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Ausstellung im Wiener MAK: Eine Orgie edlen Porzellans

1-01-1970, 00:00

“Eine Orgie edlen Porzellans”, nannte dies MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein bei der heutigen Presseführung völlig zu Recht, “ein orgiastisches Fest” und “eine Sinfonie aus Formen und Farben” Michael Macek, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ausstellung beteiligt war. Genau 1.349 Objekte zeigt man in einem Parcours durch 300 Jahre Wiener Porzellangeschichte, die 1718 “nicht ganz lauter” (Thun-Hohenstein) durch Abwerbung von Mitarbeitern aus der ersten europäischen Porzellan-Manufaktur in Meißen begann.

Pikanter Nachttopf

Dabei zeigt man gerade ein Drittel des eigenen Depotbestands. Zu den 180 bedeutenden Leihgaben gehören ein aus Warschau kommender Nachttopf, der wegen seiner pikanten Darstellungen in Polen nicht öffentlich ausgestellt werden darf, und 17 Stücke des 300-teiligen Porzellanservices für den Duke of Wellington, den Sieger von Waterloo, das aus dem Londoner Apsley House kommend erstmals wieder mit den in der MAK-Sammlung befindlichen Entwurfszeichnungen vereint ist. “Mein Lieblingsstück”, schwärmte Rainald Franz über eines der kostspieligsten Service, die je zu Geschenkzwecken in der kaiserlichen Wiener Porzellanmanufaktur gefertigt wurden.

Fülle und Vielfalt

Überhaupt erstaunt nicht nur die Fülle, sondern auch die Vielfalt: Von der “Monumentalvase” zur Kaminverkleidung, von der Büste bis zum Uhrgehäuse scheint es kaum etwas zu geben, was es nicht (auch) aus Porzellan gibt. Tischservice und Tafelaufsätze sind gleich zu Dutzenden vertreten, Teller und Tassen zu hunderten. Kleine Porzellanskulpturen findet man ebenso wie großformatige Porzellanbilder mit Blumenstillleben. Und man entdeckt auch jenen nach einem Entwurf von Albin Döbrich gegossenen Porzellan-Lipizzaner, der eine Zeit lang beliebtes Mitbringsel bei Staatsbesuchen war und “nun wohl in den Depots nahezu jeder Staatskanzlei verstaubt” (Franz).

Erste Porzellan-Ausstellung seit 1970

Dass das MAK es als Aufgabe sieht, dieses kulturelle Erbe wieder mehr ins Bewusstsein der Wiener zu rücken, liegt an Zweierlei: Seit seiner Gründung bewahrt das MAK den Nachlass der nach einer wechselvollen Geschichte 1864 vorübergehend geschlossenen Wiener Porzellanmanufaktur auf – und hat seit 1970 keine große Ausstellung mehr dazu gemacht. Dies holt man nun umso gründlicher nach. In fünf Bereichen und einigen thematischen Zwischenstationen führt man durch die drei Jahrhunderte, von der Vergabe eines kaiserlichen Privilegiums zur Porzellanerzeugung an Claudius Innocentius Du Paquier im Mai 1718 über Klassizismus, Biedermeier und Historismus bis zur Neugründung der Porzellanmanufaktur Augarten im Jahr 1923.

Wer die Zeitreise in die Gegenwart fortführen möchte, der schaut am Besten in der Ausstellung im Porzellanmuseum vorbei (wo auch der Shop der vor 15 Jahren vom Unternehmer Eduard F. Grossnigg übernommenen Porzellanmanufaktur Augarten zu finden ist). Das MAK bietet auch Kombi-Führungen an, die im Augarten starten.

(APA/red)

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