Der Wiener Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) hat noch 100 Fragen zu den Deutschförderklassen, deren Einrichtung am Donnerstag im Nationalrat von ÖVP und FPÖ beschlossen werden soll. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) rief er in einer Aussendung dazu auf, zunächst das Gespräch mit den Betroffenen vor Ort zu suchen und “alles noch einmal zu überdenken”.
Deutschklassen: Wien hat noch 100 offene Fragen
Ungeklärt ist für Czernohorszky etwa noch, wie viele Kinder pro Deutschklasse bzw. Deutschkurs vorgesehen sind und wie viele Lehrerstunden pro Deutschklasse bereitgestellt werden. Offen sei auch, “wie in Deutschförderklassen von bis zu 25 Kindern unterschiedlicher Altersstufen eine individualisierte Förderung durch eine einzige Pädagogin gewährleistet werden soll”, so Czernohorszky. Dazu kämen noch fehlende Unterrichtsmaterialien und Schulungen für die Lehrkräfte.
Weiteres Problem: Für die Schulleitungen sei unklar, welche Regeln für die Deutschklassen bestehen, so der Bildungsstadtrat. Sie sind laut den Gesetzesmaterialien nämlich keine Klassen im schulrechtlichen Sinn, wodurch etwa die Bestimmungen über den Klassenvorstand, Klassensprecher etc. nicht gelten. Umgekehrt sind sie im dienstrechtlichen Sinn aber sehr wohl wieder Klassen, wenn es etwa um die Berechnung von Zulagen oder die Verminderung der Lehrverpflichtung geht.
Deutschklassen sind Einschnitt in Schulautonomie
Czernohorszky sieht die verpflichtende Einrichtung der Deutschklassen ab acht Schülern pro Standort auch als Einschnitt in die gerade erst ausgebaute Schulautonomie.”Warum können die Schulleitungen die Deutschförderung nicht im Sinne der Schulautonomie anhand der Bedürfnisse der SchülerInnen und der schulautonomen Konzepte umsetzen?” Ziel muss für ihn sein, Deutschförderung in Kursen und kleinen Gruppen auszubauen sowie mehr Lehrer dafür einzusetzen.
(APA/Red)