Das Konzept war ebenso einfach wie das ausgesucht hässliche Bühnenbild, das aus drei Kleiderpuppen, einem Klavier und einer Sitzgruppe bestand: Die erste Stunde plaudert Michael Niavarani, seit geraumer Zeit kongenialer Bühnenpartner des großen Grantlers, legendären Regisseurs und unermüdlichen Schauspielers, mit dem Jubilar, in der zweiten schauen Gäste vorbei, denen Otto Schenk, stellvertretend für gewisse Abschnitte seines Lebens, seinen Dank abstatten möchte. Ohne Buch baute das auf die Top-Form aller Beteiligten. Ein heikles Unterfangen für Prime Time-Unterhaltung.
Aber natürlich sind “Otti” und “Nia” Vollprofis, die sich ohne Schwierigkeiten eine Stunde lang durch Heiteres und Bedenkenswertes improvisieren können. Also erfuhr man Einiges über das Alter (“Ich wollte immer alt werden – das hat sich sehr gegeben.” oder: “Ich hab mich zum ersten Mal alt gefühlt, wie mir als Kind der Lutscher nicht mehr geschmeckt hat.” oder: “Wie man so alt wird? Ich habe mich jahrelang ausschließlich von krebsfördernden Dingen ernährt.”) und über seine 62-jährige Ehe mit Renée Schenk (“Streiten tun wir ununterbrochen – aber wir versöhnen uns immer sofort.”) oder über gesunden Ehrgeiz (“Man darf nicht glauben, dass man so gut ist, wie man glaubt, dass man ist.”). Als Running Gag servierten Barbara Rett, Hausherr Herbert Föttinger und ORF-III-Programmgeschäftsführer Peter Schöber zwischendurch in stummen Rollen Wasser, Soletti und Gummibärchen.
Schenk fühlte sich in der Wiener Josefstadt wohl
Schenk verriet, dass er nicht traurig darüber sei, kein Burgschauspieler geworden zu sein, und dass er an der Josefstadt sein Ideal des Nicht-Künstelns auf der Bühne am meisten verwirklicht fand: “In der Josefstadt haben die Schauspieler geplaudert, weil die Probe noch nicht angefangen hat, und dann hat die Probe angefangen und sie haben weiter geplaudert.” Nach einer Lebensweisheit eines weisen 88-Jährigen gefragt, meinte Otto Schenk: “Es ist sehr schön, dabei zu sein, und es ist eine große Gnade, dass man soviel überleben durfte. Im Krieg hat man an jedem Abend gejubelt, dass man noch am Leben war, und bei jedem Brief, der gekommen ist, dass wer anderer noch am Leben war.”
Zum Abschluss gab’s einen großen Blumenstrauß und beste Wünsche vom Intendanten sowie ein berührendes Schlusswort des Jubilars: “Danke dafür, dass man das überschätzt, das von mir noch übrig ist.”(APA/red)