch mit der damaligen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation zu tun.
“Es war 1978. Das Verhältnis zwischen Deutschland und Österreich war eine Spur komplizierter”, erklärte Van der Bellen. Möglicherweise sei bei den Österreichern auch ein bisschen ein “Minderwertigkeitsgefühl” gegenüber den ökonomisch bereits erfolgreicheren Deutschen dazugekommen. “Das hat unser Selbstbewusstsein enorm gesteigert”, sagte Van der Bellen über den Sieg bei der WM in Argentinien.
David gegen Goliath
Mittlerweile liegt das Pro-Kopf-Einkommen in Österreich knapp über jenem in Deutschland. “Das Fußball-Verhältnis zwischen Österreich und Deutschland wird sich aber nie verändern. Wir sind der David, sie sind der Goliath”, meinte Krankl, der mit seinen beiden Toren in Cordoba zum Volkshelden avanciert ist. Selbst 40 Jahre danach muss der Wiener auf dem Ballhausplatz noch Autogramme schreiben.
Drei ÖFB-Spieler bereits verstorben
Neben Krankl waren zahlreiche frühere Mitspieler der Einladung in die Hofburg gefolgt, darunter Josef Hickersberger, Walter Schachner, Kurt Jara oder Ernst Baumeister. Der 2007 verstorbene damalige Teamchef Helmut Senekowitsch wurde von seiner Frau Erika vertreten. Von den ÖFB-Spielern von 1978 sind Bruno Pezzey, Günther Happich und Peter Persidis nicht mehr am Leben.
Beim Empfang fehlten außerdem die verhinderten Herbert Prohaska, Willi Kreuz, Edi Krieger, Franz Oberacher und der damalige Kapitän Robert Sara. An seiner Stelle überreichte Ex-Torhüter Friedl Koncilia dem Bundespräsidenten im Maria-Theresien-Zimmer, in dem sonst Bundesregierungen angelobt werden, ein Leiberl mit allen Unterschriften der 78er-Generation.
Österreich spielte auch in Klagenfurt groß auf
Van der Bellen erwähnte in seiner Rede auch den aktuellen ÖFB-Star Marko Arnautovic, der nach dem 2:1-Sieg Österreichs Anfang Juni im Test in Klagenfurt gegen Deutschland gemeint hatte, dass man “Cordoba zur Ruhe gebracht” hätte. “Ich glaube es eher nicht”, meinte der Bundespräsident lächelnd.
Auch laut Krankl könne man Klagenfurt und Cordoba nicht vergleichen. Cordoba sei ein Stück Sportgeschichte wie die WM-Titel von Niki Lauda in der Formel 1 oder der Olympiasieg von Franz Klammer, meinte der 65-Jährige. “Das war etwas ganz Großes, ein Mythos.” Gefeiert wurde er am Donnerstagabend im Wiener Metropol. Krankl voller Vorfreude: “Da ist alles legerer, da müssen wir nicht so brav sein wie beim Bundespräsidenten.”
Sein ganzes Leben lang habe er versucht, den Deutschen zu beweisen, dass es in Österreich ebenso gute oder noch bessere Fußballer gebe. “Wir wollen es denen, die uns immer unterdrücken, die es immer besser wissen, die manchmal – nicht immer, und auch nicht alle – überheblich sind, als kleines Land beweisen, dass es manchmal auch geht”, erklärte Krankl. “Aber so etwas geht halt nur alle 50 Jahre.”
(APA/red)