PPV nennt sich das Vorhaben – es steht für “Psychiatrischer und Psychosomatischer Versorgungsplan Wien 2030”. Ziel sei die Schaffung eines flächendeckendes Angebots im ambulanten Bereich, sagte Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ), die am 24. Mai aus dem Amt scheidet und heute ihre letzte Pressekonferenz gab. “Im stationären Bereich bekommen wir dadurch Ressourcen frei, was eine intensivere und längere Behandlung für jene, die sie brauchen, ermöglicht”, betonte die Ressortchefin.
Ewald Lochner, neu bestellter Koordinator für Psychiatrie sowie Sucht- und Drogenfragen, erwartet sich durch die Reform je zehn Prozent mehr Kapazitäten in den Stationen und Ambulanzen. Bei Tageskliniken werde es eine Verdreifachung geben, bei der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein “sehr massives Plus”.
Das Konzept im Detail
Bei den Eckpfeilern hat man sich an das Spitalskonzept 2030 angelehnt. Dieses sieht drei Versorgungsregionen mit insgesamt sechs Krankenhäusern vor: Die Region West umfasst das Wilhelminenspital und das KH Hietzing, die Region Süd die Rudolfstiftung und das Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ) und die Region Nord/Ost das KH Nord und das Donauspital.
Künftig wird jedes dieser Krankenhäuser eine Station für Erwachsenenpsychiatrie und zusätzlich mindestens ein Ambulatorium – an zwei Standorten sogar zwei – mit ambulanten und tagesklinischen Angeboten beherbergen. Macht in Summe also sechs stationäre Einrichtungen und acht Ambulatorien. Das AKH wird aus dieser Versorgungslogik ausgenommen und soll sich in Hinkunft hauptsächlich um Spezialfälle kümmern. Derzeit gibt es Psychiatriestationen nur im Otto-Wagner-Spital (dieses wird schrittweise aufgelassen), im Donauspital, in der Rudolfsstiftung und im KH Hietzing mit dem Neurologischen Zentrum Rosenhügel.
Kinderpsychatrie
In Sachen Kinderpsychiatrie – hier wurden in den vergangenen Jahren immer wieder fehlende Plätze bemängelt – gibt es aktuell überhaupt nur am Rosenhügel und im AKH Versorgungskapazitäten. Das soll sich ebenfalls bald ändern. In drei der erwähnten sechs KAV-Spitäler wird je eine entsprechende Station angesiedelt – also je eine in den Versorgungsregionen West, Süd und Nord/Ost. Dazu kommen je Standort zwei Ambulatorien. Unterm Strich stehen bis 2030 also drei Stationen und sechs Ambulatorien für junge Patienten zur Verfügung. “Die Zentralisierung der psychiatrischen Versorgung in Wien wird aufgelöst”, freute sich KAV-Direktor Michael Binder.
Um Engpässen bei Kindern und Jugendlichen schnell zu begegnen, werden noch bis Ende des Jahres 15 zusätzliche Betten in Hietzing und mit der Eröffnung des KH Nord 2019 noch einmal 24 Betten geschaffen, wurde versprochen. Im AKH kommen außerdem zu den vier schon bestehenden weitere sechs Mutter-Kind-Einheiten dazu.
Pilotprojekt startet 2019
Die eigentliche Ausrollung des PPV beginnt dann Mitte 2019 mit Pilotprojekten. Erfahrungen sollen in den Vollausbau bis 2030 einfließen. Neu ist dabei auch, dass es in allen Krankenhäusern der Stadt auch eine psychiatrische Aufnahme- und Entlassungsambulanz geben wird, die von Mitarbeitern des KAV und des Psychosozialen Dienstes (PSD) rund um die Uhr besetzt sein werden. Dadurch können Informationen aus dem ambulanten Bereich bei der Beurteilung des Patienten bzw. der Entscheidung berücksichtigt werden, ob er aufgenommen werden oder an eine Tagesklinik oder an den niedergelassenen Bereich weitergeleitet werden soll. Hier habe es in der Vergangenheit oft Vernetzungsprobleme bzw. Lücken gegeben, meinte PSD-Chefarzt Georg Psota.
Wie viel der Versorgungsausbau kosten wird, steht laut Koordinator Lochner noch nicht fest. Verhandlungen mit der Wiener Gebietskrankenkasse und der Pensionsversicherungsanstalt liefen noch.
APA/red