“Kronen Zeitung”: “Auch seine zweiten Wiener Festwochen 2018 waren – nach dem Desaster der ersten – kein Ruhmesblatt. (…) Jetzt nimmt er den Hut. Wer räumt den Scherbenhaufen auf? Denn die Festwochen müssen ‘neu gedacht’ werden. Ein Facelifting wird nicht reichen!”
“Kurier”: “Das Publikum war im ersten Jahr von Performance, Programmtexten mit Soziologiestudenten-Tonfall und dem Fehlen von Publikumslieblingen (und Sprechtheater) verstört. Und heuer, bei einer nachgeweichten zweiten Ausgabe, indifferent. (…) Die letzten zwei Festwochen-Ausgaben haben es, mit der Fallhöhe zwischen verbaler Arroganz und Qualitätsmangel, dem Publikum superleicht gemacht, auf die Errungenschaften von gestern zu pochen. Und das in einer Stadt, in der das Neue ohnehin eine anhaltende Baustelle ist. Es wird also umso schwierig sein, die Festwochen zu mehr – zu etwas anderem? – zu machen als zur Durchreiche internationaler Erfolgsproduktionen mit tourneekompatiblen Vorzeige-Eigenproduktionen.”
Die Presse zu Zierhofer-Kin: “Natürlich war nicht alles missglückt.”
“Die Presse”: “Der Intendant vertraute auf die Kraft der Phrasenkunst. (…) Passt die Phrase, die reizt, wird der Inhalt schon stimmen. Natürlich war nicht alles missglückt. Doch der Blick auf Verpackungsslogans statt Substanz und das zwanghafte Bemühen um ‘relevanten Diskurs’ bewirkte insgesamt das Gegenteil: irrelevante Kunst. (…) Nun geht Zierhofer-Kin, freiwillig, heißt es. Wiens festivalerfahrene neue Kulturstadträtin hat ihm doch noch zum anständigen Ende verholfen.”
“Frankfurter Allgemeine Zeitung”: “Überall fallen die Fürsprecher des performativen Theaters: Nach Matthias Lilienthal und Chris Dercon hat gestern nun auch Tomas Zierhofer-Kin, seit zwei Jahren amtierender Intendant der Wiener Festwochen, überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Er hatte versucht, das traditionsreiche Kultur-Festival mit einer radikalen Schocktherapie von seiner Fixierung aufs klassische Bühnengeschehen zu heilen und für performative und experimentelle Formate zu öffnen. Die neue Programmsetzung hatte einen Einbruch der Besucherzahlen zur Folge.”
Der Standard: “Zwei Festwochen-Ausgaben später wurde das unheilige Experiment jählings abgebrochen”
“Der Standard”: “Mit dem abrupten Ende von Tomas Zierhofer-Kins Wiener-Festwochen-Ära ist ein pädagogischer Großversuch – glücklos, wie er war – ohne großes Aufheben gescheitert. Dabei schien die zugrundeliegende Idee verlockend. Nach vielen fetten Jahren sollte Wiens Paradefestival auch noch alle diejenigen zufriedenstellen, die vordem nicht den Weg in eine der zahlreichen (Theater-)Spielstätten gefunden hatten. (…) Zwei Festwochen-Ausgaben später wurde das unheilige Experiment jählings abgebrochen. Weder ließ sich das Publikum hochnäsig belehren, noch schien Zierhofers Versuch einer Autokorrektur glaubwürdig. Für die neue Kulturstadträtin könnte sich die Situation als Segen herausstellen. Sie weiß, wie man Zeitgenossenschaft ohne Wortgeklingel herstellt. Und sie besitzt ein gut sortiertes Adressbuch.”
“Wiener Zeitung”: “Es ist eine Pointe, wie sie nur das Leben schreiben kann. Oder ein Western mit Clint Eastwood, der auf das finale Duell hinsteuert. Veronica Kaup-Hasler wollte die Wiener Festwochen übernehmen. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny beauftragte aber Tomas Zierhofer-Kin mit deren Leitung. Nun sitzt Kaup-Hasler auf Mailath-Pokornys Sessel. Ihre erste Personalentscheidung als Stadträtin: die sofortige Vertragsauflösung mit Tomas Zierhofer-Kin. Dass es sich dabei aber um alles andere als einen Racheakt handelt, können tausende Besucher bezeugen, die die Festwochen diesen und vergangenen Frühling besucht haben: Zierhofer-Kins Neustart erwies sich als veritable Bruchlandung. Eine schräge Einladungspolitik gepaart mit Kunst, die sich gekonnt hinter verbalem Stacheldraht vor dem Publikum verschanzte. Die künstlerische Bilanz ist ebenso mager wie die finanzielle – auch wenn man heuer bereits etwas besser scheiterte als 2017.”
Profil: “Wiens Kulturstadträtin steht vor einer Herausforderung”
“profil” (online): “Veronica Kaup-Hasler, Wiens neue Kulturstadträtin, steht nach dem jähen Abgang des Festwochen-Intendanten Tomas Zierhofer-Kin vor ihrer ersten echten Herausforderung: Sehr schnell muss sie nun eine – vermutlich interimistische – Lösung finden für ein Festival, dessen Programm für 2019 in wenigen Monaten fixiert sein muss. Die Wiener Festwochen bleiben also vorerst in der Krise, die seit vorigem Jahr, seit der Ausgabe 2017 lautstark konstatiert wird: Zu heftig hatte Zierhofer-Kin versucht, das Festival zu ‘verjüngen’, es dabei aber auch theoretischer, akademischer zu machen. Zu seiner Ehrenrettung muss angemerkt werden, dass dies wohl auch der Auftrag an ihn war: Ex-Kulturstadtrat Mailath-Pokorny hatte den Salzburger Kulturmanager explizit dafür engagiert, die gutbürgerlichen Festwochen ein wenig zu entstauben, zukunftsfähig zu machen.”
“Falter”: “Was einst das kulturelle Lagerfeuer der Stadt gewesen war, brannte nicht mehr. Die zweite von dem Intendanten verantwortete Ausgabe des von der Stadt mit rund 10 Millionen Euro geförderten Festivals konnte das Blatt nicht wenden. Zwar legte Tomas Zierhofer-Kin dieses Mal die Latte tiefer und vergraulte das theateraffine Publikum nicht durch verblasene postkoloniale Genderrhetorik und Hinweise auf bildungsbürgerliches Konsumverhalten. (…) Doch insgesamt verfestigte sich der Eindruck, dass dieser leichte Aufschwung nicht wegen, sondern trotz Zierhofer-Kin einsetzte. Die Festwochen stehen auch für aufwendige Eigen-und Coproduktionen, die heuer aus Kostengründen ausfielen. (…) Die neue Kulturstadträtin trifft jene Entscheidung, die ihr Vorgänger Andreas Mailath-Pokorny bereits vor einem Jahr hätte fällen sollen. Damals einigten sich die Beteiligten – neben Zierhofer-Kin und Wolfgang Wais gehört auch Aufsichtsrat Rudolf Scholten dazu – auf Bauernopfer und feuerten zwei Dramaturgen. Mit der für die bisherige Kulturpolitik üblichen Verspätung muss nun auch der Hauptverantwortliche den Schreibtisch räumen.”
(APA/Red.)