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Wiens Bürgermeister Michael Häupl lud zur letzten Runde Spritzwein

1-01-1970, 00:00

“Ich weiß nicht, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Aber es gibt ein Leben nach der Politik”, freute sich Häupl auf das ruhigere Leben danach. Fad sei ihm sein Leben lang noch nie gewesen – und: “Ich hebe auch weiterhin mein Telefon ab, wenn jemand was wissen will. Ob ich auch etwas sage, weiß ich nicht. Den Balkonmuppet spiel’ ich sicher nicht”, versprach der scheidende Bürgermeister.

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Bis Donnerstag ist Häupl noch im Amt. Die Übergabe des Chefpostens erfolgt im Gemeinderat. Die Sitzung, die um 9.00 Uhr beginnt, wird folglich etwas anders verlaufen als übliche Zusammentreffen des Stadtparlaments. Die Fraktionen sind übereingekommen, auf die Fragestunde und Aktuelle Stunde diesmal zu verzichten. Stattdessen startet die Sitzung gleich mit der offiziellen Abschiedsrede Häupls in Form einer “Mitteilung”. Danach sind Wortmeldungen der Klubs geplant, bei denen wohl die Obleute dem Langzeit-Stadtchef noch einmal Tribut zollen werden.

Opposition will Ludwig nicht wählen

Unmittelbar danach wird sich Ludwig als neuer Wiener Bürgermeister den Mandataren vorstellen – allerdings zu einem Zeitpunkt, an dem er das noch gar nicht ist. Denn die Wahl erfolgt erst nach Ludwigs Rede und der Debatte über selbige – und zwar als geheime Abstimmung. Um tatsächlich die Nachfolge Häupls antreten zu können, braucht Ludwig eine einfache Mehrheit im Gemeinderat – also mindestens 51 von 100 Stimmen. Dabei wird er auf die Zustimmung der Regierungsfraktionen SPÖ und Grüne angewiesen sein, die insgesamt über 54 Abgeordnete verfügen. Die Opposition hatte bereits im Vorfeld angekündigt, gegen Ludwig votieren zu wollen. Detail am Rande: Sollte Ludwig unwahrscheinlicherweise keine Mehrheit zusammenbekommen, bleibt Häupl bis auf weiteres im Bürgermeistersessel.

Deine depperten Frösch’

Nach exakt 23 Jahren und 198 gibt Michael Häupl das Amt des Bürgermeisters an seinen Nachfolger Michael Ludwig ab. “Deine depperten Frösch’ kannst du auch später noch zählen” – Mit diesem denkwürdigen Satz soll der frühere Bürgermeister Helmut Zilk seinen späteren Nachfolger in die Politik gelotst haben. Das Amt des Bürgermeisters trat Häupl im Herbst 1994 – konkret am 7. November – an, mehr als ein Jahr nach der Wahl zum Wiener Parteichef.Jüngere Wienerinnen und Wiener haben somit nie einen anderen obersten Rathausmann gekannt. Doch nicht nur für sie wird der Abschied vom Langzeit-Stadtchef einen Einschnitt bedeuten. Freunde und Konkurrenten werden einen mächtigen Weggefährten bzw. einen wortgewaltigen Gegner vermissen, der stets pointiert zu formulieren wusste – egal, ob eine ehrlich gemeinte Anerkennung auszusprechen oder eine süffisante Spitze anzubringen war.

Fan der Austria Wien

Der studierte Biologe und bekennende Austria-Wien-Fan machte als erster SPÖ-Landeschef Österreichs mit den Grünen gemeinsame Sache. Im Vorfeld der Wien-Wahl im Herbst 2015 gab er die Devise aus, die rote Absolute zurückerobern zu wollen. Bald war jedoch klar, dass dies ein nicht mehr zu realisierender Traum bleiben würde. Durch vehemente Abgrenzung von FPÖ und Heinz-Christian Strache versuchte er den blauen Siegeszug und damit einhergehende deutliche Verluste für die Sozialdemokraten aufzuhalten. Das gelang zwar nicht, der Vorsprung zu den Blauen blieb aber respektabel.

Mit Aussprüchen wie “Wahlkampf ist Zeit fokussierter Unintelligenz” oder “Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig” – gemünzt auf die Debatte über längere Lehrer-Arbeitszeiten – hat sich Häupl längst in die heimischen Zitate-Anthologien eingeschrieben. Er gilt als belesener Intellektueller, der sich bei öffentlichen Auftritten gern leutselig gibt.

(APA/red)

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