Otto Wagner war bereits zu seiner Zeit ein Star. Heute erinnern ´Bauwerke wie die Wienzeilen-Häuser, die Wiener Stadtbahn oder die Wiener Postsparkasse an sein Schaffen. Dabei war Wagner zu Lebzeiten nicht immer gerne gesehen – zu modern schien sein neuer “Jugendstil”, in dem er “Etwas Unpraktisches kann nicht schön sein”, wird dem Baumeister in den Mund gelegt.
So war es etwa wichtig, dass seine Entwürfe „Größtmögliche Bequemlichkeit und größtmögliche Reinlichkeit” aufwiesen. Die Verkachelung an den Wienzeilen-Häusern wurde etwa nicht nur aus ästhetischen Gründen gewählt, sondern auch, weil sie sich leicht reinigen ließen. Wagner war dabei – wie bei den meisten seiner Bauten – zugleich Architekt und Bauherr. Durch seine Zinshäuser konnte er so ein stattliches Leben führen.
Otto Koloman Wagner wurde 1848 in Penzing geboren (später der 14. Wiener Gemeindebezirk), wo auch heute noch zwei Wagner-Villen zu sehen sind. Sein Vater starb als er fünf war, seine Mutter galt als unantastbare Figur in seinem Leben. Was wohl auch seine schwierige Beziehung zu den Frauen erklärt. Erst mit seiner dritten Frau Luise fand er sein Glück, für sie baute er auch die Wagner-Villa II, die sich auf dem Nachbargrundstück der ersten Wagner-Villa befindet.
Der Bau der Stadtbahn war das größte Infrastrukturprojekt in Wien um 1900 und der wichtigste Durchbruch des Architekten. Das berühmte “Otto-Wagner-Grün”, das ihm zugesprochen wird, kam jedoch erst in den 50er-Jahren auf. Original waren die Bauteile sowie Geländer in einem hellen Beige gestrichen.
Dass Wagner nicht nur auf Fassaden, sondern auch auf Innenausstattung viel Wert legte, zeigt sich bei der Österreichischen Postsparkasse. Während die beschlagene Fassade an einen Geldspeicher erinnern soll…
…zeigt sich im Inneren wieder die Zweckdienslichkeit von Wagners Architektur. Bodenbeläge, Wandtäfelungen, Teppiche, Heizkörper, Lampen, Uhren, Türschnallen, Stehpulte, Schalter, Hocker, Sitzbänke, Sessel, Schreibtische, Kleiderschränke, und Safes wurden von Wagner selbst gestaltet und auf möglichst lange Haltbarkeit konzipiert.
Während nur wenige der Bauvorhaben von Otto Wagner auch umgesetzt wurden, bleiben Wien jedoch zahlreiche wie etwa von der Haltestelle Westbahnhof der damaligen Stadtbahn.