logo



[email protected]

99-jähriger Baumeister der Wiener Stadthalle: “Wie man sieht, steht die Halle noch immer”

1-01-1970, 00:00

Überrascht ist er davon nicht. “Ich baue ja nichts, das nach zehn Jahren Risse bekommt.” Über vier Jahre dauerte die Errichtung, am 21. Juni 1958 wurde das Gebäude feierlich eröffnet. 80 Arbeiter waren täglich auf der Großbaustelle im Einsatz. Er habe gewusst, worauf er sich eingelassen hatte, sagt Hauswirth. “Wenn du den Zuschlag kriegst, musst du sagen, ich kann es oder ich kann es nicht. Aber das muss man sich vorher überlegen.”

Einziges Bauunternehmen mit den nötigen Maschinen

Dafür dass er mit dem Großprojekt beauftragt wurde, habe es einen einfachen Grund gegeben. Sein Bauunternehmen sei in der damaligen Zeit, kurz nach dem Krieg, das einzige gewesen, das die nötigen Maschinen und Kräne für den Bau einer so großen Halle gehabt habe, erzählte Hauswirth.

Baumeister Viktor Hauswirth mit Insiderwissen zur Stadthalle. APA/HANS PUNZ ©

Die Zusammenarbeit mit Architekt Roland Rainer gestaltete sich nicht unkompliziert. “Das war immer sehr brenzlig. Weil er Dinge verlangt hat, die baulich kompliziert sind”, sagte Hauswirth. “Zeichnen kann ich alles, die Durchführung ist eine andere Frage. Ein Architekt ist ein Künstler. Ein Baumeister führt das durch, was möglich ist.”

Dachkonstruktion als Herausforderung

Eine Herausforderung stellte etwa die Dachkonstruktion dar. Hauswirth setzte ein neuartiges Konzept um, bei dem das Dach durch ein Zugband gehalten wird. Keine leichte Aufgabe war auch die Eisfläche, die in einem Stück betoniert werden musste, damit keine Fugen entstehen. “Da haben wir zwei Tage lang Tag und Nacht betoniert”, erzählte Hauswirth.

In Erinnerung blieb dem Baumeister auch die Errichtung der Ehrenloge: “Die mussten wir zum Schluss hineinflicken. Gegen Ende sind sie draufgekommen, wir brauchen eine Loge, also mussten wir wieder alles wegreißen und neu machen.”

Stadthalle steht auf altem Friedhof

Die Errichtung der Stadthalle brachte auch Überraschendes zutage: Als die Baugrube ausgehoben wurde, stießen die Arbeiter auf Überreste eines Friedhofs. “Als wir die erste Ausbaggerung gemacht haben, sind uns die Knochen entgegengekommen”, erzählte Hauswirth. Die Gebeine seien dann gesammelt und am Zentralfriedhof begraben worden.

An den Zubauten und Veränderungen, die im Laufe der Zeit durchgeführt wurden, war Hauswirth nicht beteiligt. “Aber das Bauwerk als Werk, das kann man nicht ankratzen.”

(APA/red)

Leserreporter
Bild an VOL.AT schicken
Nachrichtenquelle


© 2017-2024 wienpress.at [email protected]