Kurz und Rama wollten auch über den Kampf gegen die Korruption, die guten bilateralen Beziehungen, den Wirtschaftsaustausch und die “Migrationskrise” sprechen. Getroffen haben die beiden einander erst in der Vorwoche beim EU-Gipfel in Sofia, an dem auch die Staats- und Regierungschefs der sechs Beitrittskandidaten am Westbalkan teilnahmen.
Rama: “Europa ist eine Religion in Albanien”
Für den albanischen Regierungschef ist die EU-Beitrittsperspektive maßgeblich für die Zukunft seines Landes und des Westbalkans. “Europa ist eine Religion in Albanien”, sagte Rama im Vorfeld des Gipfels gegenüber der APA. Sein Land sei geeint im Streben, der EU beizutreten. Sollte jedoch der europäische Ansporn wegfallen, bestehe die Gefahr, dass Albanien und die ganze Region wieder in die Vergangenheit zurückfallen, warnte Rama.
Die EU-Kommission hatte im April die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Albanien und Mazedonien empfohlen. Die Entscheidung darüber liegt bei den Mitgliedsstaaten, die einstimmig entscheiden müssen. Die Entscheidung ist für Juni geplant.
Arbeitsgespräch zur EU-Annäherung mit Kurz in Wien
Von der im Juli beginnenden österreichischen EU-Ratspräsidentschaft erhofft sich Albanien viel. Diese sei ein “Segen”, sagte Rama mit Blick auf die traditionelle Unterstützung Wiens für die EU-Annäherung der Westbalkanstaaten Serbien, Montenegro, Mazedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina und den Kosovo. Bundeskanzler Kurz will diese während der Ratspräsidentschaft fortführen. Während er sich für einen Abbruch der Beitrittsgespräche mit der Türkei einsetzt, will er die Heranführung des Westbalkans an die EU beschleunigen.
“Ich bin dafür, dass alle Westbalkanstaaten eine europäische Perspektive haben, und dass es eine ordentliche Dynamik beim Weg dieser Staaten in die Europäische Union gibt”, sagte Kurz beim EU-Westbalkan-Gipfel. Den von der EU-Kommission in Aussicht gestellten Beitrittstermin 2025 bezeichnete er als “ambitioniert, aber machbar”. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hatte sich hingegen kritisch gezeigt und auf die vielen ungelösten Fragen in der Region, insbesondere Grenzkonflikte, verwiesen. Bei dem Gipfel in Sofia hatte die EU die auf das Jahr 2003 zurückreichende grundsätzliche Beitrittsperspektive der Westbalkan-Staaten bekräftigt.
(APA/Red)