Runde Sonnenbrille, bubenhafte Statur und die Finger zum Peace-Zeichen erhoben: Ringo Starr betrat Mittwochabend die Bühne der Wiener Stadthalle so, wie man ihn kennt und irgendwie schon immer im Kopf hatte. Man war gekommen, um einen Ex-Beatle zu sehen. Geworden ist es aber ein munteres Schaulaufen der prominent besetzten All Starr Band, wobei Ringo keineswegs immer im Mittelpunkt stand.
Denn eigentlich tat der schon bei seiner großen, die Popgeschichte maßgeblich prägenden Formation gerne belächelte Musiker nur das Wesentlichste, um als kleines Zahnrad in diesem Livegefüge zu funktionieren. Bei gut der Hälfte der Songs hielt Ringo das Mikrofon locker in der Hand, bellte und krächzte die Eigenkomposition “It Don’t Come Easy” oder den Volksfeststimmung evozierenden Klassiker “Yellow Submarine”. Ansonsten saß er an seinem Schlagzeug, etwas erhöht und mittig positioniert, und begleitete brav seine Kollegen.
Ringo Starr im Hintergrund
So blieb der vermeintliche Star des Abends meist eher unauffällig, weshalb andere für die Rockstarposen zuständig waren. Allen voran Toto-Gitarrist Steve Lukather, der sich ein ums andere Mal in die Soli stürzte und beispielsweise “Rosanna” schmetterte. Oder Santana-Keyboarder Gregg Rolie, der zwar manchmal etwas unbeteiligt wirkte, aber beim großen “Black Magic Woman” oder der die Leute zum Tanzen animierenden Hymne “Oye como va” beherzt in die Tasten griff.
Für die wirklichen Höhepunkte sorgte der nach einigen Jahren wieder zur Band gestoßene Colin Hay von Men at Work: Der australische Musiker mit schottischen Wurzeln ließ beim dynamischen “Down Under” sowie dem leicht melancholisch angelegten “Who Can It Be Now?” nichts anbrennen, gab sich allen voran stimmlich keine Blöße und führte die Band beherzt durch diese Klassiker. Schade, dass ihm nicht mehr Zeit im Rampenlicht (und besonders an den Leadvocals) gegönnt war.
Ex-Beatle in Wiener Stadthalle
Komplettiert wurde das Aufgebot durch Bassist Graham Gouldman (10cc), der neu mit dabei ist und u.a. mit dem “Dreadlock Holiday” einen gelungen Einstand feierte, sowie Multiinstrumentalist Warren Ham und Gregg Bissonette am zweiten Schlagzeug. Interessanterweise spielte er darauf die erste Geige. Klar waren stets alle Augen auf den neben ihm platzierten Ringo gerichtet, der die erste Hälfte in einem knallroten Beatles-Gedächtnis-Sakko bestritt, aber mehr als unauffällige Fingerübungen waren da nicht zu vernehmen.
Dennoch ließ sich der altersloswirkende 77-Jährige ordentliche feiern: “What’s my name?”, rief er den rund 4.200 Fans entgegen, die auch sonst jeden der allzu einstudiert wirkenden Sätze aus seinem Mund dankbar aufsogen. Letztlich ist es sein Name, der die Leute in die Halle gelockt hat. Dennoch musste man ehrlich froh sein, wenn sich Starr eher im Hintergrund hielt und seine Gefährten die Führung übernahmen. Er hat nun mal leider nicht die besten Beatles-Stücke geschrieben oder eingesungen. Zum Legendenschauen reicht es aber offenbar allemal, wie diese gut eineinhalbstündige Nummernrevue vor Augen führte.
APA/red