Die Clubkultur-Schiene der , die von 24. bis 26. Mai im F23 über die Bühne geht, ist aus Sicht der jungen Frau “extrem wichtig” – gerade aufgrund der Zusammensetzung des Line-ups, gibt Kuratorin Marlene Engel doch auch bei der zweiten Ausgabe weiblichen Stimmen und queerem Ausdruck viel Platz. “Die Energie bei diesem Festival ist komplett anders. Hier wird die Clubkultur unterstützt”, so Ebow im APA-Interview. “Es steckt so viel Feinsinn darin, und außerdem ist es wichtig zu zeigen: Man kann Line-ups so machen. Es geht sogar verdammt gut!”
Dass man sich im Musikbusiness durchsetzen muss, das hat die seit einigen Jahren in Wien ansässige Ebow bereits selbst erfahren. Arbeitet man als Neuling mit erfahrenen Kollegen zusammen, wie es bei ihrem selbstbetitelten Debüt der Fall war, “verliert man das Gefühl dafür, was man selbst für richtig und gut hält”. Für ihr im Vorjahr erschienenes Zweitwerk “Komplexität”, das beim heimischen Label Problembär Records erschienen ist, habe sie sich das “zurück erkämpft. Es war ganz wichtig zu lernen: Ich kann auf meine eigene Meinung vertrauen.”
Geprägt durch Hip-Hop und R’n’B
Geprägt wurde diese schon in jungen Jahren durch Hip-Hop und R’n’B, wobei ihre Familie wesentlichen Einfluss auf die musikalische Sozialisation von Ebow hatte. “Das war generell ein Thema bei uns. Wir konnten uns auch gut mit der Black Community identifizieren. Selbst wenn wir die Texte nicht komplett verstanden haben, wussten wir, was die Message ist und dahintersteckt”, erinnerte sich die Musikerin. “Hip-Hop ist etwas von und für die Community.” Auch sonst sei in ihrer Familie “viel Wert auf kulturelle Bildung” gelegt worden.
Der Schritt zur professionellen Künstlerin sei dann eigentlich ein “natürlicher” gewesen. “Es gab nicht den Moment, in dem ich mich entscheiden musste: Will ich das wirklich tun? Ich habe es einfach immer gemacht.” Wobei Ebow zugibt, in gewisser Weise noch auf der Suche nach ihrem Ausdruck zu sein. Abwechslung ist ihr jedenfalls wichtig, weshalb sie etwa mit Gaddafi Gals (ebenfalls bei Hyperreality zu erleben) eher im minimalistischen R’n’B mit englischen Texten unterwegs ist. “Wir machen da einfach, worauf wir Bock haben”, schmunzelte sie.
Zwischenmenschliches und Politisches
Thematisch nimmt sich Ebow auf “Komplexität” Zwischenmenschliches ebenso vor wie Politisches. “Manchmal muss man Dinge gerade heraus sagen”, verwies sie etwa auf den Track “Asyl”. “Über Geflüchtete wird ja viel geredet. Ich habe hier dann auch in einem Heim für Geflüchtete gearbeitet, da ändert sich der Zugang dann noch mal. Man hat Freunde dort. Im Hip-Hop geht es ja auch darum, große Themen zu reduzieren, ohne dass der Inhalt verloren geht. Man zieht eine Substanz raus.” Im Fall von “Asyl” also etwa die Macht, die einem ein Pass verleiht – oder eben nicht. “Das ist für mich die wichtigste Message: Man ist Wert, was einem der Pass an Wert gibt”, meinte Ebow nachdenklich.
Insgesamt versuche sie “Dinge nicht zu übertreiben, sondern realitätsnah und direkt darzustellen”. Ein Problem hat sie jedenfalls mit sinnloser Provokation, mit der etwa jüngst das Duo Kollegah und Farid Bang für Aufregung sorgte. “Gangsta-Rap hat schon seine Berechtigung, weil er auch eine Realität widerspiegelt”, gab Ebow zu bedenken. “Aber was die gemacht haben, ist banal und dumm. So einen antisemitischen Scheiß von sich zu geben und dann zu sagen, es ist künstlerische Freiheit: Nein, ist es nicht! Wird es auch nie sein. Das hat für mich nichts mit Hip-Hop zu tun.”
Kritik an FPÖ in Österreich
Sehr kritisch sieht die Rapperin auch die Regierungsbeteiligung der FPÖ in Österreich und allgemein das Erstarken rechter Politik. “In Deutschland gibt es das zwar auch, wird aber meist unterschwelliger rübergebracht. Aber hier in Österreich ist es so normalisiert, dass diese Politiker es nach außen tragen dürfen. Und das wird dann mit Meinungsfreiheit erklärt. Das kann doch nicht sein, dass solche Leute an der Macht sind oder überhaupt politischen Einfluss haben!”
Zurück zur Musik: Mit Hyperreality ist Ebows Auftrittsreigen keineswegs abgeschlossen, ist sie heuer doch auch am Nova Rock (14.-17. Juni) zu erleben. Wie passt sie da zwischen all die testosteronschwangeren Rockbands? “Ich liebe es halt. Es gibt nichts Schöneres an der Musik, als auf der Bühne zu stehen und den direkten Kontakt zu haben. Wenn du siehst, dass es die Leute berührt und sie im gleichen Vibe sind – das ist echt crazy. Das hat fast schon was Politisches. Hip-Hop kommt ja auch von Rebellion.”
(APA/red)